UKWellensalat

Meine UKW-Tuner-Seite

Der UKW-Rundfunk, oldschoolig analog oder nicht, ist technisch besser als sein Ruf - das Empfangsgerät hingegen läßt nicht selten zu wünschen übrig. In heutigen Receivern etwa ist das Radioteil auch nur noch ein winziges Kästchen, das am Stück verbaut wird und zu dem noch nicht einmal die Service-Doku etwas hergibt. (Das im Kenwood KR-V8090D scheint zumindest mal halbwegs brauchbar, ein Sony STR-DB840 klang auf UKW doch sehr dünn. Witzigerweise scheint es mittlerweile so zu sein, daß die Dinger teils besser sind als mancher aktuelle Standalone-Tuner.) Bei mir fing es damals damit an, daß ich mit dem integrierten Radioteil des Onkyo TX-SV636 - immerhin noch eine separate Platine - unzufrieden war, da weder Empfindlichkeit noch Klang auf UKW überzeugten, die RDS-Performance war ähnlich mies. (Heute bin ich recht sicher, daß ein aus Kostengründen nicht oder nicht richtig durchgeführter Abgleich ab Werk die Hauptursache dafür darstellt, denn zumindest HF- und ZF-Sektion entsprechen weitgehend dem, was Onkyo in Einsteiger-Tunern wie T-4210/11 bzw. T-4x30 verbaut hat.)

Für guten Klang und Empfang auf UKW sind entscheidend:

  1. der Tuner - klar. Empfindlichkeit, Großsignalverhalten, Trennschärfe, Rauschverhalten, klangliche Qualitäten werden hier festgelegt.
  2. die Antenne - für Ortssender reicht oft ein schlichter Drahtdipol, um jedoch weiter entfernte oder von aus anderen Richtungen kommenden Sendern gestörte Stationen sowohl rausch- und interferenzarm wie auch mit wenig Mehrwegeverzerrungen (Mehrwegeausbreitung sorgt für das charakteristische Pfeifen und Zwitschern) aufnehmen zu können, ist oft mehr Richtwirkung und/oder Gewinn nötig. Eine einfache fest montierte Richtantenne kann hier schon helfen, optimal sind üblicherweise welche mit mehr als 5 Elementen auf einem ferngesteuerten Rotor, was natürlich einen gewissen Aufwand bedingt. (Bei Montage auf dem Dach sind die Vorschriften zum Blitzschutz zu beachten!)

Ich will mich hier im wesentlichen auf die Empfänger selbst konzentrieren.

1. Aufbau eines UKW-Empfangsteils, Performance

Es handelt sich bei gewöhnlichen UKW-Empfängern im Regelfall um Einfachsuper mit einem oder mehreren abgestimmten Vorkreisen und Zwischenfrequenz (ZF) 10,7 MHz. Rollen wir das ganze einmal von vorn auf, beginnend mit dem Frontend:

Generelle konstruktive Schwachpunkte, die man so finden mag, haben oft mit dem Bereich Spannungsstabilisierung zu tun, aber auch als Koppel-Cs eingesetzte Elkos sind oft zu klein dimensioniert oder nicht mit Vorspannung versehen. Viele gute Tuner sind ja schon etwas älter, und da sieht es mit den Elkos eh nicht mehr ganz so gut aus (sind halt Verschleißteile). Mancher PLL-Tuner leidet mittlerweile unter Amnesie, weil mit Goldcaps etwas ruppig umgesprungen wurde. In manchem 70er-Jahre-Gerät wird das NF-Signal kreuz und quer über die Platine und durch etliche (womöglich schon leicht korrodierte) Schalter gescheucht, das Routing war nicht immer optimal. HF-seitig kommt schon mal ungenügende Temperaturkompensation rein, was sich dann in merklicher Drift und ggf. auch eher mäßiger Langzeit-Abgleichstabilität niederschlägt. Dann gibt es noch Geräte, in denen z.B. die Filter für breite und schmale Bandbreiten nicht genau passend zusammengestellt sind, was höhere Verluste und vor allem Verzerrungen bedeutet.

2. Alters-Wehwehchen

Viele gute Tuner sind mittlerweile 20, 25, 30 Jahre alt. Damit sind Verschleißteile wie Elkos (gerade weniger zuverlässige Serien oder in gut warmer Umgebung verbaute Exemplare) des öfteren nicht mehr ganz so fit, aber auch viel naheliegenderes wie Skalenbirnen hat oft schon den Geist aufgegeben (und gerade japanische Hersteller haben oft Exoten für 8 V verbaut, die kaum zu kriegen sind). Sehr beliebt sind auch oxidierte Kontakte, etwa bei Masseschleifern am Drehko (was neben Kratzen in der NF beim Abstimmen in extremen Fällen auch starke Frequenzinstabilität hervorrufen kann), in Schaltern oder in Form von kratzenden Potis (oft ist dann der Schleifer aus Metall oxidiert).

Ein anderes Problem ist die Bauteilalterung, die dazu führt, daß z.B. resonante Kreise im Laufe der Zeit weglaufen, wenn relevante Teile betroffen sind (z.B. eingesetzte Trimmerkondensatoren). Wenn man sich die erhebliche Anzahl abgestimmter Vorkreise in einem Spitzentuner ansieht, kann man sich leicht vorstellen, daß diese - Alterung hat immer auch eine statistische Komponente - nach so vielen Jahren nicht mehr perfekt synchron laufen. (Es sind offenbar hauptsächlich die Kapazitäten, die altern. Klar, bei Luftspulen ist die Induktivität geometrisch gegeben, da tut sich nicht viel. Wurde das Frontend von Anfang an sauber temperaturkompensiert ausgelegt, erkennbar an nur minimaler Drift bei Analogtunern, so hält sich die Alterung i.allg. auch in Grenzen.) Damit sinkt natürlich die Empfindlichkeit, noch offensichtlicher ist eine deutliche Abweichung der tatsächlichen Empfangsfrequenz von der angezeigten bei Analogtunern. Selbst keramische Filter altern, wenn auch eher wenig. Alterung von IFTs kann ebenfalls zu geringerer Empfindlichkeit führen, auf ZF-Ebene führen etwas weggelaufene IFTs, Diskriminatorkreise oder Filter aber i.allg. "nur" zu höheren Verzerrungen. Wer also einen Spitzentuner von anno dazumal sein eigen nennt (Sansui TU-9900 oder TU-X1, Kenwood L-600T, Pioneer TX-9500 II oder sowas), ist gut beraten, das gute Stück von einem wirklichen Fachmann mit der nötigen Erfahrung und dem nötigen Equipment generalüberholen und abgleichen zu lassen - sehr klirrarme UKW-Meßsender etwa gibt es nun wirklich nicht an jeder Straßenecke, aber es nützt ja nichts, wenn der Tuner nach Abgleich zwar angeblich extrem niedrigen Klirr hat, das aber nur, weil dessen Verzerrungen gegenphasig zu denen des Tongenerators sind und diese genau kompensieren.

Was man tun sollte, wenn man eben keinen absoluten Spitzenhäubchentuner, aber doch ein nettes Exemplar sein eigen nennt und das für eine Generalüberholung nötige Kleingeld nicht übrig hat (da stecken ja schon einige Arbeitsstunden drin; ein Abgleich allein wäre im übrigen deutlich bezahlbarer, man muß aber natürlich auch eine kompetente Werkstatt finden), das ist eine gute Frage.
Wenn der HF-Abgleich völlig daneben sein sollte, so kann man mit dem nötigen Abgleichwerkzeug (gibt's z.B. bei Reichelt oder Conrad) oft einen halbwegs brauchbaren Zustand wiederherstellen, auch für ein leichtes Nachziehen des Trimmers im LO zur Korrektur einer kleineren konsistenten Skalenabweichung (z.B. durchgängig 200-300 kHz zu tief) nach Gehör reicht das. Vorsicht aber beim Einstellen der Spulen, wenn eine größere Korrektur erforderlich ist - die nicht unüblichen auseinander- oder zusammenzubiegenden Luftspulen sind für den unerfahrenen Nichttechniker ohnehin ein Graus, aber auch solche mit Spulenkern müssen mit exakt passendem Werkzeug eingestellt werden und Versiegelungen sind ggf. mit Haartrockner zu erweichen, um Zerstörung der empfindlichen Spulenkerne zu vermeiden.
Ein ZF/Klirr-Abgleich ist ohne Spezialequipment absolut nicht möglich.
Findet man einen gut aus dem Abgleich gelaufenen Stereodecoder vor (das sollte primär Designs von vor 1974 betreffen; dann kamen spulenlose Decoder mit MC1310 und anderen Chips, welche viel weniger von Alterung betroffen sind), so sollte sich die Stereo-Kanaltrennung zumindest grob mit einem am Rechner betriebenen Mini-UKW-Sender, wie sie für MP3-Player zwecks Wiedergabe im Autoradio verkauft werden, einstellen lassen, so sich die Biester an ihre Spezifikationen halten. (Die alte Position der betreffenden Potis sollte möglichst markiert werden, falls keine Verbesserung erzielt werden kann.)

