ELSA WINNER 1000PRO, 1000AVI, 2000PRO, 2000AVI und 2000PRO/X

Weil zu diesen schon etwas angegrauten Grafikkarten kaum nützliche Informationen im Web zu finden waren, war die Einrichtung einer eigenen Seite naheliegend.

Inhalt

Allgemeines

Es handelt sich bei den Karten WINNER 1000PRO, 1000AVI, 2000PRO, 2000AVI und 2000PRO/X um Grafikkarten von ELSA mit 64-Bit-Grafikchips von S3. 1000PRO, 1000AVI und 2000AVI waren eher für den Endanwender gedacht (es wurden aber auch CAD-Treiber mitgeliefert), 2000PRO und 2000PRO/X dagegen eher für CAD und ähnliches.
S3 864 und 868 sind Grafikchips, die mit DRAM (maximal 4 MB) zusammenarbeiten, während 964 und 968 für VRAM-Speicher (bis 8 MB) ausgelegt sind. Es handelt sich jeweils um 64-Bit-Grafikbeschleuniger für Local-Bus-Systeme (also solche mit VL- oder PCI-Bus), wobei 868 und 968 auch Videobeschleunigung bieten. Der lineare Framebuffer von 864 und 964 ist 8 MB groß (sie lassen sich notfalls auch noch in den Bereich A000-AFFF mappen), der von 868 und 968 64 MB. RAMDAC und Clockchip sind extern, daher wurden teilweise im selbem Kartenmodell je nach Speicherbestückung unterschiedliche RAMDACs verbaut. 3D-Beschleunigung sucht man übrigens vergebens - diese war 1994 bis 1996 allerdings auch nicht üblich. (Schade eigentlich, daß der VL-Bus von 3D sogar völlig "verschont" blieb.)

Das waren übrigens noch die Zeiten, in denen Grafikkartenhersteller ihre eigenen Kartendesigns entwerfen und eigene Treiber schreiben mußten und nicht alles in Form von Referenzdesigns und Treibern der Chiphersteller vorgekaut bekamen - das hat zwar die Treiberqualität verbessert und die Grafikkartenherstellung tlw. deutlich erleichert (gerade für bis dato wenig bekannte Hersteller), die etablierten Hersteller hatten jedoch damit kaum noch Profilierungsmöglichkeiten. Wieviele bekannte Kartenhersteller von 1995 oder 1997 gibt es denn heute noch? Mir fallen da nur ATI und Matrox ein, und die haben von jeher ihre eigenen Chips produziert (strenggenommen ATI erst seit Ende der 80er, vorher haben die auch Chips von C&T verbaut, aber in diesem Zusammenhang kann man das als "von jeher" gelten lassen). (Daß es ELSA heute nicht mehr gibt - die "Neue ELSA GmbH" ist eine Neugründung - , dürfte nicht nur daran liegen, sondern auch zu großen Teilen an Mißmanagement und dem ach so unbedingt nötigen Börsengang. Die zuletzt oft bemängelte Qualität z.B. der Monitore bestätigte nur den Eindruck des Insolvenzverwalters, daß die Firma schon lange überfällig war [im Bereich Grafik allemal]. Die Grafiktreiberprogrammierer hatte man ohnehin schon IIRC 1999 an nVidia verscherbelt.)

Kenndaten

WINNER 1000PRO

 
Grafikchip S3 Vision864
Speicher 1 oder 2 MB DRAM
RAMDAC 135 MHz (AT&T 20C498, STG 1700 oder S3 SDAC [86C716])
Bussysteme VLB, PCI
Verkaufszeitraum 1994 bis Anfang 1995
Preis Ende 1994: 500 DM
 

WINNER 1000AVI

 
Grafikchip S3 Vision868
Speicher 2 MB DRAM (70 ns, 2-cycle EDO DRAM)
RAMDAC 135 MHz (S3 SDAC [86C716] oder AT&T 20C409)
Bussysteme VLB, PCI
Verkaufszeitraum 1995-1996
Preis 1995: 500 DM Liste
 

WINNER 2000PRO

 
Grafikchip S3 Vision964
Speicher 2 oder 4 MB VRAM (TI TMS55160, 70 ns)
RAMDAC
2 MB (PRO-2):  135 MHz (TI TVP3020?)
4 MB (PRO-4):  170 MHz (TI TVP3020)
4 MB (PRO-H):  200 MHz (TI TVP3020)
Bussysteme VLB, PCI
Verkaufszeitraum Frühjahr 1994 bis Frühjahr 1995
Preis Frühjahr 1994 ca. 2400 DM für die PRO-4; Ende 1994 ca. 2000 DM für die PRO-4 und ca. 1200 DM für die PRO-2
 

