ELSA WINNER 1000PRO, 1000AVI, 2000PRO, 2000AVI und 2000PRO/X
Weil zu diesen schon etwas angegrauten Grafikkarten kaum nützliche Informationen im Web zu finden waren, war die Einrichtung einer eigenen Seite naheliegend.
Inhalt
Allgemeines
Es handelt sich bei den Karten WINNER 1000PRO, 1000AVI, 2000PRO, 2000AVI
und 2000PRO/X um Grafikkarten von ELSA mit 64-Bit-Grafikchips von S3. 1000PRO,
1000AVI und 2000AVI waren eher für den Endanwender gedacht (es wurden
aber auch CAD-Treiber mitgeliefert), 2000PRO und 2000PRO/X dagegen eher
für CAD und ähnliches.
S3 864 und 868 sind Grafikchips, die mit DRAM (maximal 4 MB) zusammenarbeiten,
während 964 und 968 für VRAM-Speicher (bis 8 MB) ausgelegt sind.
Es handelt sich jeweils um 64-Bit-Grafikbeschleuniger für Local-Bus-Systeme
(also solche mit VL- oder PCI-Bus), wobei 868 und 968 auch Videobeschleunigung
bieten. Der lineare Framebuffer von 864 und 964 ist 8 MB groß (sie lassen sich
notfalls auch noch in den Bereich A000-AFFF mappen), der von 868 und 968 64 MB.
RAMDAC und Clockchip sind extern, daher wurden teilweise im selbem Kartenmodell
je nach Speicherbestückung unterschiedliche RAMDACs verbaut.
3D-Beschleunigung sucht man übrigens vergebens - diese war 1994 bis 1996
allerdings auch nicht üblich. (Schade eigentlich, daß der VL-Bus von 3D
sogar völlig "verschont" blieb.)
Das waren übrigens noch die Zeiten, in denen Grafikkartenhersteller ihre eigenen Kartendesigns entwerfen und eigene Treiber schreiben mußten und nicht alles in Form von Referenzdesigns und Treibern der Chiphersteller vorgekaut bekamen - das hat zwar die Treiberqualität verbessert und die Grafikkartenherstellung tlw. deutlich erleichert (gerade für bis dato wenig bekannte Hersteller), die etablierten Hersteller hatten jedoch damit kaum noch Profilierungsmöglichkeiten. Wieviele bekannte Kartenhersteller von 1995 oder 1997 gibt es denn heute noch? Mir fallen da nur ATI und Matrox ein, und die haben von jeher ihre eigenen Chips produziert (strenggenommen ATI erst seit Ende der 80er, vorher haben die auch Chips von C&T verbaut, aber in diesem Zusammenhang kann man das als "von jeher" gelten lassen). (Daß es ELSA heute nicht mehr gibt - die "Neue ELSA GmbH" ist eine Neugründung - , dürfte nicht nur daran liegen, sondern auch zu großen Teilen an Mißmanagement und dem ach so unbedingt nötigen Börsengang. Die zuletzt oft bemängelte Qualität z.B. der Monitore bestätigte nur den Eindruck des Insolvenzverwalters, daß die Firma schon lange überfällig war [im Bereich Grafik allemal]. Die Grafiktreiberprogrammierer hatte man ohnehin schon IIRC 1999 an nVidia verscherbelt.)
Kenndaten
WINNER 1000PRO
Grafikchip | S3 Vision864 |
Speicher | 1 oder 2 MB DRAM |
RAMDAC | 135 MHz (AT&T 20C498, STG 1700 oder S3 SDAC [86C716]) |
Bussysteme | VLB, PCI |
Verkaufszeitraum | 1994 bis Anfang 1995 |
Preis | Ende 1994: 500 DM |
WINNER 1000AVI
Grafikchip | S3 Vision868 |
Speicher | 2 MB DRAM (70 ns, 2-cycle EDO DRAM) |
RAMDAC | 135 MHz (S3 SDAC [86C716] oder AT&T 20C409) |
Bussysteme | VLB, PCI |
Verkaufszeitraum | 1995-1996 |
Preis | 1995: 500 DM Liste |
WINNER 2000PRO
Grafikchip | S3 Vision964 | ||||||
Speicher | 2 oder 4 MB VRAM (TI TMS55160, 70 ns) | ||||||
RAMDAC |
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Bussysteme | VLB, PCI | ||||||
Verkaufszeitraum | Frühjahr 1994 bis Frühjahr 1995 | ||||||
Preis | Frühjahr 1994 ca. 2400 DM für die PRO-4; Ende 1994 ca. 2000 DM für die PRO-4 und ca. 1200 DM für die PRO-2 |
WINNER 2000AVI
Grafikchip | S3 Vision968 |
Speicher | 2 oder 4 MB VRAM (TI TMS55160, 60 ns) |
RAMDAC | 175 MHz (TI TVP3026; anfangs 135 MHz) |
Bussysteme | PCI |
Verkaufszeitraum | 1995-1997 |
Preis | Anfang 1996 ca. 500 DM für die AVI-2 und ca. 800 DM für die AVI-4; Ende 1996 ca. 300 und 400 DM |
WINNER 2000PRO/X
Grafikchip | S3 Vision968 | ||||
Speicher | 2, 4 oder 8 MB VRAM (TI TMS55160 oder IBM IBM025161LG5D-6H [03H9342], 60 ns) | ||||
RAMDAC |
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Bussysteme | PCI | ||||
Verkaufszeitraum | 1995-1997 | ||||
Preis | 1995 ca. 2000 DM für TWINNER-2 (zwei PRO/X-2), etwa dasselbe für eine PRO/X-8; Ende 1995 ca. 1500 DM für eine PRO/X-4; 1996 ca. 1600 DM für eine PRO/X-8, 1997 etwa 1300 DM; Restbestände: von ca. 200 bis 900 DM (ELSA intern: 200 DM) |
Wozu diese Seite?