3. Kauftips

Deutschland ist unzweifelhaft ein Gebrauchttunerparadies. Bei einem einschlägig bekannten Internet-Auktionshaus finden sich mal eben doppelt soviele Angebote wie in den Staaten, und das bei nicht mal halb sovielen Einwohnern. Da verwundert es nicht, daß wirklich anständige Modelle teils schon für um die 30 Fragezeichen zu haben sind, unbekanntere auch mal für deutlich weniger. Natürlich gibt es auch so einige bekannt gute Modelle, die teils deutlich höher gehandelt werden, einen Onkyo T-9990 z.B. würde ich nicht gerade unter Schnäppchen einsortieren. (Bei günstigeren Geräten muß man freilich des öfteren bei Empfangsleistung oder Klang Kompromisse eingehen, echte Allrounder sind im Regelfall nicht unbekannt. Da kann es auch mal sein, daß für optimalen Klang etwas Arbeit mit dem heißen Ende des Lötkolbens reinzustecken ist.) Auch gehen Analoge typischerweise für mehr weg als PLL-Gerät, und so handelt es sich bei Schnäppchentunern oft um "Digitale" der (meist frühen) 80er. Hat man ein potentielles Schnäppchen ausgemacht, so lohnt es sich, das Netz aufs gründlichste nach eventuellen Hinweisen auf Empfang, Klang, ehemalige Preislage und womöglich gar Innenleben zu durchforsten. Längst nicht jedes interessante Modell ist auf fmtunerinfo.com gelistet, und nicht alles dort ist auch wirklich toll.

4. Meine Tuner

Inzwischen habe ich doch ein paar Thunfische*), äh, Tuner angehäuft. Diese Seite ist historisch gewachsen, und so wird man feststellen, daß nicht immer alles extrem konsistent ist. Gerade zwischen T 7500 und T 7000 lag doch eine ganze Weile, und der alte Text wurde kaum mehr überarbeitet. Gleichzeitig finden sich aber auch unter den "ollen Kamellen" noch interessante Dinge - insofern mag es nützlich sein, auch einmal die älteren Sachen zu durchforsten.

*) engl. tuna = Thunfisch

4.1.1 T-4650, Teil 1: Tunersuche

Ein neues Heim, ein neues Glück - und endlich Platz für ein Paar vernünftiger Boxen. Da diese auch ganz unzufällig übrig waren, konnte ich bald meine Beschallungstechnik entstauben und in Betrieb nehmen. (Ironie des Schicksals: Die Boxen haben klanglich keine Chance gegen meine Kopfhörer - Sennheiser HD 590 - und dienen primär als Staubfänger.) Dabei tauchte auch prompt ein altes Problem wieder auf: Das UKW-Empfangsteil meines Surround-Receivers Onkyo TX-SV636 (auch so ein "Erbstück") ist irgendwie eine ziemlich taube Nuß - wenn ich die Verstärkung der Zimmerantenne voll aufdrehen muß, um einen Ortssender wie SWR1 rauschfrei reinzukriegen, ist das nicht gerade überzeugend. Ähnliches gilt auch für die RDS-Implementation - bis sich da auch nur annähernd was tut, zeigt der Conrad RDS-Manager schon längst 4 oder 5 von 6 Empfangsqualitäts-Balken, und das am Verstärkerausgang und nicht etwa intern vor dem Multiplexer. Auch die Trennschärfe ist, obwohl ordentlich, nichts herausragendes.
Dann stieß ich eines Tages bei der Suche nach Informationen zum Panasonic RF-B65 (bin Fan dieses soliden Taschen-Weltempfängers) auf diese Seite über UKW-DX-Gerät, und so kam ich auf die Idee, mich mal nach einem guten UKW-Tuner umzusehen.

Was sollte er nun können, der neue (gebrauchte) Tuner? Empfindlich und trennscharf, auch mal für etwas DX zu haben sollte er sein, und wenn dabei der Klang stimmt, na umso besser. (Heutzutage würde ich die Prioritäten anders setzen und mehr Wert auf den Klang legen.) Viel mehr als 35-40 Fragezeichen wollte ich dabei nicht loswerden, das studentische Budget ist schließlich nur endlich groß.

Das Angebot bei Ebay war groß und unübersichtlich; ich konzentrierte mich schließlich auf Produkte von Grundig (der eigentlich immer guten UKW-Teile der Grundig-Koffersuper wegen) und Onkyo (da die guten Onkyos ja bekanntermaßen hervorragende DX-Kisten sind). Letztlich entschieden schlicht das größere Angebot, das Timing (jaja, meine Ungeduld) und zugegebenermaßen auch etwas die Optik dies zugunsten von Onkyo - dazu aber später mehr. Es war relativ klar, daß Supertuner wie der T-9990 oder auch der T-4970, so ziemlich der einzige Hifi-Tuner mit DYNAS (kurze Übersicht der Funktionsweise siehe z.B. Datenblatt zum IC U4292B) und mit RDS ausgestattet, unerschwinglich sein würden, also konzentrierte ich mich auf die Modelle T-4650, T-4850 und T-4670, immerhin alle aus der noblen Integra-Serie und mit Neupreisen von ca. 600-700 DM (xx50) bzw. 900-1000 DM (xx70) seinerzeit auch nicht ganz billig. Letztlich hat es dann "nur" für einen T-4650 gereicht, die anderen beiden Modelle werden teils deutlich höher gehandelt - wer einen T-4670 (immerhin das Vorgängermodell des T-4970 und u.a. mit 2 Antenneneingängen, besserem Frontend, mehr ZF-Filtern, PLL-Demodulator, besserem Stereo-Decoderchip (MPX), einstellbarem Ausgangspegel, separater Fernbedienung und Möglichkeit zum Abspeichern von alphanumerischen Tags für Sender) für um oder unter 50 bekommt, hat ein schönes Schnäppchen gemacht. (Normalerweise gehen die nämlich so für 60 bis 100 weg, den T-4650 bekommt man dagegen auch gut für 35.)

In Sachen Onkyo-Mittelklasse-Tuner der 80er und frühen 90er würde ich übrigens die Modelle T-4017, T-4450, T-4270, T-4650 und T-4850 näher in Augenschein nehmen. T-4051RDS und T-4511 sind HF-technisch höchstens auf dem Niveau des T-4450 angesiedelt und tlw. aufgrund des Alters bzw. Designs preislich noch nicht so attraktiv. Abstand halten würde ich von T-4015 und T-4250, recht wenig Tuner fürs Geld (vergleichbar etwa einem T-4630).

Eine sehr aufschlußreiche Tuner-Webseite von über dem großen Teich ist das »Tuner Information Center« samt zugehöriger Yahoo! Group FMtuners.

4.1.2 Vorstellung Onkyo T-4650

Der T-4650 wurde 1989 eingeführt und ca. 1991 vom T-4850 (Frontend- und ZF-technisch abgesehen von einem anderen PLL-Synthesizer mit nur 50 kHz Schrittweite quasi unverändert, dafür nun mit PLL-Demodulator und damit besserem Störabstand, Breite nunmehr 45,5 cm) abgelöst. Der Neupreis dieses Mittelklasse-Tuners aus der Integra-Serie lag bei etwa 600 bis 700 DM, gebraucht kann man ihn für rund 35 Fragezeichen und somit recht günstig erstehen. Ein funktionsgleiches Gerät wurde über dem großen Teich als T-4500 verkauft (analog: T-4670 als T-4700), das auch auf fmtunerinfo.com (s.o.) zu Ehren kommt und sich dort immerhin in die solide Mittelklasse einordnet (was gemessen an den Maßstaben tunermäßig weniger verwöhnter Normalsterblicher heißt, das das Teil ziemlich gut klingt).