WINNER 2000AVI

 
Grafikchip S3 Vision968
Speicher 2 oder 4 MB VRAM (TI TMS55160, 60 ns)
RAMDAC 175 MHz (TI TVP3026; anfangs 135 MHz)
Bussysteme PCI
Verkaufszeitraum 1995-1997
Preis Anfang 1996 ca. 500 DM für die AVI-2 und ca. 800 DM für die AVI-4; Ende 1996 ca. 300 und 400 DM
 

WINNER 2000PRO/X

 
Grafikchip S3 Vision968
Speicher 2, 4 oder 8 MB VRAM (TI TMS55160 oder IBM IBM025161LG5D-6H [03H9342], 60 ns)
RAMDAC
2 und 4 MB:  220 MHz (TI TVP3026)
8 MB:  250 MHz (IBM RGB528CF25-A [26H3662])
Bussysteme PCI
Verkaufszeitraum 1995-1997
Preis 1995 ca. 2000 DM für TWINNER-2 (zwei PRO/X-2), etwa dasselbe für eine PRO/X-8; Ende 1995 ca. 1500 DM für eine PRO/X-4; 1996 ca. 1600 DM für eine PRO/X-8, 1997 etwa 1300 DM; Restbestände: von ca. 200 bis 900 DM (ELSA intern: 200 DM)
 

Wozu diese Seite?

Was macht diese Grafikkarten nun so fürchterlich interessant?

Nun, die WINNER 1000AVI und 2000PRO zählen zu den schnellsten Grafikkarten, die für den VESA-Localbus verfügbar sind. (Damit dies auch für DOS-Spiele gilt, müssen aber S3VBE20 und S3SPDUP her, s.u.) Eine Matrox Ultima ist unter Windows und Co. auch nicht gerade langsam zu nennen, aber ihr (offenbar 8-bittiger) VGA-Teil ist doch recht behäbig, um es mal milde auszudrücken. (Dies wurde in der Millennium korrigiert, die es aber nur als PCI-Version gab.) Lediglich die VL-Version einer Vision968-Karte wie der Diamond Stealth 64 Video VRAM bzw. 3x00 dürfte die ELSAs (mit 868 bzw. 964) abhängen - die WINNER 2000AVI gab es ja im Gegensatz zur 1000AVI nicht für den VL-Bus, sondern nur für PCI. (Ich vermute mal, daß das daran lag, daß man für die 1000AVI schon ein fertiges Design hatte - nämlich das der 1000PRO VL mit S3 SDAC - , bei dem man praktisch nur einen anderen Grafikchip verbauen mußte, während das der 2000PRO mit dem alten TVP3020 nicht weiterverwendbar war, weil dieser keine höheren VGA-Bildwiederholraten zugelassen hätte.)

Zumindest die WINNER 2000PRO/X ist auch in DEC-Alpha-Systemen einsetzbar. Der Treiber scheint aber auch die anderen Karten zu kennen.

Eine WINNER 2000PRO/X-8 ist ein wahres Monstrum von Grafikkarte (volle Baulänge!) mit für 1995 sehr imposanter Ausstattung - 8 MB VRAM, 250-MHz-RAMDAC - , das Truecolor maximal in 1600x1280 und 77 Hz darstellt (bei 1600x1200 geht auch Videobeschleunigung, dann sind maximal 83 Hz möglich). Bei der Geschwindigkeit in Truecolor läßt diese Karte eine gut 2 Jahre neuere ELSA Victory 3DX (S3 Virge/DX, 4 MB EDO-DRAM 40 ns) ziemlich alt aussehen, genauso bei DOS-Spielen, die VBE 2.0 verwenden (S3VBE20 nötig). Um fair zu sein, sollte man aber erwähnen, daß auch andere Hersteller ähnliche Karten im Angebot hatten, z.B. Miro die 80SV ebenfalls mit Vision968, 8 MB VRAM und 250-MHz-RAMDAC oder Matrox eine Millennium mit 8 MB WRAM und 250-MHz-RAMDAC.