Was macht diese Grafikkarten nun so fürchterlich interessant?Nun, die WINNER 1000AVI und 2000PRO zählen zu den schnellsten Grafikkarten, die für den VESA-Localbus verfügbar sind. (Damit dies auch für DOS-Spiele gilt, müssen aber S3VBE20 und S3SPDUP her, s.u.) Eine Matrox Ultima ist unter Windows und Co. auch nicht gerade langsam zu nennen, aber ihr (offenbar 8-bittiger) VGA-Teil ist doch recht behäbig, um es mal milde auszudrücken. (Dies wurde in der Millennium korrigiert, die es aber nur als PCI-Version gab.) Lediglich die VL-Version einer Vision968-Karte wie der Diamond Stealth 64 Video VRAM bzw. 3x00 dürfte die ELSAs (mit 868 bzw. 964) abhängen - die WINNER 2000AVI gab es ja im Gegensatz zur 1000AVI nicht für den VL-Bus, sondern nur für PCI. (Ich vermute mal, daß das daran lag, daß man für die 1000AVI schon ein fertiges Design hatte - nämlich das der 1000PRO VL mit S3 SDAC - , bei dem man praktisch nur einen anderen Grafikchip verbauen mußte, während das der 2000PRO mit dem alten TVP3020 nicht weiterverwendbar war, weil dieser keine höheren VGA-Bildwiederholraten zugelassen hätte.)
Zumindest die WINNER 2000PRO/X ist auch in DEC-Alpha-Systemen einsetzbar. Der Treiber scheint aber auch die anderen Karten zu kennen.
Eine WINNER 2000PRO/X-8 ist ein wahres Monstrum von Grafikkarte (volle Baulänge!) mit für 1995 sehr imposanter Ausstattung - 8 MB VRAM, 250-MHz-RAMDAC - , das Truecolor maximal in 1600x1280 und 77 Hz darstellt (bei 1600x1200 geht auch Videobeschleunigung, dann sind maximal 83 Hz möglich). Bei der Geschwindigkeit in Truecolor läßt diese Karte eine gut 2 Jahre neuere ELSA Victory 3DX (S3 Virge/DX, 4 MB EDO-DRAM 40 ns) ziemlich alt aussehen, genauso bei DOS-Spielen, die VBE 2.0 verwenden (S3VBE20 nötig). Um fair zu sein, sollte man aber erwähnen, daß auch andere Hersteller ähnliche Karten im Angebot hatten, z.B. Miro die 80SV ebenfalls mit Vision968, 8 MB VRAM und 250-MHz-RAMDAC oder Matrox eine Millennium mit 8 MB WRAM und 250-MHz-RAMDAC.
Generell scheinen VRAM-Karten dann die Nase vorn zu haben, wenn große Datenmengen in der Grafikspeicher geschaufelt werden sollen - die WINNER 2000PRO-4 (VRAM) stellte auf einem VL-DX/2-66er unter Win95 ein Video der Größe 320x240 (15 fps) auf 640x480 vergrößert fast ruckelfrei dar, während es auf demselben Rechner mit der 1000AVI (DRAM) trotz des neueren Grafikchips (868 statt 964) doch ziemlich stark ruckelte. Letztere kann dafür zumindest unter Windows 3.1x den Vorteil der Videobeschleunigung ausspielen (warum diese unter Windows 95 nicht genutzt wird, war mir lange ein Rätsel, aber offenbar liegt das daran, daß DCI 2.0 nicht recht stabil zu bekommen war und DirectX erst deutlich später erschien, womit die Medienwiedergabe nichts davon weiß) und das Video auch in voller Bildschirmauflösung (1024x768) ruckelfrei und zudem gefiltert darstellen.
Ach ja: Über die Bildschärfe der Karten kann man nicht klagen, die ist auch in hohen Auflösungen gut (bei der 2000PRO/X sowieso, aber auch bei der 1000AVI). Nur die Helligkeit läßt bei der 1000AVI und der 2000PRO/X etwas zu wünschen übrig, da muß man am Monitor hochregeln.
Ein interessantes Detail: Die Platine der 2000PRO/X-8 trägt die Aufschrift "WINNER 2000PRO-PCI-8", die 1000AVI VL weist ein "1000PRO" auf - augenscheinlich sind x64 und x68 pinkompatibel, anders kann ich mir das kaum erklären. Da das Kartendesign ja von 1994 stammen muß (wäre es früher fertig gewesen, so hätte ELSA die 8-MB-Variante wohl auf der '93er Cebit [oder war's die Comdex?] zusammen mit den 2- und 4-MB-Varianten der 2000PRO vorgestellt), ist es recht interessant, daß zu einer Zeit, in der Karten mit 1 MB Standard waren, solche mit 8 MB konstruiert wurden - heutzutage, wo 64 MB Standard sind, entspräche das Karten mit 512 MB (!) RAM. Soviel RAM steckt derzeit in meiner Hauptkiste, als normaler Arbeitsspeicher...
Die kleinen Tücken
Tja, ganz ohne Macken sind sie nicht, diese Grafikkarten.
Allen gemeinsam ist zunächst, daß sie altersbedingt nur ein VESA-BIOS 1.2 bieten (und damit in DOS-Spielen zunächst keine gute Figur machen). Dies läßt sich mit S3VBE20 von Dietmar Meschede ausbügeln - die Benutzung des linearen Framebuffers (ab VESA 2.0) beflügelt die Karten in VESA-Modi regelrecht. Damit auch ältere Programme und Spiele etwas davon haben, gibt es S3SPDUP, aber dazu mehr unter "Tips".
Noch ein mögliches Problem: Die S3 Vision-x6x-Chips (sowie noch ältere S3-Chips) belegen zusätzliche I/O-Bereiche, die für 8514/A-Grafikkarten vorgesehen waren (darauf basiert ihre Grafikengine), nämlich 02E8h, 12E8h, 22E8h, ... Deswegen vertragen sie sich nicht mit richtigen 8514/A-Karten und - was eher relevant sein dürfte - einer vierten seriellen Schnittstelle, da deren I/O-Bereich bei 02E8h liegt.
Die hier behandelten Karten können *nur* als primäre, nicht jedoch als sekundäre Grafikkarten genutzt werden (wenn man z.B. unter Windows 98/ME oder 2000 mehrere Grafikkarten nutzen will). Dabei handelt es sich um eine Beschränkung des Grafikchips, die auch alle anderen Karten auf Basis von 864, 964, 868 und 968 (und älterer S3-Chips) betrifft.