Äußerlichkeiten

Die Breite des Gehäuses aus Stahlblech (das von innen schon die eine oder andere Bitumenmatte vertragen kann, das Blech ist nicht so wahnsinnig dick; nur vom Netztrafo sollte man gebührenden Abstand halten) mit Frontplatte aus gebürstetem Aluminium (strenggenommen eigentlich nur Plaste mit einem passend geformten Aluminiumblech, so wie sie's alle machen - Alu massiv wäre nur unnötig teuer ohne wirklichen Mehrwert) beträgt recht normale 43,5 cm, es ist allerdings mit stolzen 36,6 cm recht tief (OK, der TX-SV636 bringt es sogar auf 38,9 cm). Die Höhe hält sich mit 9,2 cm in Grenzen. Bei einem Gewicht von 4,0 kg hebt man sich bestimmt keinen Bruch (ein Blick ins Innere zeigt denn auch, daß es dort recht aufgeräumt und luftig zugeht). Die meisten Exemplare werden wohl in schwarz daherkommen, in silber sieht er m.E. etwas altertümlich-klotzig aus. An Tasten herrscht bei diesem Gerät sicher kein Mangel, insgesamt 41 tummeln sich auf der Frontplatte (allerdings entfallen davon schon einmal 20 auf Stationstasten, ist also halb so wild), was ihm zusammen mit den diversen Leuchtanzeigen und dem sehr hellen Floureszenzdisplay mit Frequenzanzeige auf 10 kHz ein recht "technisches" Aussehen verleiht - also genau das richtige für mich. :) Wie man allerdings auf die Idee kommen kann, die Abstimmtasten derart schmal auszuführen und unter das Display zu quetschen, ist mir ein Rätsel - da hätte ich doch lieber zwei der dicken Kategorie-Buttons darunter geopfert. Die Rückseite des Geräts gibt einen Koax-Antennenanschluß für UKW nebst Schraubklemmen für eine MW-Antenne, zwei Cinch-Ausgangsbuchsen, Anschlüsse für die Fernsteuerung über einen Onkyo-Verstärker mittels RI, das Stromkabel, das Typenschild samt BZT-Zulassung und die Seriennummer her.

Das Handbuch umfaßt abzüglich der Titelseite ganze 7 Seiten. Der Übersetzer hatte wohl Humor, es mangelte zuweilen aber etwas am technischen Vokabular - hierzulande kann sich kaum jemand etwas unter einem "5 Gang variablen Kondensator in der Endstufe" vorstellen (hier ist gemeint, daß das Frontend - was übrigens eher 'ne Vorstufe ist - fünffach mit Kapazitätsdioden abgestimmt wird, was sich wegen der erreichten Vorselektion im wesentlichen auf die Spiegelfrequenzunterdrückung auswirkt und vermutlich auch noch eine gewisse Resonanzüberhöhung und damit Empfindlichkeitssteigerung bewirkt). Das wäre wohl besser nochmal von einem Fachmann gegengelesen worden.

Bedienung

Die Hauptabstimmung auf UKW liegt auf den schon erwähnten zwei schmalen, aber immerhin recht langen Tasten UP und DOWN unter dem Display - ein klassischer Drehknopf mit Optokoppler wäre gut gewesen, Platz auf der Front freilich gäbe es dafür nicht mehr. (Erst einige Jahre später gab es derlei bei T-4511 und T-4711.) In derselben Reihe ganz rechts findet sich die Taste CABLE/MUTE, mit der man von 50-kHz- auf 25-kHz-Abstimmschritte schalten und die Stummschaltung bei schwachen Signalen deaktivieren kann - was man bei DX-Betrieb sicher tun wird. Dreht man an der Frequenz, so wählt automatisch das APR-System die ihm am besten erscheinenden Einstellungen für Bandbreite (breit/schmal), Höhenüberblendung Hi-Blend (reduziert bei schwachem Stereo-Empfang das Rauschen, ebenso aber auch die Kanaltrennung, ein mir nicht übermäßig nützlich erscheinendes Feature) und Mono/Stereo, welche man hinterher auch manuell verändern kann. Die Abstimmung in 50-kHz-Schritten ist übrigens keinen Deut schneller als die in 25-kHz-Schritten, jedenfalls kommt mir erstere recht behäbig vor und letztere recht flink.

Das Abspeichern eines Senders auf einem der insgesamt 40 beliebig mit UKW- oder MW-Sendern zu füllenden Speicherplätzen, die neben der Frequenz auch die Einstellung von Empfindlichkeit, Bandbreite, Höhenüberblendung und Mono/Stereo behalten und jeweils einer Kategorie zugeordnet werden können, ist eigentlich recht simpel: Ggf. mit Taste SHIFT die hinteren 20 Plätze auswählen, Taste MEMORY betätigen, dann ggf. eine Kategorie wählen (CLASS1...CLASS6, ich nutze nur 1 für Lokalstationen und 2 für weiter entferntes) und schließlich eine der 20 Speicherplatztasten drücken. Man kann mit der Taste SCAN alle gespeicherten Sender kurz anspielen lassen, na wer's braucht.

Die Helligkeit des Floureszenzdisplays ist auch bei Tageslicht ausreichend; eine Funktion zum Dimmen wäre allerdings für dunklere Tageszeiten praktisch gewesen. Die Frequenzanzeige könnte einen Tick größer sein. Bei der 8-stufigen Signalstärkeanzeige (von 0 bis 100%) sind Skalierung und Anzeigebereich gut gewählt.

Klang und Empfang

Bei den starken Ortssendern (stereo, breit, Hi-Blend aus) klingt der T-4650 deutlich weniger nach Klangtapete (also dynamischer) als das Empfangsteil des TX-SV636. Dies ist wohl vor allem dem im direkten Vergleich leicht feststellbaren besseren Frequenzgang und der ebenfalls besseren Kanaltrennung geschuldet. (Das freilich sollte wohl bei einem jeden vernünftig klingenden Tuner drin sein.) Schaltet man auf schmale Bandbreite, nimmt die Kanaltrennung erwartungsgemäß etwas, aber nicht dramatisch ab - eine Schaltung paßt die Kanaltrennungs-Justage entsprechend an und mildert somit den Effekt deutlich. Nette Idee. Wie unten beim T 7500 erwähnt, sollte man nicht gerade die billigsten Cinch-Strippen nehmen und einen Verstärker mit ausreichend hoher Eingangsimpedanz haben. Übrigens, nach einiger Zeit mit guten Tunern wieder einmal das Empfangsteil des TX-SV636 angeschmissen, und siehe da, der klangliche Unterschied trat deutlichst zutage: Die Mitten wurden schmerzlich vermißt, der Baß ist sehr unpräzise und potentiell kopfschmerzerzeugend, eine große Leuchte in Sachen Höhen ist es auch nicht gerade, und die Kanaltrennung resp. eher die Räumlichkeit dürfte gerade noch als schlechter Witz durchgehen (ich hatte ja schon lange die Vermutung, daß der Abgleich irgendwie höchst mangelhaft war). Da ist der T-4650 schon um Längen besser.

Die Trennschärfe in schmal (NARROW) ist erwartungsgemäß gut; der mit 150- und 110-kHz-Filter umgerüstete Sony ICF-SW7600G wird bei der Trennung einer schwächeren Station 200 kHz neben einer starken deutlich geschlagen - was man bei einer Kaskade von 4 Filtern auch erwarten kann. SWR1 auf 92,4 (Standort Witthoh, Kreis Friedrichshafen) läßt sich noch von der Variante vor der Haustür auf 92,6 (Ulm) trennen, auf 92,8 (besser 92,825) läßt sich Bayern 1 vom Hohenpeißenberg sogar recht brauchbar in Stereo empfangen. Eine schwächere Station 100 kHz neben einer mittelstarken (Radio7 in Tuttlingen auf 102,5 MHz, das bei freeFM auf 102,6 für leichtes Gezischel im Hintergrund sorgt) läßt sich 50 kHz neben der Nominalfrequenz (150 kHz vom stärkeren Sender) noch ganz brauchbar in Mono aufnehmen, viel mehr ist trennschärfetechnisch aber kaum drin. Die Bandbreite in WIDE ist tatsächlich ordentlich breit, soll ja auch gut klingen. (Nach Blick auf das Schaltbild dürften in WIDE zwei SFE10.7MMK mit 230 kHz und in NARROW zusätzlich noch zwei SFE10.7MJA mit 150 kHz Bandbreite zum Einsatz kommen.)