Generell scheinen VRAM-Karten dann die Nase vorn zu haben, wenn große Datenmengen in der Grafikspeicher geschaufelt werden sollen - die WINNER 2000PRO-4 (VRAM) stellte auf einem VL-DX/2-66er unter Win95 ein Video der Größe 320x240 (15 fps) auf 640x480 vergrößert fast ruckelfrei dar, während es auf demselben Rechner mit der 1000AVI (DRAM) trotz des neueren Grafikchips (868 statt 964) doch ziemlich stark ruckelte. Letztere kann dafür zumindest unter Windows 3.1x den Vorteil der Videobeschleunigung ausspielen (warum diese unter Windows 95 nicht genutzt wird, war mir lange ein Rätsel, aber offenbar liegt das daran, daß DCI 2.0 nicht recht stabil zu bekommen war und DirectX erst deutlich später erschien, womit die Medienwiedergabe nichts davon weiß) und das Video auch in voller Bildschirmauflösung (1024x768) ruckelfrei und zudem gefiltert darstellen.

Ach ja: Über die Bildschärfe der Karten kann man nicht klagen, die ist auch in hohen Auflösungen gut (bei der 2000PRO/X sowieso, aber auch bei der 1000AVI). Nur die Helligkeit läßt bei der 1000AVI und der 2000PRO/X etwas zu wünschen übrig, da muß man am Monitor hochregeln.

Ein interessantes Detail: Die Platine der 2000PRO/X-8 trägt die Aufschrift "WINNER 2000PRO-PCI-8", die 1000AVI VL weist ein "1000PRO" auf - augenscheinlich sind x64 und x68 pinkompatibel, anders kann ich mir das kaum erklären. Da das Kartendesign ja von 1994 stammen muß (wäre es früher fertig gewesen, so hätte ELSA die 8-MB-Variante wohl auf der '93er Cebit [oder war's die Comdex?] zusammen mit den 2- und 4-MB-Varianten der 2000PRO vorgestellt), ist es recht interessant, daß zu einer Zeit, in der Karten mit 1 MB Standard waren, solche mit 8 MB konstruiert wurden - heutzutage, wo 64 MB Standard sind, entspräche das Karten mit 512 MB (!) RAM. Soviel RAM steckt derzeit in meiner Hauptkiste, als normaler Arbeitsspeicher...

Die kleinen Tücken

Tja, ganz ohne Macken sind sie nicht, diese Grafikkarten.

Allen gemeinsam ist zunächst, daß sie altersbedingt nur ein VESA-BIOS 1.2 bieten (und damit in DOS-Spielen zunächst keine gute Figur machen). Dies läßt sich mit S3VBE20 von Dietmar Meschede ausbügeln - die Benutzung des linearen Framebuffers (ab VESA 2.0) beflügelt die Karten in VESA-Modi regelrecht. Damit auch ältere Programme und Spiele etwas davon haben, gibt es S3SPDUP, aber dazu mehr unter "Tips".

Noch ein mögliches Problem: Die S3 Vision-x6x-Chips (sowie noch ältere S3-Chips) belegen zusätzliche I/O-Bereiche, die für 8514/A-Grafikkarten vorgesehen waren (darauf basiert ihre Grafikengine), nämlich 02E8h, 12E8h, 22E8h, ... Deswegen vertragen sie sich nicht mit richtigen 8514/A-Karten und - was eher relevant sein dürfte - einer vierten seriellen Schnittstelle, da deren I/O-Bereich bei 02E8h liegt.

Die hier behandelten Karten können *nur* als primäre, nicht jedoch als sekundäre Grafikkarten genutzt werden (wenn man z.B. unter Windows 98/ME oder 2000 mehrere Grafikkarten nutzen will). Dabei handelt es sich um eine Beschränkung des Grafikchips, die auch alle anderen Karten auf Basis von 864, 964, 868 und 968 (und älterer S3-Chips) betrifft.

Auch der Treibersupport unter neueren Betriebssystemen ist eher schlecht - bei Windows 98(SE) kann man immerhin noch auf die Win95-Treiber zurückgreifen, bei Windows ME bleibt einem nur der Standardtreiber mit maximal 75 Hz und wie eh und je bei S3-Standardtreibern nur sehr unvollständiger Unterstützung von 1152x864. Unter Windows 2000 kann man entweder diesen benutzen oder auf NT-4.0-Treiber zurückgreifen, alle Stromsparfunktionen (Standby und Ruhezustand) gehen dann aber flöten. Unter Linux und anderen *IX-Versionen, die XFRee86 benutzen, sieht es auch nicht rosig aus: XFree86 3.3.6 ist die letzte Version, die etwas mit den alten S3-Chips anzufangen weiß, aktuelle 4.x.x (die man insbesondere dann einsetzen wird, wenn man an 3D-Beschleunigung interessiert ist) kommen da nicht in Frage (allenfalls mit Framebuffer-Treiber, aber da fehlt mir die Erfahrung).