Auch der Treibersupport unter neueren Betriebssystemen ist eher schlecht - bei Windows 98(SE) kann man immerhin noch auf die Win95-Treiber zurückgreifen, bei Windows ME bleibt einem nur der Standardtreiber mit maximal 75 Hz und wie eh und je bei S3-Standardtreibern nur sehr unvollständiger Unterstützung von 1152x864. Unter Windows 2000 kann man entweder diesen benutzen oder auf NT-4.0-Treiber zurückgreifen, alle Stromsparfunktionen (Standby und Ruhezustand) gehen dann aber flöten. Unter Linux und anderen *IX-Versionen, die XFRee86 benutzen, sieht es auch nicht rosig aus: XFree86 3.3.6 ist die letzte Version, die etwas mit den alten S3-Chips anzufangen weiß, aktuelle 4.x.x (die man insbesondere dann einsetzen wird, wenn man an 3D-Beschleunigung interessiert ist) kommen da nicht in Frage (allenfalls mit Framebuffer-Treiber, aber da fehlt mir die Erfahrung).
WINNER 1000AVI
- Sehr praktisch und augenschonend ist das Erhöhen der VGA-Bildwiederholrate mit XREFRESH.EXE - aber wehe, man schaltet in einen hochauflösenden Grafikmodus (Windows!). Prompt stimmen die Bildwiederholraten der VGA-Modi hinten und vorne nicht mehr (zumindest beim BIOS 1.00.01 der VL-Version) - meist sind sie so hoch, daß der Monitor aussteigt (ich möchte nicht wissen, was ein altes Exemplar ohne elektronisches Innenleben dann macht), manchmal aber auch zu niedrig. Man kann dann entweder blind xrefresh.exe mit dem Parameter VGASTD aufrufen oder "SVGATextMode for DOS" benutzen. Letzteres muß zwar zuerst eingerichtet werden (der richtig getimte Textmodus mit 80x25 in 77 Hz muß zuerst als Modeline erfaßt und der Konfigurationsdatei hinzugefügt werden, in der man die Einstellungen für den S3 868 vornehmen muß), aber man kann es gut in eine Batchdatei integrieren, die man in einem Verzeichnis ablegen kann, das im DOS-Suchpfad (PATH) liegt. In der DOS-Box von Windows (!=NT) muß man XREFRESH und SVGATextMode übrigens erneut aufrufen, will man auf eine höhere Bildwiederholrate nicht verzichten. Unter Windows NT gibt es nur Frequenzchaos, wenn man an der Bildwiederholrate dreht.
- Die WINNER 1000AVI VL kann nicht in Systemen mit mehr als 64 MB RAM betrieben werden, da der Adreßbereich für den VL-Bus auf vielen Boards nur 128 MB betrug, obwohl mit den 30 Adreßleitungen (A2 bis A31) durchaus 4 GB möglich gewesen wären. Damit nun der 64 MB große Framebuffer da reinpaßt, muß er logischerweise bei 64 MB anfangen - genau das hat sich ELSA auch gedacht. Ein großes Problem dürfte dies nicht darstellen, denn welcher VL-486er hat schon mehr als 64 MB RAM? (Meiner schluckte mit dem alten Board maximal 32 MB, mit dem neuen 64 MB.) Dafür wäre schon ein Board mit PS/2-Sockeln nötig, das mit 4 32-MB-Modulen bestückt sein müßte - diese sind erstens in Fastpage-Ausführung recht schwer aufzutreiben und zweitens ist es nicht sehr wahrscheinlich, daß der L2-Cache auch den gesamten Speicher abdeckt, selbst wenn der Chipsatz überhaupt mehr als 64 MB ansprechen kann. Zudem sollte man auf einem typischen 486er schon gut mit 32 MB auskommen; 64 MB sind ideal, wenn man etwas speicherhungrigere Betriebssysteme wie Windows NT 4.0 mit etwas speicherhungrigerer Software (wie z.B. Mozilla nach etwas Benutzung) betreiben will.
- Die Treiberinstallation unter Windows NT 3.51 war etwas nervenaufreibend - weder die Treiberversion 4.19 aus dem Netz noch die 4.13 von einer '97er ELSA-WINNERware-CD liefen, es gab einfach nur VGA wie bei einem nicht zur Karte passenden Treiber, womit ich zunächst mit dem generischen S3-Treiber und maximal etwas flimmrigen 75 Hz vorliebnehmen mußte. Rettung nahte in Gestalt des Treibers 3.59 (Google: 1000avi.zip, sollte diese Seite finden), der sich allerdings als inkompatibel zu dem als Ersatz für die NT-eigene OpenGL-Implementation (auch unter NT 4.0, aus Geschwindigkeitsgründen bei Nichtvorhandensein eines 3D-Beschleunigers) idealen SGI OpenGL for Windows 2.0 (Google: opengl2.exe, ca. 1,8 MB) erwies. Weiteres Suchen förderte dann zutage, daß ganz offiziell die Treiberversion 4.03 für die WINNER 1000PRO angeboten wird - und die funktioniert auch ganz hervorragend mit der 1000AVI (klar, intern waren die Treiber recht universell ausgelegt und unterstützten alle bis dato erschienenen Karten einer Chipfamilie) inklusive korrekter Erkennung, und auch das SGI-OpenGL läuft. Na bitte, es geht doch.
- Auf PCI-Systemen kann es zu Problemen durch die falsche Angabe der Größe des Framebuffers kommen - siehe WINNER 2000PRO/X.
WINNER 2000PRO
- Die WINNER 2000PRO wird von XREFRESH noch nicht unterstützt, dafür gibt es REFRESH.EXE. Dort kann man theoretisch auch die VGA-Bildwiederholraten erhöhen - beim BIOS 1.04.00-A der 2000PRO-4 VL allerdings geht das nicht, und beim Test in der c't anno 1994 war es auch nicht möglich, weshalb anzunehmen ist, daß das Erhöhen der VGA-Bildwiederholraten bei der Karte generell nicht funktioniert. Die Karte stellt in hochauflösenden Modi per Default 75 Hz dar; REFRESH meint aber, daß überall 60 Hz eingestellt seien, was nach dem Umstellen auf 75 Hz in der Auflösung 640x480 dazu führt, daß 89 Hz ausgegeben werden - hoppla...
- Der ELSA-Treiber für Windows 95, den es bei www.elsa.de gibt, ist ziemlich alt - kein Hinweis darauf, daß ein wesentlich neueres Exemplar (4.03.2115 von Anfang 1997 ggü. 4.02.irgendwas von Anfang 1996) z.B. auch im Treiber für die 1000AVI enthalten ist.
- Altersbedingt kann die WINNER 2000PRO noch kein VESA DDC, d.h. die automatische Monitorerkennung funktioniert nicht.