Tja, die Empfindlichkeit... Die kann ich nicht wirklich gut beurteilen, da vermutlich meine Zimmerantenne hier der begrenzende Faktor ist. (Fast alle Sender sind aber immerhin schon mit einem lächerlichen Stückchen Draht aufzunehmen.) Da ist wohl zuerst eine gute Antenne fällig, schon damit ich mal ordentlich DXen kann. Aber nachdem der T-4500 (das US-Modell) ja empfindlichkeitstechnisch sehr gut zu sein scheint, wird es beim T-4650 schwerlich viel anders sein. Bisher reicht es schon mal für die Frequenzen vom Säntis teilweise ohne gar zu viel Rauschen, die in Ulm und Umgebung generell recht gut gehen, sowie Radio Ton auf 107,1 in (ziemlich verrauschtem) Stereo (das brachte der 7600G an der Stabantenne nur an guten Tagen zuwege) und Ö3 auf 89,6 vom Pfänder in ähnlicher Qualität.

Der MW-Empfang... naja, man kriegt was rein, und die Verzerrungen sind erfreulich gering und der Frequenzgang angenehm. Allerdings ist die Empfindlichkeit mit einer der üblichen Mini-Rahmenantennen nicht besonders toll, auch die AGC setzt wie so oft erst viel zu spät ein, und das ordentlich breite Filter (ein nur von einem abgestimmten Übertrager unterstütztes zweipoliges SFZ450JL mit 5,5 kHz Bandbreite bei -3 dB und gerade mal um die 20 dB Unterdrückung bei +/- 9 kHz, steilflankig ist wirklich was anderes) ist quasi Garant für fast allgegenwärtiges Interferenzpfeifen. (Das ist gerade mal mittelprächtiges Kofferradioniveau.) Also, für starke "Ortssender" reicht das, aber das war's dann auch - ich sage Bescheid, wenn mir mal ein Hifi-Tuner über den Weg läuft, der mehr bringt...
Vielleicht klappt's ja irgendwann mal mit einem DSP-basierten Tuner, der Filterung wie (AM: Synchron-)Demodulation komplett in Software macht, dann könnten auch mal flexible MW-Teile (DX-tauglich *und* mit guter Klangqualität für die dicken Brummer) Realität werden. Derzeit scheint die Entwicklung bei Tunern aber eher stehengeblieben oder gar abgeschlossen - Onkyo hat z.B. nur noch den 08/15-Tuner T-4211 im Angebot.

Technische Daten

Und da wären sie alle, in trauter wieviel-auch-immer-samkeit:
[Bild: Scan der 
gesamten Daten]

Innenleben

Das Frontend (Mitsumi FD636U12) kann mit 4 abgestimmten Vorkreisen (2 vor dem Mischer in Form eines Dual-Gate-FETs, 2 dahinter) und einem abgestimmten Filterkreis beim im Oszillator aufwarten. Nach den bereits erwähnten Filtern - 2x SFE10.7MMK (230 kHz, GDT-Abweichung mittel, engtoleriert) in "Wide" und zusätzlich noch 2x SFE10.7MJA (150 kHz) in "Narrow" - kommt als ZF-Verstärker, FM-Demodulator sowie für MW ein LA1266 zum Einsatz, der Stereodecoder (MPX) ist ein LA3401 - durchaus eine Standardbestückung für einen japanischen Tuner dieser Klasse. Die Ausgangsstufe birgt wenig Überraschungen, Verstärkerstufen gibt es hier nicht, dafür sind die Koppel-Elkos vernünftig mit Vorspannung belegt (die brauchen etwas "biasing").

Macken und Modifikationen

Ein Problem, das viele T-4650 (und teilweise auch T-4670, deren Mikroprozessor-Platine identisch ist) früher oder später zu befallen scheint, ist die Vergeßlichkeit (Quelle 1, Quelle 2) - ist der Strom mal eine Weile weg, sind die Senderspeicher auch flöten und mit japanisch angehauchten Defaults belegt. Die Ursache ist wohl zumindest teilweise ein defekter Goldcap (C707, 0,1 F, 5,5 V), der "wartungsfreundlich" schön beengt unter dem Fluoreszenzdisplay montiert ist. Das grundsätzliche Problem scheint aber zu sein, daß beim Ausschalten der Mikroprozessor nicht schnell genug schlafengeschickt wird (/HLD runterziehen) und damit in aller Seelenruhe den Goldcap leernuckelt. (Das erklärt auch, warum meiner nur Probleme mit den Senderspeichern macht, wenn man ihn nach kurzer Zeit wieder ausschaltet - im kalten Zustand ist ein abgeschlaffter alter Goldcap noch nicht so fit. Daneben scheint hier aber auch das Aufladen recht behäbig zu sein.) Die Dinger sind für minimale Lasten ausgelegt und dürften eine solche Behandlung auf die Dauer übelnehmen; die Wärme vom Display tut dann ein übriges. Der T-4650 ist deutlich häufiger betroffen als der T-4670, da hier die Schaltung zur Runterziehen der /HLD-Leitung, die auf der Hauptplatine liegt, stark vereinfacht wurde (das hat auf dem Mutterbrett einen ganzen Transistor eingespart). Beim T-4850 ist die Schaltung wieder sehr ähnlich zu der des T-4670 (zusätzlich hängen vor dem Goldcap noch 100 Ohm, und dem C702-Äquivalent wurden 1kOhm spendiert), warum wohl...
Wie man das Problem nicht behebt, zeigt mein T-4650, bei dem der Vorbesitzer eine Verbindung von der "+"-Seite von C702 zur Basis von Q809 (effektiv über 220 Ohm und 2.2kOhm an +5.6V) eingelötet hatte. Auf die Art /HLD hoch- oder runterzuziehen ist aber wegen D701 und D703 schlechthin unmöglich, zumal nicht klar ist, ob die beim T-4650 mangels Q809 überhaupt nicht benötigten Widerstände überhaupt eingelötet sind. Da hat man bessere Chancen, wenn man auf dem Mainboard zieht. Onkyo hat dazu seinerzeit einen NPN-Transistor parallel zum R906-Äquivalent angebracht, dessen Basis an die Schaltung zur Verhinderung von Ein/Ausschaltgeräuschen geklemmt wurde. Man könnte es diesbezüglich mal wie beim Nachfolger T-4850 (hier war der Transistortyp übrigens TC144ES - integrierte Basis- und Emitterwiderstände!) mit der Anode von D813 oder D814 versuchen. (Ungetestet und auf eigene Gefahr!) Zusätzlich mag man J758 durch 1kOhm ersetzen wollen.
Ohne Kenntnis der Schaltung mit dem Transistor führte folgender Ansatz zum Erfolg: R904 ersetzen durch 15V-Z-Diode (Anode an R906) und 390 Ohm in Serie, Entfernen von D701. Eventuell reicht auch schon das Entfernen von D701 allein.
Schaltplan

Sollten übrigens sporadische Empfangsausfälle zu beklagen sein, so kann das am PLL-Synthesizer-IC liegen (Sanyo LC7218, DIP). Den gibt es wohl nur noch in SMD-Bauform, nicht mehr als DIP, was in eine ordentliche Bastelei ausarten kann. Potentielle Ausfallgründe außerhalb des ICs sind nicht wirklich ersichtlich. Ganz vorsichtige Zeitgenossen mögen den IC prophylaktisch mit einem Kühlkörper versehen wollen.

Den T-4650 sollte man relativ leicht zur UKW-DX-Maschine umrüsten können, so man denn will - die zwei breiten Filter gegen die schmalen tauschen und auf die Positionen der schmalen welche mit 110 oder gar 80 kHz setzen (müßte man sich halt besorgen und am besten mal durchwobbeln, um die mit der am besten zu den vorhandenen Filtern passenden Mittenfrequenz einzubauen). 4x 150 kHz sollte auch schon sehr gut gehen und wirft geringere Beschaffungsprobleme auf.

