Mein Traumempfänger für Kurzwelle und Co.
Der perfekte Empfänger - wer hätte den nicht gern? Dummerweise gibt es da einen Haken: Den perfekten Empfänger gibt es gar nicht, höchstens den für den jeweiligen Besitzer perfekten Empfänger, sind doch die Anforderungen an "Radios" im weiteren Sinne recht individuell.
In meinem Fall meinte ich das perfekte Gerät einmal gefunden zu haben, das auch zweifellos für nicht wenig Geld einen hervorragenden Empfang bietet - dumm nur, daß man dafür eine gute (Außen-)Antenne benötigt (sonst fängt man sich des öfteren Störungen vom Empfänger selbst ein), daß man das Gerät nicht mal eben mitschleppen und unterwegs hören kann und daß eine vernünftige Bedienung im Dunkeln auch kaum möglich ist. Dumm gelaufen, das. Real eingesetzt wird damit in weit größerem Umfang das eigentlich abzulösende Gerät, trotz deutlich schlechterer Empfangsleistungen...
Wie sähe denn nun mein Traumempfänger aus? (Nebenbei bemerkt, ich habe Erfahrungen mit Sony ICF-SW7600G, ICF-7601, ICF-SW7600 und AOR AR7030.) Nun, manchen wird es vielleicht wundern, aber es handelt sich um ein durchaus stark kompromißbehaftetes Gerät:
- Abmessungen: Die Größe der üblichen Reiseradios ("7600er-Klasse") sollte einen recht guten Kompromiß zwischen Handlichkeit, ausreichend Bedienelementen, Machbarkeit eines anständigen Empfängers und Kosten darstellen. (Wenn man sich mal ansieht, welche Leistungen Sony aus dem ICF-SW07 rausgequetscht hat, sollte doch ein größeres Gerät mit etwas besserer Ausstattung zu vielleicht sogar etwas niedrigerem Preis durchaus drin sein.)
- Stromversorgung: Batterien/Akkus plus Buchse für externe Versorgung mit Gleichspannung. Geringer Stromverbrauch wäre sinnvoll.
- Antennen: Teleskop- plus Anschluß für externe (Klinke reicht)
- Ausstattung Empfangsteil:
- Wellenbereiche mindestens 150 kHz ... 30 MHz durchgehend (gern auch runter bis z.B. 100 kHz) plus UKW 76-108 MHz zzgl. OIRT-Band (~67...73 MHz), 6m-Afu-Band wäre auch gut.
- Konzept: Für LMK Doppelsuper mit hoher 1. ZF (vielleicht die gängige 55,845 MHz), klar. Halbwegs großsignalfester (bißchen Antenne darf er gern vertragen), aber dabei nicht zu stromhungriger 1. Mischer, genügend Vorfilterung auf der 1. ZF (Spiegelfrequenzen müssen nicht sein). 2. ZF wie üblich 455 kHz. Für UKW tut's ein Einfachsuper auf 10,7 MHz, aber bitte genügend übersteuerungsfest und entspiegelt.
- rauscharmer PLL-Synthesizer (ich mag keine vermatschten schwachen Signale) mit je drei verschiedenen Abstimmschritten pro Wellenbereich: LMK + 6 m "grob" / 1 kHz / 100 Hz (der kleinste Schritt darf auch gern feiner sein, z.B. 10 Hz, aber 100 Hz mit Clarifier ist auch schon ein sehr guter Kompromiß) mit "grob" = 3 kHz auf LW, 9/10 kHz (umschaltbar) auf MW, 5 kHz auf KW (ab ~1620 kHz) und 6 m; UKW: 100 kHz / 50 kHz / 10 kHz. Dabei wäre z.B. die Hauptabstimmung zwischen "grob" und 1 kHz resp. 100 kHz und 25 kHz umschaltbar, die Feinabstimmung würde die kleinsten Schritte bedienen. Bei nur zwei verschiedenen Abstimmschritten muß man die Wahl abhängig von der Demodulationsart gestalten, so wie das Sony macht.
- Modi: AM, SSB mit wählbarem Seitenband, Synchron-AM mit dito (wobei der Fangbereich gern +/- 1 kHz betragen darf), NFM, DRM (jaja, ich weiß, gibt noch keine ICs dafür, aber das kommt schon noch) für LMK (6 m käme auch nur mit SSB und NFM aus) bzw. WFM für die UKW-Bereiche. Wenn 6m nicht implementiert wird, kann man NFM vermutlich auch weglassen - wenn die Tonqualität immer so scheußlich ist wie bei meinem AR7030, dann lohnt sich das nämlich wirklich nicht.
- Ordentliche ZF-Filter für alle Bereiche: 10-12 kHz für DRM (kann man ja kaskadierend auch gleich als Vorfilter verwenden...), ~6 kHz real für AM-breit und NFM, ca. 2,5 kHz für SSB, optional ~4 kHz für AM-schmal, bis auf das ganz breite Filter alle mind. 6-polig; 2 oder besser 3 UKW-Filter mit 180/150 kHz Nominalbandbreite.