WINNER 1000AVI

WINNER 2000PRO

WINNER 2000PRO/X-8

Eine gebrauchte WINNER 2000PRO/X-8 könnte auch für manchen Besitzer eines neueren Rechners interessant sein, jedoch gibt es da zusätzlich zu den allgemeinen Problemchen noch einige weitere Stolpersteine:

Wenn sich jetzt immer noch wer sagt "Mensch, die muß ich haben", frohes Erjagen auf dem Gebrauchtmarkt (aber aufgepaßt, wenn Andreas Hintermayr gleiches vorhat <g>). Für Windows-3.1-Freaks dürfte eine Matrox Millennium II oder G200 weitaus weniger problematisch und nebenbei auch eine Ecke schneller sein - deren K3wlness-Faktor (sind halt keine Riesenkärtchen voller Baulänge und nicht Highend von '95) ist aber auch deutlich niedriger...

WINNER 2000AVI

Tips

Alle genannten Grafikkarten lassen sich mit MCLK 0.94A tunen. Bei DRAM-Karten kann man sogar den Speichertakt seitens des RAMDACs erhöhen - die 1000AVI VL in meinem 486er erreichte so im Benchmark von Dr. Hardware für DOS knapp 33 MB/s statt der normalen 17-18 MB/s und 26 MB/s nur bei Tuning anderer RAM-Parameter, mehr scheint wohl das Board nicht herzugeben. (Mit VIDSPEED sind die 33 MB/s bei 32-Bit-Transfers nachzuvollziehen - da werden 33280 KB/s gemessen.) Die 2000PRO VL erreicht in VESA-Modi die 33 MB/s bei 32-Bit-Transfers im übrigen auch ohne Zusatztools - VRAM halt. (Bei PCI ist die Transferrate im Banked-Betrieb seltsamerweise deutlich geringer, offenbar hat man sich also mit dem VL-Businterface Mühe gegeben [bei PCI-Karten hängen die x6x-Chips direkt am Bus, bei VL sind noch diverse Chips dazwischen].) Auch bei Einsatz eines anderen Boards tut sich bei der maximalen VL-Transferrate wenig - 33214 KB/s auf einem QDI-Board mit OPTi 895 statt des vorherigen Shuttle HOT-409 mit OPTi 495SX. Wenn jemand VL-Chipsätze oder -Boards weiß, die mehr schaffen, nur zu.

Vom Autor von S3VBE20 (einem TSR, das das VESA-BIOS 1.2 von S3-basierten Karten auf ein 2.0er "aufbohrt" und somit die Nutzung des linearen Framebuffers ermöglicht, was Spiele, die von sich aus die entsprechenden VESA-2.0-Modi nutzen, deutlich beschleunigt) gibt es noch ein Tool "S3SPDUP" (es benötigt S3VBE20), das VESA-Modi, die nicht den linearen Framebuffer nutzen (banked modes, wie auch von VIDSPEED verwendet), beschleunigen kann, indem diese zwangsweise den linearen Framebuffer benutzen, ebenso den oft benutzten VGA-Modus 13h (320x200, 256 Farben) - letzteres ist aber nicht kompatibel mit Spielen, die den ModeX verwenden. Die Beschleunigung durch die Verwendung des linearen Framebuffers fällt recht drastisch aus - die 1000AVI schaffte im Modus 800x600 in TrueColor, der die verfügbare RAM-Bandbreite doch arg zu verringern scheint (bei DRAM-Karten müssen sich bekanntlich Grafikchip und RAMDAC die verfügbare Speicherbandbreite teilen, während sie bei VRAM - dieses ist dual-ported, d.h. hat zwei "Ein-/Ausgänge" - unabhängig voneinander auf den Speicher zugreifen können), statt 6 MB/s nunmehr 14,5 MB/s und in allen anderen VESA-Modi, die vorher auch langsamer gewesen waren, die maximalen 32,5 MB/s (33280 KB/s). Man bekommt die letzten Versionen beider Tools (3.18 und 3.11) hier.