Steht einem der Sinn dagegen eher nach audiophilen Mods, so gibt es einen Haufen Elkos, die durch besseres ersetzt werden könnten - die drei Koppel-Elkos C209, C216 und C217 (im Original 10 µF 16 V, ich würde hochqualitativere Typen mit höherer Spannungsfestigkeit nehmen) etwa. Dann gibt es da noch diverse Elkos zur Spannungsstabilisierung, etwa im Netzteilbereich C904 (22µF/16V) nebst C905 (22nF, vmtl. Keramik --> ersetzen durch Folien-C) parallel, ähnlich sieht es am LA1266 mit C125 (47µF/16V) und C126 (22nF) aus, und dann gibt es da noch C202 (470µF/16V) am klanglich nun höchst wichtigen LA3401, der mindestens durch einen besseren Elko ersetzt werden sollte, am besten wäre noch ein nicht zu weit weg vom IC befindlicher Bypass (Folie) mit ca. 100-200 nF.

Der Frequenzgang bei einer Analyse aufgenommenen Rauschens sollte Auskunft über die Einstellung der Notchfilter L201 und L202 zur Pilottonunterdrückung geben (ich nehme mal an, daß da Justiermöglichkeiten gegeben sind). Bei meinem T-4650 sind diese leider beide etwas zu hoch in der Frequenz und nicht einmal auf beiden Kanälen genau gleich eingestellt, was den Frequenzgang weiter unten mit beeinflußt.

Wen der Blechsound beim Klopfen an das nicht übermäßig dickwandige Gehäuse stört, der mag schlichte Bitumenmatten wie für PC-Gehäuse erhältlich verwenden wollen. Nur gebührenden Abstand vom Netztrafo halten, da wird es so schon warm genug.

Der HF-Abgleich des Mitsumi-Frontends scheint sehr stabil zu sein; durch Drehen an den Trimmern der Vorkreise (wofür sogar ein gewöhnlicher metallener Schraubenzieher herangezogen werden kann) konnte ich exakt keine Verbesserung der Empfindlichkeit herbeiführen.

4.2 Grundig T 7500

Grundig-Tuner sind trotz einst guter Testergebnisse heute eher bei den Geheimtips einzusortieren. Etwas verwunderlich, war man doch bei Grundig immer sehr darauf bedacht gewesen, auch an sich eher anspruchslose Kofferradios mit anständigen UKW-Teilen auszustatten. Wie man gute UKW-Empfänger baut, wußte man jedenfalls in Fürth. Den "Standard-Geheimtip" unter den Grundig-Geräten stellt wohl der T 7500 dar, ein ab ca. 1983 produziertes Gerät, das quasi identisch mit dem älteren ST 6500 (ca. 1982) ist. Ich hatte ihn schon vor Kauf des T-4650 in Erwägung gezogen, letztlich gab aber die bessere Verfügbarkeit des Onkyo-Geräts den Ausschlag. Der Umstand, daß der Grundig klanglich in der ersten Reihe spielen sollte und dabei oft günstig zu haben ist (oft nur um 25 Fragezeichen), bewog mich letztlich dazu, ihn auch noch in mein trautes Heim zu lotsen.

Vorsicht, Falle!

Bevor der Hörtest in vollem Gange war, mußte ich allerdings mit einer bekannten Schwäche des Geräts Bekanntschaft machen, dem Gleichrichter Gl 1 (lt. Schaltplan ein B20C275, verbaut war ein B20C450 von AEG). Dieser wird in der Erzeugung der +5V für PLL-IC und Mikroprozessor eingesetzt und hat als uralter, schon bei der Herstellung des Tuners völlig antiquierter Selentyp einen in Sachen Zuverlässigkeit sehr schlechten Ruf - nicht umsonst haben diese Dinger den Spitznamen "Gleich-riecht-er". Nun, gerochen hat's hier zwar nicht, aber nach ca. 2-3 Stunden Nonstopbetrieb leuchteten plötzlich alle Anzeigesegmente auf, um dann langsam zu verlöschen. Der Ton war natürlich auch weg. Danach machte er absolut nichts mehr. Konnte er auch nicht, die Sicherung SI 1 vor Gl 1 war durch. Also eine Ersatzsicherung (T500mA) und einen 08/15-Siliziumgleichrichter in DIP-Bauform besorgt (da geht wirklich fast alles, hier ist's ein Fairchild DF04M geworden), das Brateisen aus dem Keller geholt (da wäre wirklich mal was vernünftiges fällig) und beides gewechselt resp. wechseln lassen. Und siehe da, er läuft wieder. Materialkosten übrigens erschwingliche 0,76 EUR. Mein eindringlicher Tip an alle Besitzer eines T-7500 resp. ST-6500, die das heiße vom kalten Ende eines Lötkolbens unterscheiden können: Raus mit dem roten Mistding und einen vernünftigen Gleichrichter rein! Die Frage ist nicht, ob das Teil Ärger machen wird, sondern nur wann. Übrigens, auf meinem alten B20C450 steht noch "A66" - ob der wohl 1966 hergestellt wurde? Bauteilgröße und -farbe würden da durchaus passen.

Klang und Empfang

Und, klingt er nun besser als der Onkyo? Ja, aber ein himmelweiter Unterschied ist das nicht. (Dagegen ist der zwischen Mittelklasse-CD-Playern wie meinem alten Technics SL-PG200A und dem jetzigen Onkyo DX-6920 regelrecht groß.) Der T 7500 klingt etwas ausgeglichener in den Mitten, liegt bei den oberen Höhen minimal vorn, die Kanaltrennung ist etwa vergleichbar mit der des T-4650 in "wide" (genau kann ich's nicht sagen, da die Kanalbalance beider Geräte nicht übereinstimmt). Die klanglichen Qualitäten dürften wohl zumindest teilweise darauf zurückzuführen sein, daß zur Impedanzwandlung am Ausgang keine Opamps (die zum Zeitpunkt der Konstruktion des ST 6500 klanglich noch nicht so das Gelbe vom Ei waren), sondern diskrete Transistoren verwendet wurden. Der T-4650 muß ohne Ausgangsverstärkung auskommen, bei ihm treibt nur der Stereo-Decoder die Ausgänge - hohe Eingangsimpedanz beim Verstärker und hochwertige Kabel (geringe Kapazität) empfohlen, denn ohne Trennstufe wirkt sich die Last am Ausgang etwas auf die Deemphasis aus. Da habe ich doch glatt mal noch übrige "Strippen" der besseren Sorte (diese, glaube ich) rekrutiert und beim T-4650 die bisherigen 08/15-Dinger abgelöst - oha. Das hat den an sich vorher schon ohrenfälligen Unterschied deutlich zusammenschmelzen lassen, die vorherige leichte Zischelneigung beim T-4650 ist nicht mehr festzustellen. Hmm, hat der Onkyo jetzt in Sachen Kanaltrennung die Nase ganz leicht vorn? Wundern würde es mich nicht, bei hochwertigeren, schön einzelnen Kabeln gegen 08/15-Strippe. (Der letzteren bin ich mal mit dem Messer zuleibe gerückt, schaden kann's nicht.)
Also: Wer einen dieser zwei Tuner sein eigen nennt, braucht sich nur des Klangs wegen nicht um den anderen zu reißen. Bei einigermaßen hochwertiger Verkabelung nehmen sich beide nicht viel - da sind die qualitativen Unterschiede zwischen einzelnen Stationen deutlich größer. Ich verwende meist den Grundig, schlicht weil er doch etwas besser klingt und keine Probleme mit Amnesie hat. (Seit dem Gleichrichterwechsel läuft er auch völlig problemlos.)

Der Frequenzgang (Messung mit Rauschen) entspricht ziemlich genau dem Ideal unter Berücksichtigung der 50 µs Deemphasis. Der -3dB-Punkt für die Höhen liegt bei etwa 17 kHz, beim T-4650 sind es eher 16,4 kHz. Die Notches für 19 kHz sind nicht so tief wie bei anderem Gerät (ca. 35 dB gegenüber ca. 50 dB beim T-4650), aber noch immer ziemlich exakt auf der Frequenz.