- Mitlaufende Antennenanpassung, naja, wenigstens grob.
- Bonbon: RDS für UKW.
- Bedienung:
- Abstimmung: Hauptabstimmung (ggf. umschaltbar zwischen den zwei gröberen Schritten) per Tasten, Feinabstimmung mit einem weiteren Tastenpaar oder Abstimmknopf. Ggf. Clarifier für SSB (gerade bei kleinsten Schritten von 100 Hz nötig). 10er-Tastenfeld (5 markiert) zur Direkteingabe von Frequenzen oder - warum nicht, Panasonic und Grundig konnten das ja auch - Meterbändern. (Wobei es nett wäre, wenn auch die Afu-Bänder mit drin wären, und Abklappern der Meterbänder per Abstimmtasten bei Drücken einer Meterbandtaste wäre auch gut.)
- Modusumschaltung z.B. über eine Taste plus Tastenfeld zur Direktanwahl (also etwa MODE + 1 = AM, MODE + 2 = DRM, MODE + 3 = Synch USB, MODE + 6 = Synch LSB, MODE + 4 = SSB USB, MODE + 5 = SSB LSB). Keinesfalls automatisch während der Abstimmung (à la ICF-SW55).
- Gut unterscheidbare Tasten, die auch im Dunkeln (oder für Blinde) eine vernünftige Bedienung ermöglichen. Ein beleuchtbares Tastenfeld wäre durchaus nett.
- Speicherplätze: 'n paar hundert halt, und ggf. mit alphanumerischen Bezeichnern. Eine Untergliederung in Seiten mit 10 Speichern pro Seite und Direktanwahl einer Seite per Tastenfeld sollte eine recht gute Bedienbarkeit ergeben. Ich selbst brauche eigentlich gar nicht viele Speicher, aber ich habe ja auch mal mit 'nem ICF-SW7600G angefangen...
- Display für Frequenz, Meterband, Modus, etc.pp. mit alphanumerischem Teil für DRM-Zusatzinfos oder Speicherplatzbezeichnungen. Die Ausleuchtung sollte dabei wie üblich möglichst gleichmäßig sein, bei wählbarer Beleuchtungsdauer: n Sekunden (mit Fadeout) bzw. ständig. Farblich sollten entgegen der aktuellen modischen Trends grüne oder grün-gelbliche LEDs für die Beleuchtung sorgen, schlicht weil da das menschliche Auge am empfindlichsten ist...
- Vernünftiger Klang vielleicht mal mit einem angepaßten Lautsprecher. (Sony verbaut zwar ganz gute Lautsprecher, aber in Sachen Akustik haben die's einfach nicht so drauf, jedenfalls was Weltempfänger angeht... Das bekamen europäische Hersteller wie Grundig oder Philips i.allg. besser hin.)
- Tonregelung, wenigstens eine brauchbare Tonblende. Separate Bass-Boost- oder Loudness-Funktionen wären ggf. sinnvoll. (Der ICF-7601 hat z.B. in der Einstellung "MUSIC" 'ne schnöde Baßanhebung drin, die den Klang gegenüber dem ähnlich großen und mit einem gleich großen Lautsprecher ausgestatteten ICF-SW7600G mit quasi flachem Frequenzgang seitens des Verstärkers schon um eine Klasse verbessert. Dumm ist nur, daß sich diese Baßanhebung nicht ohne Höhenabsenkung abschalten läßt, da hatte wohl der ältere ICF-7600A(W) nicht umsonst einen dreistufen Tonschalter MUSIC - NORM - NEWS.) Die Standard-Tiefpaßfilterung der NF in den AM-Bereichen sollte nicht ganz so rigide wie beim ICF-SW7600G ausfallen, ein Mittelding zwischen diesem und dem ICF-SW7600 wäre gut.
- Leistungen: Ganz klar, hohe Empfindlichkeit (auch bei Batteriebetrieb), Übersteuerungsfestigkeit und Trennschärfe auf allen Bändern, gepaart mit einem glasklaren Synchrondemodulator/Produktdetektor (vielleicht nicht ganz auf dem Niveau eines AR7030, aber doch auch nicht so etwas angerauscht und immer noch recht stark klirrend wie beim ICF-SW7600G) und einem auch für UKW guten NF-Teil.
- Sonstiges: Kopfhörerbuchse (wäre nett, wenn auch etwas hochohmigere Kopfhörer nicht zuviel NF-Rauschen abbekämen), Line-Out, evtl. Schaltausgang, Antenneneingang vielleicht sogar mit Schaltfunktion für AN-LP1 und Co., nett wäre: PC-Interface irgendwelcher Art
- Kosten: Am besten unter 500 Fragezeichen. (Wer meint, ich hätte im wesentlichen eine Art Nachfolger des Sony ICF-SW55 skizziert, liegt eigentlich so flsahc nicht.)
Diese Liste vollständigt keine Erhebung auf Anspruchigkeit.
Links
Cliff Watts' Ultimate Portable Radio - geht so etwa in die gleiche Richtung.