Noch mehr Tuning auf Kisten mit Intel-450xx- oder 440xx-Chipsatz: Das mittlerweile recht betagte Tool FastVid erlaubt das Aktivieren von Write-Combining für den linearen Framebuffer und für Banked-Modi; daneben kann auf den 450-Chipsätzen Write-Posting aktiviert werden. Das ganze scheint recht problemlos zu sein, nur der Windows-3.1-Treiber für die WINNER 2000PRO/X funkt da dazwischen. Das ist nicht weiter tragisch - ein hoher Datendurchsatz ist primär für DOS-Spiele und andere Anwendungen, die VESA-Modi nutzen, wichtig.

Man muß sich unter DOS nicht mit auf neueren Monitoren doch recht stark flimmernden 60 Hz (in 640x480) oder 70 Hz (im Textmodus 80x25 = 720x400 oder in 320x200) zufriedengeben - mit REFRESH bzw. XREFRESH läßt sich die Bildwiederholrate von 60 auf 75 Hz und von 70 auf 77 Hz (1000AVI) oder 89 Hz (andere Karten) steigern - wenn denn das BIOS mitmacht und sonstige Seltsamkeiten (wie etwa, daß in Lotus III die Ausführungsgeschwindigkeit von der Bildwiederholrate abhängt) ausbleiben. Ähnliches gilt für VESA-Modi, bei denen aber die Erhöhung der Bildwiederholrate i.allg. problemlos ist.

Die hier erwähnten WINNER-Karten (sowie die WINNER 1000, 2000 und 1000ISA mit 32-Bit-Grafikchips von S3) können sich Timings von Grafikmodi "merken", was Besitzer von Festfrequenzmonitoren zu schätzen wissen werden. Statt der Standard-Bildwiederholrate von z.B. 75 Hz wird dann das gespeicherte Timing für eine bestimmte Auflösung eingestellt.
Der Leser wird es sich schon gedacht haben: Das Timing ist bei diesen Karten (zumindest bei Nutzung der ELSA-Treiber für Windows) sehr schön einstellbar - schräge Auflösungen und Bildwiederholraten sind kein Problem.

WINNER-Karten der 2000er-Serie erlauben unter Windows mit dem Tool GAMMAman eine Gammakorrektur - eine nicht unpraktische Sache.

Mit einigen Karten ist Mehrschirmbetrieb (mit bis zu 4 Karten) möglich, der allerdings etwas anders funktioniert als z.B. der von Windows 98, ME und 2000. Das liegt u.a. daran, daß die Grafikchips den Betrieb als Sekundäradapter normalerweise gar nicht unterstützen würden. Mit List und Tücke (und demzufolge: speziellen Treibern) scheint es aber dennoch möglich zu sein. Dabei werden z.B. vom ELSA MULTIman für Windows 3.1 folgende Kombinationen unterstützt:

Unter Windows 95 scheint auch der Betrieb mit mehreren WINNER 1000AVI vorgesehen gewesen zu sein, jedenfalls zeugen Reste in der INF-Datei des Treiber der 2000PRO/X davon. Das sollte man vielleicht mal ausprobieren...
Einschränkungen: Außer im ersten Fall müssen alle Karten die gleiche Speicherbestückung aufweisen; auch die Farbtiefe muß identisch sein. Im ersten Fall bestimmt die Karte mit der geringsten Speicherausstattung die maximal mögliche Auflösung; die eingestellten Auflösungen müssen aber nicht bei allen Karten gleich sein. Bei Mehrschirmbetrieb unter Windows funktionieren außerdem weder DCI noch DirectDraw, d.h. die Videobeschleunigung bleibt außen vor. Unter Windows 98 soll laut ELSA der MULTIman für Windows 95 gar nicht funktionieren. Auf VL-Systemen funktionieren nur die ersten zwei Varianten für Mehrschirmbetrieb - selbst wenn der Betrieb zweier WINNER 1000AVI vom Treiber her theoretisch möglich wäre, ist in einem Adreßraum von 128 MB nun einmal kein Platz für zwei Framebuffer von je 64 MB Größe, wenn der Rechner auch noch mit einer gewissen Menge RAM ausgestattet sein soll ;). (Jedenfalls vermute ich mal, daß alle Framebuffer nacheinander in den Speicher passen müssen und nicht etwa übereinandergelegt werden, wie das ein Konflikt im Gerätemanager von Windows 95 nahelegen würde.)
Der Mehrschirmbetrieb ist im übrigen auch für NEXTStep und diverse CAD-Programme verfügbar, damit habe ich aber keine Erfahrungen (obwohl natürlich ein Haupteinsatzzweck des Mehrschirmbetriebs CAD gewesen sein dürfte).