In Sachen DX-Tauglichkeit kann der T 7500 dem T-4650 trotz seiner 4 kaskadierten ZF-Filter nicht das Wasser reichen - da er keine Bandbreitenumschaltung zu bieten hat, mußten diese im Interesse eines guten Klanges (der von einer genügend großen Bandbreite und geringen Laufzeitvariationen im Durchlaßbereich profitiert) recht breit ausfallen. Damit ist die Trennschärfe bei Abständen von 300 kHz und mehr zwar meist untadelig, aber bei solchen von 200 kHz oder gar darunter tut er sich doch etwas schwer im Vergleich zum Onkyo mit seiner dafür deutlich besser geeigneten Filterkonfiguration. Immerhin kann der Grundig noch manche Station in bester Tonqualität wiedergeben, die beim Onkyo schon nach der schmalen Bandbreite mit verringerter Kanaltrennung ruft. (25-kHz-Abstimmschritte haben übrigens beide.)
Das Frontend des T 7500 übrigens sieht im Schaltplan eher unspektakulär aus (abgestimmte Vorkreise: 1× vor dem Preamp-FET, 2× danach, 2× LO; im Vergleich der T-4650: 2× vor dem Preamp-FET, 2× danach, 1× LO), aber immerhin ist die Mono-Empfindlichkeit besser als beim T-4650 (und der ist nun wirklich keine unempfindliche Gurke).

Auf Mittel- und Langwelle bevorzugt der T 7500 hochohmige Drahtantennen, unabgestimmte Rahmenantennen oder Loops liegen ihm weniger. Die ZF-Bandbreite von "ca. 4 kHz" erscheint beim ersten Hinhören gut gewählt, doch die Flankensteilheit des Filters ist wenig zufriedenstellend. (Auf dem Schaltplan zeigt sich dann die altbekannte 08/15-Konfiguration mit einem zweipoligen Keramikfilter plus IFT.) Schade eigentlich, die Abstimmschritte wären mit 1 kHz ideal für DX.

Sonstiges

Die hellblaue Fluoreszenzanzeige für die Frequenz (auf UKW auf 10 kHz genau) bzw. Senderkürzel (4 Stellen) gefällt mir - vor allem ist die Anzeige so groß, daß sogar ich sie mühelos aus einiger Entfernung ablesen kann. Im Dunkeln bildet sie einen reizvollen Kontrast zu den roten LEDs der 8-teiligen Signalstärkeanzeige (welche übrigens näherungsweise logarithmisch anzeigen soll, von ca. 1 µV bis 3 mV - ein bemerkenswerter Aufwand). Mit den 15 Senderspeichern kann man leben; der Vorgänger ST 6000 hatte noch deren 30, mußte sich aber auf Backup-Batterien verlassen (und wie vertrauenswürdig sind die schon?), während der T 7500 offenbar ein serielles (E)EPROM benutzt.

Thema Handbuch: Technisch wie sprachlich korrekt, um nicht zu sagen versiert (Schachtelsätze durchaus inklusive) - sowas ist man heutzutage gar nicht mehr gewohnt. Die technischen Daten sind recht ausführlich, inklusive Graphen von S/N über Signalpegel und ZF-Filterkurve.

Der T 7500 kostete zu seiner Zeit etwa 800 DM und wurde damit als echter Preis/Leistungs-Knüller gehandelt. Während z.B. der Netztrafo ziemlich groß und sicher nicht unterdimensioniert ist (auch das Blechgehäuse ist recht massiv verglichen mit dem Onkyo), schlug sich der Sparzwang doch in einigen Aspekten nieder, wie dem bereits erwähnten Billig-Gleichrichter oder dem Nichtvorhandensein eines schaltbaren Abschwächers. Auch eine Bandbreitenumschaltung läßt er vermissen. Die Frontplatte gab es übrigens ungeachtet der Farbe in zwei Ausführungen: Einmal komplett mit gebürsteter Aluminium-Oberfläche und einmal (vermutlich billiger) mit einem Mittelteil aus Plastik. Letzteres ist bei schwarzer Gehäusefarbe noch tolerabel, aber hellgrau paßt dann doch nicht ganz zu silber. So richtig austoben durften sich die Ingenieure wohl erst bei der 9000er Serie.

Foto: Traute Zweisamkeit mit T 7500 (oben) und T-4650 (unten). Eingestellt ist freeFM.

Die Antennenfrage

Eins ist klar: Die Zimmerantenne wird auf die Dauer nicht reichen. Nur was tun, wenn eine Außenantenne nicht in die Tüte kommt und für eine unter der Zimmerdecke montierte Richtantenne seitens der für die Montage zuständigen Stellen nicht viel Begeisterung besteht...?

4.3 Schnarch-Fi, die erste: Grundig T 7000

Was tun, wenn man des nächtens Radio hören will, die Hauptanlage aber zu weit weg steht? Historisch hatte ich hier einen kleinen Weltempfänger Sony ICF-SW30 mit Beyerdynamic DT231 eingesetzt, nachdem ich aber nun mehrere bessere Kopfhörer und einen leicht modifizierten Kopfhörerverstärker BTech BT928 übrig hatte, war ein kleines Upgrade mit einem anständigen Tuner verlockend - der Sony fällt doch in den Höhen ziemlich ab, sonst würde er nicht so gut mit dem DT231 harmonieren, und bei empfindlicheren Kopfhörern nervt schnell das Grundrauschen. Nachdem mir der T 7500 seit geraumer Zeit treue Dienste leistet, war ein weiterer Grundig-Oldie nicht abwegig, auch deren recht flache Bauform war auf dem Nachttisch nicht unwillkommen, und so ergatterte ich für kleines Geld einen gerade in der richtigen Farbe (silber paßt eindeutig besser als Grundig-braunmetallic) und mit Bedienungsanleitung angebotenen T 7000. Dieser war damals (ca. 1984) auch nur ein Einsteigermodell, das vielleicht so 350 DM kostete, und man sieht es auch an der Ausstattung, den Specs sowie am Innenleben; er lief seinerzeit - wie alle anderen 7000er-Tuner - bei Grundig in Portugal vom Band. Das Modell ist offenbar intern baugleich mit dem etwas älteren ST 1000, wie man es ja schon von ST 6500 und T 7500 kennt. (Ebenso wurde der ST 1500 als T 7200 recyclet. Der ST 2000 wurde dagegen vom zumindest featuretechnisch etwas simpler gestrickten T 7150 abgelöst.) Interessanterweise gibt der ST 1000 auch (und gerade) in braun eine ansehnliche Erscheinung ab, während der T 7000 eindeutig in silber die bessere Figur macht.

Direkt luxuriös würde ich die Ausstattung nicht nennen - Analogtuner mit Skalenbeleuchtung und neben UKW noch LW, MW und interessanterweise sogar KW. Die Antenne kommt an den üblichen koaxialen Anschluß, große Töne werden per DIN-Buchse (mit Cinch-üblichen Ausgangspegeln und Impedanzen, da tut's ein rein mechanischer Adapter) gespuckt. Signalstärkeanzeige mit 5 LEDs, Stereo-Anzeige, Mono-Umschalter, das war's. Derlei einfache flache Analogtuner muß es Anfang der 80er zuhauf gegeben haben. Immerhin, das Blechgehäuse ist recht solide, und die schlicht gehaltene Front in Alu gebürstet macht auch einigermaßen was her, wenigstens bei eingeschaltetem Gerät.

Die Spezifikationen in der wenig überraschenderweise recht knappen Bedienungsanleitung fallen merklich bescheidener aus als beim T 7500 - die Stereo-Empfindlichkeit ist mit 36 µV (46 dB S/N) nicht so berückend (T 7500: 26 µV), Klirr ist mit 0,4% (mono) / 0,5% (stereo) bei 1 kHz angegeben (T 7500: 0,09%/0,15%), der Frequenzgang mit 10 Hz .. 15 kHz @-3 dB (T 7500: 20 Hz .. 15 kHz @-1 dB, 10 Hz .. 16,8 kHz @-3 dB), die dynamische Trennschärfe auf +/- 300 kHz mit 70 dB (statt 80 dB), und die Spiegelfrequenzunterdrückung mit 80 dB (statt 120 dB). Trotz einer Mono-Empfindlichkeit von spezifizierten 1 µV für 26 dB sind für den Limiter 1,7 µV für -1 dB bzw. 1,2 µV für -3 dB angegeben, da geht offenbar der AGC oder dem ZF-Verstärker die Puste aus.
Im Hifi-Prospekt '82/'83 (siehe Downloads beim "Grundig-Heiler") fand ich die Specs zum ST 1000 - wie erwartet sehr ähnlich bzw. identisch, aber teils deutlich ausführlicher: Die Empfindlichkeit auf der kurzen Welle ist mit 4 µV ((S+N)/N 6 dB, 30% mod.) angegeben, die Spiegelfrequenzdämpfung mit >=15 dB (auf den unteren Bändern dürfte sie eine Ecke besser ausfallen, aber mit nur einem abgestimmten Vorkreis erreicht man halt nicht unendlich viel). Etwas erschreckend fand ich die Spiegelfrequenz-Festigkeit auf UKW von lediglich >=24 dB, das würde nur einen abgestimmten UKW-Vorkreis bedeuten und wäre selbst für ein Einsteiger-Gerät (und das war er, dem Werbetext nach zu urteilen) etwas wenig. Für das, was im T 7000 drinsteckt, wäre das reichlich pessimistisch.