- Aus dem gleichen Grund ist ihr (wie auch der 1000PRO) auch Videobeschleunigung fremd (bestenfalls wird ein Primary Surface seitens des Treibers unterstützt).
WINNER 2000PRO/X-8
Eine gebrauchte WINNER 2000PRO/X-8 könnte auch für manchen Besitzer eines neueren Rechners interessant sein, jedoch gibt es da zusätzlich zu den allgemeinen Problemchen noch einige weitere Stolpersteine:
- Aufgrund eines Bugs fordern S3 868 und 968 nur 32 MB für ihren linearen Framebuffer an, obwohl dieser 64 MB groß ist - belegt nun ein anderes PCI-Gerät (oft eine 3Dfx-Voodoo-Karte) die nächsten 32 MB, kommt es zum Konflikt (wenn nicht das Board-BIOS vom Bug weiß und gleich 64 MB reserviert, was bei neuen Exemplaren aber nicht mehr der Fall ist). In Windows 95/98/ME kann man zum Glück den Framebuffer per Gerätemanager verlegen und 32 MB darüber reservieren, dann hat man Ruhe. Für Windows 3.1 gibt es eine system.ini-Option (VRAM-BASE/VRAM-SIZE), die in der Treiber-Readme (nur in der englischen Datei, IIRC) dokumentiert ist.
- Der generische Treiber für den S3 968 von Windows 98/98SE oder DirectX erkennt die Speichergröße falsch; statt 8 MB hat die Karte angeblich nur 2,5. Abhilfe schafft die Verwendung des ELSA-Treibers. Ähnlich sieht es unter Windows 2000 aus, wo der Standardtreiber nur Bildwiederholraten bis 75 Hz vorsieht - hier funktioniert der NT4-Treiber recht gut, allerdings legt er Standbymodus und Ruhezustand lahm (wie jeder NT4-Treiber übrigens), was bei mir ein K.O.-Kriterium darstellt. Wenigstens ordnen sowohl der generische als auch der ELSA-Treiber der Karte 64 MB für den Framebuffer zu.
- Die Nutzung der Videobeschleunigung kann zu Tonstörungen führen (hier: Board mit i440BX, SB32 PnP [ISA]) - dann hilft nur das Deaktivieren derselben (im Windows Media Player ist das möglich, beim Compcore-MPEG-Decoder auch, bei Xing MPEG auch, und unter Windows 3.1 kann mit DCISet die Offscreen-Beschleunigung komplett deaktiviert werden) oder die Reduktion der Samplerate. Ob es daran liegt, daß der 968 noch kein Busmastering beherrscht? Das Problem taucht übrigens sowohl unter Windows 98SE als auch unter WfW 3.11 auf, ist also wohl treiberunabhängig. Die vertikale Videofilterung von S3 868 und 968 scheint übrigens noch nicht ganz ausgereift zu sein, da sie die Prozessorauslastung enorm in die Höhe treibt - auf dem 486er mit der 1000AVI ruckt's dann gelegentlich, auf meiner Hauptkiste ist es mit ELSAs MPEGTest meßbar.
- Die Nutzung von spekulativem Write-Caching für den Framebuffer der Grafikkarte, das auf etlichen neueren Boards aktiviert werden kann (USWC), verträgt sich nicht mit dem ELSA-Treiber für Windows 3.1, was sich nur an einer Stelle zeigt, nämlich beim Umschalten von einer Fullscreen-DOS-Box zum Grafikmodus. Weder mit dem S3-Treiber noch unter Windows 98SE (ELSA- oder S3-Treiber) tritt das Problem auf - sehr seltsam.
- Windows 2000 hat ein Problem mit der WINNER 2000PRO/X (nachlesen). Dieses hat sich hier mit der 2000PRO/X-8 allerdings nicht bemerkbar gemacht.
- Der Windows-3.1-Treiber von ELSA hat bei mir große Probleme bei der Installation gemacht - beim erstmaligen Aufruf des WINman bei Benutzung des VGA-Treibers wurde prompt ein Grafikmodus eingestellt, mit dem der Monitor nicht umzugehen wußte. Deshalb mußte erstmal der generische S3-Treiber her, dem WINman nichts anhaben konnte - dafür stürzt WINman nach der Vorschau eines neuen Grafikmodus ab. Lösung dafür: GPF-Catcher (falls installiert) deaktivieren und bei der GPF-Meldung "Ignorieren" wählen, dann wird der Modus trotzdem gespeichert. (Das Verlegen des Framebuffers half leider nicht.) Ein Glück, daß man Modi auch grob per system.ini einstellen kann - so war es mir auch möglich, 2048x1536 in HiColor bei 57 Hz zu testen, wo nur ein geringer Geschwindigkeitsverlust gegenüber 1024x768 festzustellen war. Einen 24-Zöller (oder ähnliches) zum Testen der Bildqualität bei der Auflösung hatte ich leider nicht da ;). Bei Verwendung des ELSA-Treibers zusammen mit Calmira (noch nicht restlos geklärt) steht auf dem "blauen Bildschirm" leider nur Müll, das Problem ist aber auch z.B. von der Matrox Millennium bekannt.
- Die Geschwindigkeit in Banked-Modi (mit VIDSPEED ermittelt) ist mit 18 MB/s eher betulich zu nennen - eine Matrox Millennium schafft an die 80 MB/s, eine WINNER 2000PRO VL schafft ebenfalls in den Standardeinstellungen (ohne Tuning) über 33 MB/s (mehr gibt das Board nicht her). Erst der Einsatz von S3VBE20 in Kombination mit S3SPDUP (s.u.) verhilft der 2000PRO/X zu einem Busdurchsatz von 50 MB/s bei 32-Bit-Transfers - mehr sei wohl beim i440BX nicht drin, dachte ich zunächst, denn eine ATI Rage 128 (AGP) erzielte dieselben Werte. Beim Lesen von der Karte (jeweils in getuntem Zustand) sind die VL-Verwandten (sogar die 1000AVI als DRAM-Karte!) jedoch weiterhin überlegen, das PCI-Interface des 968 scheint also nicht unbedingt das Gelbe vom Ei zu sein. Bei Aktivierung von Write-Combining für den LFB und Banked-Modi (s.u.) zeigt sich die Differenz zwischen der 2000PRO/X und der ATI deutlich - erstere erzielt damit respektable Werte von bis zu 77 MB/s (die auch in 1280x1024 und Truecolor gerade mal 5 MB/s niedriger ausfallen und bei 1600x1200 und Truecolor noch im 60er-Bereich liegen), letztere dagegen gar 200 MB/s. (Eine Radeon 9000 erreicht bei AGP 2X gar an die 330 MB/s.) Von den Frameraten in Duke Nukem 3D her (Cheatcode DNRATE) ist die ATI komischerweise trotzdem oft eine ganze Ecke langsamer und flimmert zudem mit 60 Hz (gegenüber 85 Hz) vor sich hin - die ELSA bleibt die bessere Karte für DOS, zumal man bei ihr auch die Bildwierholraten für VGA-Modi (Textmodus eingeschlossen) erhöhen kann. (Update: Mittlerweile obliegt DOS hier allein der Victory 3DX, die 2000PRO/X-8 war doch etwas sperrig und hätte ohnehin spätestens mit dem Einbau des SCSI-Hostadapters entfernt werden müssen.)