Wer eine solche Karte aus welchen Gründen auch immer als sekundäre Karte betreibt, kann sie (zumindest in Windows 3.1x) auch nutzen: system.ini, [Winner.drv], 2ndBrd=1 bzw. Board=<Nummer, ab 0>. Allerdings ist es dazu zwingend erforderlich, daß der Bereich B000-B7FF in der UMA nicht anderweitig (z.B. für UMBs) benutzt wird. Dies dürfte auch für den Mehrschirmbetrieb mit dem MULTIman gelten.

Hintergrundinfos: DRAM, VRAM - was'n'das?

DRAM und VRAM sind zwei Speichertypen, die man auf den hier behandelten Grafikkarten findet. VRAM ist eine Abart von DRAM mit einigen Finessen, dabei aber wesentlich teurer als dieses. Dafür ermöglicht es aber auch eine deutlich höhere RAM-Bandbreite. Wie bei "normalem" RAM, das als Hauptspeicher genutzt wird, gibt es auch hier verschiedene Unterarten - so verwenden etwa die neueren Karten EDO-DRAM (bei der WINNER 1000AVI ist dies noch 2-cycle-EDO-DRAM mit einer Zugriffszeit von 70 ns, bei der Victory 3DX ist es schnelleres Single-Cycle-EDO-DRAM mit 40 ns) bzw. EDO-VRAM (so etwa die hier nicht erwähnte WINNER 2000AVI/3D mit Virge/VX), während die älteren Exemplare mit den Fastpage-Varianten auskommen müssen. Lustigerweise ist die WINNER 1000AVI schneller, wenn man den Speicher als Fastpage-DRAM statt als EDO-DRAM ansprechen läßt - eigentlich sollte es doch umgekehrt sein?!
Wie dem auch sei, woher kommt nun der große Unterschied in der möglichen Bandbreite? Bei DRAM-Karten müssen sich Grafikchip und RAMDAC die verfügbare Speicherbandbreite teilen, während sie bei VRAM - dieses ist dual-ported, d.h. hat zwei "Ein-/Ausgänge" - praktisch unabhängig voneinander auf den Speicher zugreifen können. Dies wird durch ein spezielles Schieberegister aus SRAM (Static RAM, Speicher, der keinen Refresh benötigt) namens SAM (Serial Access Memory) ermöglicht, das größere Teile einer Bildschirmzeile aufnehmen kann, die am Stück aus dem Speicher gelesen werden, wodurch nicht jedes Pixel einzeln aus dem RAM gelesen werden muß und sich die für den Bildaufbau verbrauchte Speicherbandbreite um Größenordnungen reduziert. Deshalb wird die dem Grafikchip zur Verfügung stehende RAM-Bandbreite auch bei hoher Farbtiefe in hohen Auflösungen und Bildwiederholraten (bei denen der RAMDAC kräftig Daten aus dem RAM schaufeln muß, um das Bildsignal zu erzeugen) kaum reduziert. Ein Vergleich der Benchmarkwerte von Dr. Hardware für Windows in 1024x768 und HiColor mit den Werten von 2048x1536 in derselben Farbtiefe zeigt dies (Karte: WINNER 2000PRO/X-8, eine andere käme da auch kaum in Frage ;). Bei einer WINNER 1000AVI (DRAM) läßt dagegen z.B. die Geschwindigkeit des Blitters (BitBLT) in höheren Auflösungen deutlich nach.
Das auf Matrox-Karten (Millennium, Millennium II) verbaute WRAM ist übrigens ebenfalls dual-ported und etwas schneller als VRAM, dabei aber billiger. Dies dürfte eine Ursache für das Verschwinden von VRAM-Karten sein - nach 1997 gab es praktisch keine mehr. Der SDRAM-Boom (SDRAM hat mittlerweile VRAM in puncto RAM-Bandbreite weit überholt) in Verbindung mit dem Aufstieg von Nvidia (die haben nie VRAM verbaut) und dem Fall von S3 (bei Lowend-Chipsätzen ist teures VRAM sinnlos) dürfte aber der Hauptgrund gewesen sein.