In der Praxis zeigt sich der T 7000, hier an einer kreativ aufgehängten Wurfantenne (Dipol) durchaus ordentlicher Abmessungen betrieben, als eher mäßig empfindlich (Anm: das war vor dem HF-Neuabgleich), wobei die Trennschärfe auf 300 kHz recht gut ist, auf 200 kHz Abstand ist ein schwächerer Sender nur noch mono zu empfangen (wobei witzigerweise der Conrad RDS-Manager dann tlw. durchaus noch ein RDS-Signal in ordentlicher Qualität reinkriegt). Etwas zu bemängeln wäre der ein wenig klein geratene Abstimmknopf, der offenbar 1:1 vom flacheren ST 1000 übernommen wurde - will man mal eben 10 MHz rauf oder runter, dann ist man trotz Schwungscheibe ganz schön am Kurbeln. (Das etwas noblere Modell T 7150 hatte dann einen größeren Abstimmknopf und Stationstasten für UKW, mußte dafür aber offenbar auf die Signalstärkeanzeige zugunsten einer reinen Tuning-LED sowie die kurze Welle verzichten - vielleicht hat das empfangstechnische Innenleben mehr mit dem T 7200 gemein - und sieht IMHO noch weniger gut aus.) Klanglich kann ich das Gerät nicht direkt mit meinen anderen Tunern vergleichen, habe aber bis dato eigentlich nichts zu beanstanden - da zeigt sich wieder einmal, daß man es damals bei Grundig (bzw. überhaupt in D bzw. Europa - gut klingende und dabei oft nicht einmal besonders teure Thunfische gab es Anfang der 80er auch von Braun, Telefunken, Siemens oder Philips) verstand, auch aus einfachen Schaltungen ordentlichen Klang rauszuquetschen. Einzig das Verzerrungsverhalten in Richtung Filterflanken scheint mir etwas schlechter zu sein als bei meinen anderen Tunern, womöglich dem etwas antiken Stereodecoder geschuldet (s. später), und es kommt mir fast so vor, als würden Baßtöne etwas an der Abstimmspannung ziehen (sieht man nur mit RDS-Decoder). Mit dem HD420SL am modifizierten BT928 macht die Kiste schon Spaß, da habe ich schon mehr Geld für weniger unterhaltsames ausgegeben. (Es sei im übrigen erwähnt, daß man durchaus für noch geringere, direkt homöopathische Mengen an Zahlungsmitteln bis in den einstelligen Bereich mit entspr. günstigem Versand noch bessere, dann i.allg. eher unbekannte Gerätschaften bekommen kann. Nicht daß mein T 7000 so viel teurer gewesen wäre, aber als Hai-Ente kann man ihn nun nicht wirklich durchgehen lassen.) Meinem Schlafpensum ist das indes doch etwas abträglich, aber das wird schon...
Kurz zum AM-Teil: Hier wird auf dieselbe Antennenbuchse zurückgegriffen, der Eingang scheint aber hochohmig zu sein, der Empfindlichkeit an der besagten Drahtantenne nach zu urteilen. LM/MW über elektrische Antennen ist natürlich nicht optimal, geht aber tagsüber bei wenig Störungen aus der Umgebung recht gut. Die Trennschärfe auf 9 kHz ist ordentlich, das Interferenzpfeifen ist fast weg; auf der kurzen Welle klappt auch 5-kHz-Trennung noch halbwegs. Dabei ist der Klang auch recht ordentlich, anders als beim T 7500 (kurios dabei: die ZF-Filterung sollte eigentlich bei beiden Geräten gleichwertig sein). Insgesamt etwa (besseres) Kofferradio-Niveau, würde ich sagen.

Hier nochmal ein Bild des ganzen Aufbaus mit T 7000, BT928, HD420SL und Conrad RDS-Manager.

Technisch steckt in der Kiste mehr, als man bei einem neugierigen Blick unter die Haube dem doch recht luftigen Inneren inklusive Mini-Netzteilplatine zutraut - 3 mit Kapazitätsdioden abgestimmte Vorkreise (einer vor dem HF-Preamp in Gestalt eines J-FETs, 2 danach, Abstimmspannung mit Drehpotentiometer variiert) plus ebenso abgestimmter Oszillatorkreis, bipolar ausgeführter Mischer (das Frontend eines kleinen Onkyo wie z.B. T-4210 ist auch nicht wirklich aufwendiger); ZF-technisch gibt es einen LC-Filterkreis gefolgt von einem Keramik-Dreifüßler (hier ein Murata SFE10.7MS3, also 180 kHz, mit Mittenfrequenz 10,67 MHz), einem einfachen ZF-Verstärker und einem bekanntlich zwei gewöhnlichen Filtern entsprechenden Vierfüßler (offenbar ein SFJ10.7xx). Bei der Filterausstattung sind 70 dB Trennschärfe bei +/- 300 kHz durchaus realistisch. Der Diskriminator steckt in einem TDA4100, der auch für AM-Mischung und -Demodulation verantwortlich zeichnet. Der Stereo-Decoder ist mit einem MC1310 (besser bekannt als HA1156W - ein ziemliches Urviech, kann aber gut implementiert trotzdem gut klingen) aufgebaut, ähnlich wie beim Receiver R 3000. Die Ausgangsstufe fällt dann nicht ganz so aufwendig aus wie bei diesem, die LC-Notch gegen den Pilotton muß mit einer Festinduktivität auskommen und auch der nachfolgende Tiefpaß ist etwas weniger komplex, aber insgesamt doch ganz ordentlich. Den Ausgangstreiber macht je ein Transistor, die Ausgangs-Koppelelkos sind Typen zu 0,47µ 63V - eindeutig für hohe Eingangsimpedanzen jenseits der 50 kOhm gedacht.
AM-technisch sind die zwei Drehko-Gänge (zusammen mit dem Abstimmpoti für UKW gekapselt) auf Vor- und Oszillatorkreis verteilt; in Sachen ZF-Filter gibt es die übliche Hausmannskost mit Zweielement-Keramik plus IFT, wie seinerzeit auch in den Yacht-Boys zu finden (die in Sachen Trennschärfe auf der kurzen Welle eher mäßig waren - klar, gegen 4-Element plus IFT wie bei Sony kann man so nichts ausrichten).
Witzige Detaillösungen, wie sie wohl nur Oldschool-Ingenieuren in den Sinn kommen konnten: Der rot leuchtende Streifen über dem Einschalter läßt zwar eine LED vermuten, dahinter steckt aber nur etwas von der Skalenbeleuchtung abgezwacktes Licht. Beim Ausschalten werden die Ausgänge über den Schalter auf Masse gezogen - Spar-Muting sozusagen (gegen Einschaltgeräusche ist sowas natürlich machtlos). Und last but not least liefert das Netzteil nur zwei Spannungen, 37 V und 13,5 V, wobei die über einen Spannungsregler uA723 aus der 37 V erzeugte und auch zur Abstimmung genutzte 20 V ihrerseits wiederum als Spannungsreferenz bei der Erzeugung der 13,5 V dient. Im übrigen sind fast alle Widerstände als Metallfilmtypen ausgewiesen, bei Kondensatoren wurde fein säuberlich nach Typen unterschieden, die Leute wußten also über diese Dinge recht gut Bescheid. (Ob dann auch alles so verbaut wurde, ist eine andere Frage.)