Wenn sich jetzt immer noch wer sagt "Mensch, die muß ich haben", frohes Erjagen auf dem Gebrauchtmarkt (aber aufgepaßt, wenn Andreas Hintermayr gleiches vorhat <g>). Für Windows-3.1-Freaks dürfte eine Matrox Millennium II oder G200 weitaus weniger problematisch und nebenbei auch eine Ecke schneller sein - deren K3wlness-Faktor (sind halt keine Riesenkärtchen voller Baulänge und nicht Highend von '95) ist aber auch deutlich niedriger...
WINNER 2000AVI
- Auch bei der 2000AVI schlägt wieder der Bug mit der Größe des Framebuffers zu - siehe obiger Abschnitt zur 2000PRO/X.
- Man mußte bei der 2000AVI ziemlich aufpassen, daß man keinen Restposten aus der ersten Serie mit 135-MHz-RAMDAC bekam (offenbar hat man es sich bei ELSA während der Produktion anders überlegt und auf 175-MHz-RAMDACs umgestellt) - wer als Insider (die meisten Leute wußten ja nicht viel über RAMDACs) einen 175er RAMDAC erwartete, konnte das Pech haben, eine Karte mit 135er zu bekommen. Pech deswegen, weil mit dem 135-MHz-RAMDAC bei 1280x1024 maximal 75 Hz drin waren (und man alle höheren Auflösungen praktisch vergessen konnte), mit dem 175er dagegen 97 Hz - und 85 Hz sollten es schon sein, wenn man wirklich ergonomisch arbeiten will (und mancher braucht gar noch höhere Bildwiederholraten). Für eine VRAM-Karte mit 4 MB ist ein 135er RAMDAC eben schlicht unterdimensioniert. (Bei der 2-MB-Variante ist das nicht ganz so tragisch, weil dort 1280x1024 ohnehin nur mit 256 Farben dargestellt werden können, und wer arbeitet heute noch in 256-Farben-Modi?)
- Das Problem mit den Tonstörungen beim Abspielen von Videos tritt auch bei dieser Karte auf - scheint tatsächlich ein Problem im Zusammenspiel von nicht busmasterfähigem S3 968 und i440BX zu sein.
- Die DOS-Leistung ist mit der der 2000PRO/X-8 vergleichbar - in VGA-Modi ein wenig schneller, in VESA-Modi eine Winzigkeit (ca. 1 MB/s) langsamer. In Windows ist die 2000AVI vom BitBLT her gleichschnell, von der Geometriebeschleunigung her allerdings generell etwas langsamer (mal gar nicht, mal nur 1%, höchstens aber etwa 10%; bei manchen Tests ist die 2000AVI aber auch minimal schneller).
Tips
Alle genannten Grafikkarten lassen sich mit MCLK 0.94A tunen. Bei DRAM-Karten kann man sogar den Speichertakt seitens des RAMDACs erhöhen - die 1000AVI VL in meinem 486er erreichte so im Benchmark von Dr. Hardware für DOS knapp 33 MB/s statt der normalen 17-18 MB/s und 26 MB/s nur bei Tuning anderer RAM-Parameter, mehr scheint wohl das Board nicht herzugeben. (Mit VIDSPEED sind die 33 MB/s bei 32-Bit-Transfers nachzuvollziehen - da werden 33280 KB/s gemessen.) Die 2000PRO VL erreicht in VESA-Modi die 33 MB/s bei 32-Bit-Transfers im übrigen auch ohne Zusatztools - VRAM halt. (Bei PCI ist die Transferrate im Banked-Betrieb seltsamerweise deutlich geringer, offenbar hat man sich also mit dem VL-Businterface Mühe gegeben [bei PCI-Karten hängen die x6x-Chips direkt am Bus, bei VL sind noch diverse Chips dazwischen].) Auch bei Einsatz eines anderen Boards tut sich bei der maximalen VL-Transferrate wenig - 33214 KB/s auf einem QDI-Board mit OPTi 895 statt des vorherigen Shuttle HOT-409 mit OPTi 495SX. Wenn jemand VL-Chipsätze oder -Boards weiß, die mehr schaffen, nur zu.
Vom Autor von S3VBE20 (einem TSR, das das VESA-BIOS 1.2 von S3-basierten Karten auf ein 2.0er "aufbohrt" und somit die Nutzung des linearen Framebuffers ermöglicht, was Spiele, die von sich aus die entsprechenden VESA-2.0-Modi nutzen, deutlich beschleunigt) gibt es noch ein Tool "S3SPDUP" (es benötigt S3VBE20), das VESA-Modi, die nicht den linearen Framebuffer nutzen (banked modes, wie auch von VIDSPEED verwendet), beschleunigen kann, indem diese zwangsweise den linearen Framebuffer benutzen, ebenso den oft benutzten VGA-Modus 13h (320x200, 256 Farben) - letzteres ist aber nicht kompatibel mit Spielen, die den ModeX verwenden. Die Beschleunigung durch die Verwendung des linearen Framebuffers fällt recht drastisch aus - die 1000AVI schaffte im Modus 800x600 in TrueColor, der die verfügbare RAM-Bandbreite doch arg zu verringern scheint (bei DRAM-Karten müssen sich bekanntlich Grafikchip und RAMDAC die verfügbare Speicherbandbreite teilen, während sie bei VRAM - dieses ist dual-ported, d.h. hat zwei "Ein-/Ausgänge" - unabhängig voneinander auf den Speicher zugreifen können), statt 6 MB/s nunmehr 14,5 MB/s und in allen anderen VESA-Modi, die vorher auch langsamer gewesen waren, die maximalen 32,5 MB/s (33280 KB/s). Man bekommt die letzten Versionen beider Tools (3.18 und 3.11) hier.