VRAM-Links:

Product Folder (Obsolete):TMS55160, Multiport Video RAMs (diese VRAM-Chips mit je 512 KB Kapazität werden auf WINNER 2000PRO, 2000AVI und evtl. 2000PRO/X verwendet)
Fixed Frequency FAQ -- What is the difference between VRAM and DRAM?-- MonitorWorld.com
Speicher auf Grafikkarten

Heute werden freilich andere Speichertypen verbaut - SDRAM (Synchronous DRAM) und SGRAM (Synchronous Graphics RAM, SDRAM mit einigen speziellen für Grafikkarten gedachten Funktionen) sind 'in', neuerdings auch als DDR-SDRAM bzw. DDR-SGRAM (mit Double Data Rate, d.h. zweimaliger Übertragung von Daten pro Takt). Zudem werden heutzutage 128- und 256-Bit-Grafikchips verbaut, die gegenüber 64-Bit-Chips bei gleichem Speichertyp und -takt die doppelte bzw. vierfache RAM-Bandbreite erreichen können (allerdings sind im Consumer-Bereich maximal 128 Bit breite Speicherbusse üblich, wobei allerdings mit DDR-RAM die Bandbreite eines 256-Bit-Busses ohne DDR erreichbar ist). Damit sind heute - auch bedingt durch die enormen Taktfrequenzen von 200 MHz und mehr, gegen die sich die 100 bzw. 133 MHz beim Hauptspeicher [Anm. d.Verf.: Stand ~2001] und erst recht die etwa 66 MHz bei VRAM recht bescheiden ausnehmen - RAM-Bandbreiten möglich, von denen selbst eine WINNER 2000PRO/X-8 nur träumen kann. Die werden aber auch benötigt, schließlich sollen moderne Grafikkarten nicht nur in 2D ergonomisch und schnell sein, sondern darüber hinaus noch 3D-Anwendungen bzw. -Spiele beschleunigen. Die Bildqualität ist dabei aber nicht immer so gut, wie sie sein könnte - schlichtweg billige bzw. primitive Oberwellenfilter auf zumeist preiswerten Karten dämpfen oft noch die hochfrequenten Anteile des Bildsignals mit weg, Resultat: in hohen Auflösungen unscharfes Bild, oft auch Schatten. Es müssen also nicht immer Signalkabel oder Monitor die Schuldigen sein.

Ergonomiewerte

Damit man sich mal eine Vorstellung von den Ergonomiewerten der Karten machen kann, habe ich mal ELSA-Handbücher gewälzt (WINNER 1000AVI und 2000PRO/X) und kräftig abgetippt (die Zahlen bedeuten jeweils Hz bei gegebener Auflösung, Farbtiefe und Karte):
 
Auflösung
640x480 800x600 1024x768 1152x864 1280x1024 1536x1152 1600x1200
Farbtiefe (Bit)
8 16 32 8 16 32 8 16 32 8 16 32 8 16 32 8 16 32 8 16 32
Karte              
W1000PRO-1
W1000PRO-2
200
200
139
200

107
176
200
89
136

70
109
128

86
  86
101

76
 
75
               

W1000AVI-2
W1000PRO/X-2
(identisch!)
200 200 130 200 160 82 127 103   100 82   75                
W2000PRO-2
W2000PRO-4
W2000PRO-H
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
160
160
160
125
167
191
125
167
191

104
104
100
131
150
100
131
150

82
82
75
97
110

97
110
 
72
82

72
82
 
68
77

68
77
 
W2000AVI-2
W2000AVI-4
(135 MHz)
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
160
160
125
125
125
125

104
100
100
100
100

82
75
75

75
             
W2000AVI-2
W2000AVI-4
(175 MHz)
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
150
150
164
164
164
164

97
130
130
130
130

76
97
97

97

(75)
71
71

71
  66
66

66
 
W2000PRO/X-2
W2000PRO/X-4
W2000PRO/X-8
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
200
160
160
200
200
200
200
200
200
200

105
200
160
160
180
160
160
180

82
160
120
120
139

120
139

(82)
120
90
90
102

90
102


90
83
83
97

83
97


83
Victory 3DX-4

(zum Vergleich; S3 Virge/DX, integrierter RAMDAC 170 MHz, 4 MB EDO-DRAM, 1997; Truecolor: 24bpp, nicht 32bpp!)