Noch mehr Tuning auf Kisten mit Intel-450xx- oder 440xx-Chipsatz: Das mittlerweile recht betagte Tool FastVid erlaubt das Aktivieren von Write-Combining für den linearen Framebuffer und für Banked-Modi; daneben kann auf den 450-Chipsätzen Write-Posting aktiviert werden. Das ganze scheint recht problemlos zu sein, nur der Windows-3.1-Treiber für die WINNER 2000PRO/X funkt da dazwischen. Das ist nicht weiter tragisch - ein hoher Datendurchsatz ist primär für DOS-Spiele und andere Anwendungen, die VESA-Modi nutzen, wichtig.
Man muß sich unter DOS nicht mit auf neueren Monitoren doch recht stark flimmernden 60 Hz (in 640x480) oder 70 Hz (im Textmodus 80x25 = 720x400 oder in 320x200) zufriedengeben - mit REFRESH bzw. XREFRESH läßt sich die Bildwiederholrate von 60 auf 75 Hz und von 70 auf 77 Hz (1000AVI) oder 89 Hz (andere Karten) steigern - wenn denn das BIOS mitmacht und sonstige Seltsamkeiten (wie etwa, daß in Lotus III die Ausführungsgeschwindigkeit von der Bildwiederholrate abhängt) ausbleiben. Ähnliches gilt für VESA-Modi, bei denen aber die Erhöhung der Bildwiederholrate i.allg. problemlos ist.
Die hier erwähnten WINNER-Karten (sowie die WINNER 1000, 2000 und
1000ISA mit 32-Bit-Grafikchips von S3) können sich Timings von
Grafikmodi "merken", was Besitzer von Festfrequenzmonitoren zu schätzen
wissen werden. Statt der Standard-Bildwiederholrate von z.B. 75 Hz wird dann
das gespeicherte Timing für eine bestimmte Auflösung eingestellt.
Der Leser wird es sich schon gedacht haben: Das Timing ist bei diesen
Karten (zumindest bei Nutzung der ELSA-Treiber für Windows) sehr
schön einstellbar - schräge Auflösungen und
Bildwiederholraten sind kein Problem.
WINNER-Karten der 2000er-Serie erlauben unter Windows mit dem Tool GAMMAman eine Gammakorrektur - eine nicht unpraktische Sache.
Mit einigen Karten ist Mehrschirmbetrieb (mit bis zu 4 Karten) möglich, der allerdings etwas anders funktioniert als z.B. der von Windows 98, ME und 2000. Das liegt u.a. daran, daß die Grafikchips den Betrieb als Sekundäradapter normalerweise gar nicht unterstützen würden. Mit List und Tücke (und demzufolge: speziellen Treibern) scheint es aber dennoch möglich zu sein. Dabei werden z.B. vom ELSA MULTIman für Windows 3.1 folgende Kombinationen unterstützt:
- Erste Karte: WINNER 1000ISA, zweite Karte: WINNER 2000PRO oder 2000PRO/X
- Erste Karte: WINNER 2000PRO, andere Karten: WINNER 2000PRO
- Erste Karte: WINNER 2000PRO/X, andere Karten: WINNER 2000PRO/X
- Erste Karte: WINNER 3000-M, andere Karten: WINNER 3000-M
- Erste Karte: WINNER 3000-L, andere Karten: WINNER 3000-L
Unter Windows 95 scheint auch der Betrieb mit mehreren WINNER 1000AVI
vorgesehen gewesen zu sein, jedenfalls zeugen Reste in der INF-Datei des
Treiber der 2000PRO/X davon. Das sollte man vielleicht mal ausprobieren...
Einschränkungen: Außer im ersten Fall müssen alle
Karten die gleiche Speicherbestückung aufweisen; auch die Farbtiefe
muß identisch sein. Im ersten Fall bestimmt die Karte mit der
geringsten Speicherausstattung die maximal mögliche Auflösung;
die eingestellten Auflösungen müssen aber nicht bei allen Karten
gleich sein. Bei Mehrschirmbetrieb unter Windows funktionieren
außerdem weder DCI noch DirectDraw, d.h. die Videobeschleunigung
bleibt außen vor. Unter Windows 98 soll laut ELSA der MULTIman
für Windows 95 gar nicht funktionieren. Auf VL-Systemen funktionieren
nur die ersten zwei Varianten für Mehrschirmbetrieb - selbst wenn der
Betrieb zweier WINNER 1000AVI vom Treiber her theoretisch möglich
wäre, ist in einem Adreßraum von 128 MB nun einmal kein Platz
für zwei Framebuffer von je 64 MB Größe, wenn der Rechner
auch noch mit einer gewissen Menge RAM ausgestattet sein soll ;). (Jedenfalls
vermute ich mal, daß alle Framebuffer nacheinander in den Speicher passen
müssen und nicht etwa übereinandergelegt werden, wie das ein Konflikt
im Gerätemanager von Windows 95 nahelegen würde.)
Der Mehrschirmbetrieb ist im übrigen auch für NEXTStep und diverse
CAD-Programme verfügbar, damit habe ich aber keine Erfahrungen (obwohl
natürlich ein Haupteinsatzzweck des Mehrschirmbetriebs CAD gewesen sein
dürfte).
Wer eine solche Karte aus welchen Gründen auch immer als sekundäre Karte betreibt, kann sie (zumindest in Windows 3.1x) auch nutzen: system.ini, [Winner.drv], 2ndBrd=1 bzw. Board=<Nummer, ab 0>. Allerdings ist es dazu zwingend erforderlich, daß der Bereich B000-B7FF in der UMA nicht anderweitig (z.B. für UMBs) benutzt wird. Dies dürfte auch für den Mehrschirmbetrieb mit dem MULTIman gelten.
Hintergrundinfos: DRAM, VRAM - was'n'das?
DRAM und VRAM sind zwei Speichertypen, die man auf den hier behandelten
Grafikkarten findet. VRAM ist eine Abart von DRAM mit einigen Finessen,
dabei aber wesentlich teurer als dieses. Dafür ermöglicht es aber
auch eine deutlich höhere RAM-Bandbreite. Wie bei "normalem" RAM, das als
Hauptspeicher genutzt wird, gibt es auch hier verschiedene Unterarten - so
verwenden etwa die neueren Karten EDO-DRAM (bei der WINNER 1000AVI ist dies
noch 2-cycle-EDO-DRAM mit einer Zugriffszeit von 70 ns, bei der Victory 3DX
ist es schnelleres Single-Cycle-EDO-DRAM mit 40 ns) bzw. EDO-VRAM (so etwa
die hier nicht erwähnte WINNER 2000AVI/3D mit Virge/VX), während
die älteren Exemplare mit den Fastpage-Varianten auskommen müssen.
Lustigerweise ist die WINNER 1000AVI schneller, wenn man den Speicher als
Fastpage-DRAM statt als EDO-DRAM ansprechen läßt - eigentlich
sollte es doch umgekehrt sein?!
Wie dem auch sei, woher kommt nun der große Unterschied in der
möglichen Bandbreite? Bei DRAM-Karten müssen sich Grafikchip und
RAMDAC die verfügbare Speicherbandbreite teilen, während sie bei
VRAM - dieses ist dual-ported, d.h. hat zwei "Ein-/Ausgänge" -
praktisch unabhängig voneinander auf den Speicher zugreifen
können. Dies wird durch ein spezielles Schieberegister aus SRAM
(Static RAM, Speicher, der keinen Refresh benötigt) namens SAM (Serial
Access Memory) ermöglicht, das größere Teile einer
Bildschirmzeile aufnehmen kann, die am Stück aus dem Speicher gelesen
werden, wodurch nicht jedes Pixel einzeln aus dem RAM gelesen werden
muß und sich die für den Bildaufbau verbrauchte
Speicherbandbreite um Größenordnungen reduziert. Deshalb wird die
dem Grafikchip zur Verfügung stehende RAM-Bandbreite auch bei hoher
Farbtiefe in hohen Auflösungen und Bildwiederholraten (bei denen der
RAMDAC kräftig Daten aus dem RAM schaufeln muß, um das Bildsignal zu
erzeugen) kaum reduziert. Ein Vergleich der Benchmarkwerte von Dr. Hardware
für Windows in 1024x768 und HiColor mit den Werten von 2048x1536 in
derselben Farbtiefe zeigt dies (Karte: WINNER 2000PRO/X-8, eine andere
käme da auch kaum in Frage ;). Bei einer WINNER 1000AVI (DRAM)
läßt dagegen z.B. die Geschwindigkeit des Blitters (BitBLT) in
höheren Auflösungen deutlich nach.
Das auf Matrox-Karten (Millennium, Millennium II) verbaute WRAM ist
übrigens ebenfalls dual-ported und etwas schneller als VRAM, dabei aber
billiger. Dies dürfte eine Ursache für das Verschwinden von
VRAM-Karten sein - nach 1997 gab es praktisch keine mehr. Der SDRAM-Boom
(SDRAM hat mittlerweile VRAM in puncto RAM-Bandbreite weit überholt) in
Verbindung mit dem Aufstieg von Nvidia (die haben nie VRAM verbaut) und dem
Fall von S3 (bei Lowend-Chipsätzen ist teures VRAM sinnlos) dürfte
aber der Hauptgrund gewesen sein.
VRAM-Links:
Product
Folder (Obsolete):TMS55160, Multiport Video RAMs (diese VRAM-Chips
mit je 512 KB Kapazität werden auf WINNER 2000PRO, 2000AVI und
evtl. 2000PRO/X verwendet)
Fixed
Frequency FAQ -- What is the difference between VRAM and DRAM?--
MonitorWorld.com
Speicher
auf Grafikkarten
Heute werden freilich andere Speichertypen verbaut - SDRAM (Synchronous DRAM) und SGRAM (Synchronous Graphics RAM, SDRAM mit einigen speziellen für Grafikkarten gedachten Funktionen) sind 'in', neuerdings auch als DDR-SDRAM bzw. DDR-SGRAM (mit Double Data Rate, d.h. zweimaliger Übertragung von Daten pro Takt). Zudem werden heutzutage 128- und 256-Bit-Grafikchips verbaut, die gegenüber 64-Bit-Chips bei gleichem Speichertyp und -takt die doppelte bzw. vierfache RAM-Bandbreite erreichen können (allerdings sind im Consumer-Bereich maximal 128 Bit breite Speicherbusse üblich, wobei allerdings mit DDR-RAM die Bandbreite eines 256-Bit-Busses ohne DDR erreichbar ist). Damit sind heute - auch bedingt durch die enormen Taktfrequenzen von 200 MHz und mehr, gegen die sich die 100 bzw. 133 MHz beim Hauptspeicher [Anm. d.Verf.: Stand ~2001] und erst recht die etwa 66 MHz bei VRAM recht bescheiden ausnehmen - RAM-Bandbreiten möglich, von denen selbst eine WINNER 2000PRO/X-8 nur träumen kann. Die werden aber auch benötigt, schließlich sollen moderne Grafikkarten nicht nur in 2D ergonomisch und schnell sein, sondern darüber hinaus noch 3D-Anwendungen bzw. -Spiele beschleunigen. Die Bildqualität ist dabei aber nicht immer so gut, wie sie sein könnte - schlichtweg billige bzw. primitive Oberwellenfilter auf zumeist preiswerten Karten dämpfen oft noch die hochfrequenten Anteile des Bildsignals mit weg, Resultat: in hohen Auflösungen unscharfes Bild, oft auch Schatten. Es müssen also nicht immer Signalkabel oder Monitor die Schuldigen sein.