160 160 160 160 160 120 160 110 85 120 85   100                

Zahlen in Klammern: Hier wird nicht der normale Truecolor-Modus mit 32bpp benutzt, sondern einer mit 24bpp - dieser wird jedoch nicht unter jedem Betriebssystem unterstützt, da hierfür offenbar ein Trick vonnöten ist, denn S3 86x und 96x unterstützen im Gegensatz z.B.zum All-in-one-Chip Trio64 (und dessen Nachfolgern sowie nicht zuletzt dem auf dem Trio-Kern basierenden Virge) einen solchen Packed-Pixel-Modus eigentlich nicht. Der Windows-3.1-Treiber enthält z.B. eine eigene drv-Datei für den Modus 1280x1024x24 (dieser funktioniert übrigens nur auf den Karten WINNER 2000AVI-4 und 2000PRO/X-4, jedoch nicht auf der 2000PRO/X-8 - letzteres wäre auch unsinnig, da in diesem Modus die Videobeschleunigung nicht funktioniert und die Karte sich das Timing zudem nicht "merken" kann). Vermutlich kann nur der TI-RAMDAC 3026 mit Packed-Pixel-Modi etwas anfangen, der IBM RGB528 dagegen nicht.

Andere interessante Grafikkarten mit den gleichen S3-Chips

Radius Firestorm 192 (= Umax MaxMedia CX/PRO)

Hierbei handelte es sich um eine "192-Bit-Karte", auf der nicht weniger als drei S3 Vision864 mit je 2 MB verbaut waren, von denen jeder für einen Farbkanal zuständig war. (Fühlt sich jetzt jemand an die ATI Rage Fury MAXX erinnert? [2x ATI Rage 128 Pro mit je 32 MB RAM]) Die Performance konnte aber offenbar mit dem an sich interessanten Konzept nicht Schritt halten - 3 * 64 Bit ergibt zwar rein rechnerisch 192 Bit, aber in der Praxis sieht es dann wohl doch etwas anders aus. Hergestellt wurde die Karte übrigens von Umax; die Firma vertrieb sie auch selbst als "MaxMedia CX/PRO". Das Vorgängermodell kam mit mehreren S3 801 bzw. 805 daher und nannte sich "MaxMedia CX/24". Die 192-Bit-Karten krankten im übrigen an einem eklatanten Mangel - keine vernünftigen Treiber für Windows 95 - wobei dieses Exemplar doch ganz vielversprechend aussieht - und gar keine für NT 4.0 (nur Windows 3.1x, 95 und NT 3.51). (Wenn jemand mehr Infos zu diesen Karten hat - immer her damit.)

Die ersten Dualhead-Karten - Miros "twin"-Serie

Miro produzierte ab ca. 1995/96 die m.W. ersten Dualhead-Karten (also Grafikkarten, die zwei Monitore ansteuern und zudem auf beiden verschiedene Inhalte darstellen können) auf dem Massenmarkt, die mit 64-Bit-Chips von S3 daherkamen. Bis auf ein Modell - die 20SD twin - waren alle nur als PCI-Karten erhältlich, und die Dualhead-Funktion wurde nur unter Windows 95, NT und AutoCAD unterstützt. Ganz billig war der Spaß natürlich nicht - die Preise lagen in der Größenordnung derer zweier Grafikkarten mit der jeweiligen Ausstattung, eher etwas darüber. Die Suche nach Treibern für diese Karten gestaltet sich heute meist schwierig, darum sei hier gleich auf www.mirosupport.de verwiesen - dort findet man Treiber für viele Miro-Produkte.

Übersicht: Miros twin-Karten

Miro Crystal 20SD twin - 2x S3 868, je 2 MB DRAM, auch VL
Miro Crystal 22SD twin - 2x S3 Trio64V+ (765), je 2 MB DRAM
Miro Magic 20SV twin - S3 968 mit 2 MB VRAM plus S3 868 mit 2 MB DRAM
Miro Magic 22SV twin - 2x S3 968, je 2 MB VRAM
Miro Magic 40SV twin - S3 968 mit 4 MB VRAM plus S3 868 mit 2 MB DRAM
Miro Magic 44SV twin - 2x S3 968, je 4 MB VRAM

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Erstellt am 25.07.2001
Zuletzt bearbeitet am 25.12.2003