Ergonomiewerte
Damit man sich mal eine Vorstellung von den Ergonomiewerten der Karten
machen kann, habe ich mal ELSA-Handbücher gewälzt (WINNER 1000AVI
und 2000PRO/X) und kräftig abgetippt (die Zahlen bedeuten jeweils Hz
bei gegebener Auflösung, Farbtiefe und Karte):
Auflösung
|
640x480 | 800x600 | 1024x768 | 1152x864 | 1280x1024 | 1536x1152 | 1600x1200 | ||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Farbtiefe (Bit)
|
8 | 16 | 32 | 8 | 16 | 32 | 8 | 16 | 32 | 8 | 16 | 32 | 8 | 16 | 32 | 8 | 16 | 32 | 8 | 16 | 32 |
Karte | |||||||||||||||||||||
W1000PRO-1
W1000PRO-2 |
200
200 |
139
200 |
107 |
176
200 |
89
136 |
70 |
109
128 |
86 |
86
101 |
76 |
75 |
||||||||||
W1000AVI-2 W1000PRO/X-2 (identisch!) |
200 | 200 | 130 | 200 | 160 | 82 | 127 | 103 | 100 | 82 | 75 | ||||||||||
W2000PRO-2
W2000PRO-4 W2000PRO-H |
200
200 200 |
200
200 200 |
200
200 200 |
200
200 200 |
200
200 200 |
160
160 160 |
125
167 191 |
125
167 191 |
104 104 |
100
131 150 |
100
131 150 |
82 82 |
75
97 110 |
97 110 |
72 82 |
72 82 |
68 77 |
68 77 |
|||
W2000AVI-2
W2000AVI-4 (135 MHz) |
200
200 |
200
200 |
200
200 |
200
200 |
200
200 |
160
160 |
125
125 |
125
125 |
104 |
100
100 |
100
100 |
82 |
75
75 |
75 |
|||||||
W2000AVI-2
W2000AVI-4 (175 MHz) |
200
200 |
200
200 |
200
200 |
200
200 |
200
200 |
150
150 |
164
164 |
164
164 |
97 |
130
130 |
130
130 |
76 |
97
97 |
97 |
(75) |
71
71 |
71 |
66
66 |
66 |
||
W2000PRO/X-2
W2000PRO/X-4 W2000PRO/X-8 |
200
200 200 |
200
200 200 |
200
200 200 |
200
200 200 |
200
200 200 |
160
160 200 |
200
200 200 |
200
200 200 |
105 200 |
160
160 180 |
160
160 180 |
82 160 |
120
120 139 |
120 139 |
(82) 120 |
90
90 102 |
90 102 |
90 |
83
83 97 |
83 97 |
83 |
Victory 3DX-4
(zum Vergleich; S3 Virge/DX, integrierter RAMDAC 170 MHz, 4 MB EDO-DRAM, 1997; Truecolor: 24bpp, nicht 32bpp!) |
160 | 160 | 160 | 160 | 160 | 120 | 160 | 110 | 85 | 120 | 85 | 100 |
Zahlen in Klammern: Hier wird nicht der normale Truecolor-Modus mit 32bpp benutzt, sondern einer mit 24bpp - dieser wird jedoch nicht unter jedem Betriebssystem unterstützt, da hierfür offenbar ein Trick vonnöten ist, denn S3 86x und 96x unterstützen im Gegensatz z.B.zum All-in-one-Chip Trio64 (und dessen Nachfolgern sowie nicht zuletzt dem auf dem Trio-Kern basierenden Virge) einen solchen Packed-Pixel-Modus eigentlich nicht. Der Windows-3.1-Treiber enthält z.B. eine eigene drv-Datei für den Modus 1280x1024x24 (dieser funktioniert übrigens nur auf den Karten WINNER 2000AVI-4 und 2000PRO/X-4, jedoch nicht auf der 2000PRO/X-8 - letzteres wäre auch unsinnig, da in diesem Modus die Videobeschleunigung nicht funktioniert und die Karte sich das Timing zudem nicht "merken" kann). Vermutlich kann nur der TI-RAMDAC 3026 mit Packed-Pixel-Modi etwas anfangen, der IBM RGB528 dagegen nicht.
Andere interessante Grafikkarten mit den gleichen S3-Chips
Radius Firestorm 192 (= Umax MaxMedia CX/PRO)
Hierbei handelte es sich um eine "192-Bit-Karte", auf der nicht weniger als drei S3 Vision864 mit je 2 MB verbaut waren, von denen jeder für einen Farbkanal zuständig war. (Fühlt sich jetzt jemand an die ATI Rage Fury MAXX erinnert? [2x ATI Rage 128 Pro mit je 32 MB RAM]) Die Performance konnte aber offenbar mit dem an sich interessanten Konzept nicht Schritt halten - 3 * 64 Bit ergibt zwar rein rechnerisch 192 Bit, aber in der Praxis sieht es dann wohl doch etwas anders aus. Hergestellt wurde die Karte übrigens von Umax; die Firma vertrieb sie auch selbst als "MaxMedia CX/PRO". Das Vorgängermodell kam mit mehreren S3 801 bzw. 805 daher und nannte sich "MaxMedia CX/24". Die 192-Bit-Karten krankten im übrigen an einem eklatanten Mangel - keine vernünftigen Treiber für Windows 95 - wobei dieses Exemplar doch ganz vielversprechend aussieht - und gar keine für NT 4.0 (nur Windows 3.1x, 95 und NT 3.51). (Wenn jemand mehr Infos zu diesen Karten hat - immer her damit.)
Die ersten Dualhead-Karten - Miros "twin"-Serie
Miro produzierte ab ca. 1995/96 die m.W. ersten Dualhead-Karten (also Grafikkarten, die zwei Monitore ansteuern und zudem auf beiden verschiedene Inhalte darstellen können) auf dem Massenmarkt, die mit 64-Bit-Chips von S3 daherkamen. Bis auf ein Modell - die 20SD twin - waren alle nur als PCI-Karten erhältlich, und die Dualhead-Funktion wurde nur unter Windows 95, NT und AutoCAD unterstützt. Ganz billig war der Spaß natürlich nicht - die Preise lagen in der Größenordnung derer zweier Grafikkarten mit der jeweiligen Ausstattung, eher etwas darüber. Die Suche nach Treibern für diese Karten gestaltet sich heute meist schwierig, darum sei hier gleich auf www.mirosupport.de verwiesen - dort findet man Treiber für viele Miro-Produkte.
Übersicht: Miros twin-Karten
Miro Crystal 20SD twin | - | 2x S3 868, je 2 MB DRAM, auch VL |
Miro Crystal 22SD twin | - | 2x S3 Trio64V+ (765), je 2 MB DRAM |
Miro Magic 20SV twin | - | S3 968 mit 2 MB VRAM plus S3 868 mit 2 MB DRAM |
Miro Magic 22SV twin | - | 2x S3 968, je 2 MB VRAM |
Miro Magic 40SV twin | - | S3 968 mit 4 MB VRAM plus S3 868 mit 2 MB DRAM |
Miro Magic 44SV twin | - | 2x S3 968, je 4 MB VRAM |