In Sachen Abgleichstabilität sieht es teils gut, teils weniger gut aus - die Abstimmspannung am oberen Ende des Empfangsbereichs war noch fast in der Toleranz, am unteren Ende sogar noch recht gut; auch die Pilotphase-Einstellung (Frequenz des MPX-internen Oszillators, sollte 76 kHz sein) ließ sich im Vergleich zur (vorher markierten) Originaleinstellung nicht verbessern (wer es ganz genau machen will, koppelt das an Pin 10 des MPX anliegende 19-kHz-Rechtecksignal mit 3 Vpp über 10kOhm und einen genügend großen C aus und füttert damit den - auch softwarebasierten - Frequenzzähler), und die Kanaltrennungs-Einstellung ist nach Gehör ohnehin nicht wirklich machbar. In Sachen HF-Abgleich dagegen sieht es nicht ganz so rosig aus, da klaffen Skala und Empfangsfrequenz im oberen Bereich schon mal 1 MHz auseinander - und wenn schon der Oszillator so weit daneben ist, sieht es bei den Vorkreisen wohl kaum sehr viel besser aus. Da heißt es dann wohl Abgleichwerkzeug besorgen und HF-Abgleich nach Gehör durchführen - na danke. An Klirr/ZF und Stereo wage ich gar nicht erst zu denken, das kann man ohne das entsprechende Equipment, insbes. einen sehr klirrarmen FM-Meßsender und vorzugsweise noch Wobbler und Oszi, so ziemlich knicken).

In Sachen mögliche Modifikationen drängen sich vor allem die Ausgangs-Koppel-Cs auf, da gibt es heute schön kleine Axialelkos zu 4,7µ 63V (man könnte evtl. auch 10µ nehmen). Austauschwürdig wären dann noch die Elkos um MPX und Ausgangsstufe (hier ist heute bei gleicher Baugröße i.d.R. eine bessere Spannungsfestigkeit drin) sowie die drei Stück im Netzteil (beim 1000µ wären hier auch 63 V drin). Ich würde auf 105°-Typen setzen, gerade beim Netzteil.

Nachdem nun auf dem Nachttisch der KT-80 werkelt (s.u.), habe ich es mal gewagt, beim T 7000 etwas am Trimmer-C des LO-Kreises zu drehen - und o Wunder, es gelang tatsächlich, die Empfindlichkeit drastisch zu verbessern, allerdings hing dann die Skala noch weiter daneben als eh und je (102,6 war nicht mehr bei 101,8 auf der Skala, sondern eher bei 100,2). Offenbar sind also wohl die Vorkreise noch eine ganze Ecke weiter nach oben gedriftet als der LO-Kreis. Ergibt für die HF-Abgleichstabilität die Note "mangelhaft". (Ich habe auch auf IhhBähh noch keinen einzigen T 7000 oder ST 1000 gesehen, der Vollausschlag angezeigt hätte. Eigentlich sind Grundig-Geräte aber nicht als abgleichinstabil bekannt, vielleicht hat man nur bei diesem Modell am falschen Ende gespart. Nachdem das Gerät auch recht anfällig für Temperaturdrift ist, vermute ich einen Zusammenhang zwischen dieser und der Alterungsanfälligkeit.)
Bewaffnet mit speziellem Abgleichwerkzeug (ein metallischer Schraubenzieher am Trimmer-C macht schon so seine 2-300 kHz aus) habe ich mich dann letztlich an einen HF-Neuabgleich "nach Gehör" gewagt, wobei schon durch Justieren der Trimmerkondensatoren (mit diesen Luftspulen habe ich keine Erfahrung, zudem scheinen Induktivitäten wesentlich weniger stark zu altern) eine brauchbare Ablesegenauigkeit (auf ca. +/- 200 kHz) und gute Empfindlichkeit auf dem gesamten Band wiederhergestellt werden konnten. (Der Kreis vor dem Mischer war noch etwa auf der Sollfrequenz, die zwei davor allerdings mehr oder weniger stark daneben, und der LO war ja ursprünglich auch eine ganze Ecke zu hoch.) In Sachen Empfangsleistung muß er sich nun hinter dem KT-80 nicht mehr verstecken, allein der Klang konnte mich irgendwie nicht wirklich vom Hocker reißen. Kapitel abgeschlossen.

Eine weitere leichte Steigerung der Empfindlichkeit war übrigens durch Abgleich von IFT und Detektorkreis auf Maximum zu erreichen. Trennschärfetechnisch schlägt er sich übrigens sehr respektabel, der kleine Grundig, klanglich indes sind die Kenwoods im Vergleich die reinsten Feingeister. Nun ja, für kleines Geld (nicht viel mehr als 5 €) leistet er vielleicht dem angehenden DXer gute Dienste.

4.4 Schnarch-Fi, die zweite: Kenwood KT-80

Tja, so auf Dauer brachte es der T 7000 doch nicht so wirklich - zu unempfindlich, Klang könnte auch noch besser sein. So hat mich - nachdem ich ihn doch recht häufig genutzt habe - wieder einmal das Tunerfieber gepackt und es ging auf die Suche nach einem besseren Ersatz. Eine "Kurbelkiste", sprich ein Analoger, sollte es wieder sein, ist zum "mal eben übers Band drehen" einfach praktischer. Was die 80er bei den "Digitalen" teilweise an speicherplatzfixierten Krankheiten hervorgebracht haben, ist erschreckend. Wäre diese Anforderung nicht gewesen, hätte ich mir z.B. einen silbernen Akai AT-52 für ein paar Fragezeichen geangelt. Eher zufällig stolperte ich über den mir bis dato unbekannten Kenwood KT-80, eine silberne Slimlinekiste von ca. 1980, eher puristisch in der Ausstattung (nur UKW, ohne Bandbreitenwahl, mit schaltbarer AFC und Kalibrationston) aber mit dem Kenwood-eigenen Pulse-Count-Detektor und einer guten Trennschärfe-Spec (75 dB auf +/- 400 kHz). Nun nenne ich ein solches Gerät seit kurzem mein eigen, was gibt es also dazu zu sagen?

Rein optisch macht der KT-80 mit seiner Front in titansilber schon noch etwas mehr her als der eher biedere Grundig. Einziger Schwachpunkt: Es gibt keinerlei Skalenbeleuchtung. Dafür gibt es auf der Skala Teilstriche in 200 kHz Abstand, und bei richtigem Abgleich sollte die Abweichung von der Istfrequenz im Regelfall unter diesem Wert liegen - wirklich nicht übel. Mein Exemplar hängt etwas zu tief, maximal etwa 300 kHz, aber das ist verglichen mit dem T 7000 noch gar nichts. Sehr schön ist der recht große und natürlich mit Gewicht versehene Abstimmknopf. An Anschlüssen gibt es Schraubklemmen für 75- und 300-Ohm-Antennen nebst einer 75-Ohm-Koaxbuchse, deren Plazierung verrät, daß sie erst nachträglich für das Euro-Modell dazugestrickt wurde, zwei Cinchbuchsen dienen als NF-Ausgang.

Zu Klang und Empfang ist zu sagen: Sehr gute Empfindlichkeit, ordentliche Trennschärfe (auf 300 kHz gut, auf 200 so la-la, wie man es von Kompromißbandbreiten her kennt), bei stärkeren Stationen sehr, sehr rauscharm - da hat wohl der Pulse-Count-Detektor ein Wörtchen mitzureden, der dafür bekannt ist. (Solche Digital-Detektoren wurden gerade in den 80ern von vielen namhaften Herstellern eingesetzt, u.a. auch Pioneer und Sansui. Da kann nur noch ein PLL-Detektor mithalten, wobei die Pulse-Count-Geschichten noch den Vorteil haben, praktisch abgleichfrei zu sein.) Überhaupt gefällt mir der sehr saubere und m.E. auch neutrale Klang. Am kreativ aufgehängten Dipol bringt der KT-80 manches an Stationen, die ich vorher eher unter DX einsortiert hatte und die beim T 7000 (unabgeglichen) mal bestenfalls in Mono reinkamen, in durchaus brauchbarem Stereo. Drift beim Aufwärmen habe ich praktisch keine festgestellt, da scheint die Temperaturkompensation richtig gemacht zu sein. Die Frequenzanzeige hängt etwa 100 bis 300 kHz zu niedrig, die Vorkreise scheinen dagegen etwas in die Gegenrichtung gedriftet zu sein (im Haltebereich der AFC findet sich das Signalstärkemaximum etwa 200 kHz über der Sollfrequenz) - alles noch im Rahmen und kein Vergleich zum T 7000.

Natürlich interessiert mich immer auch das Innenleben. Im KT-80 findet man einen Netztrafo recht ordentlicher Größe an einem eher einfach aussehenden Netzteil. Der Abstimmdrehko weist 4 Gänge auf, macht also 3 Vorkreise und einen Oszillatorkreis; eine AGC findet sich nicht (wie bei vielen Tunern vor Mitte der 80er; im Großstadtdschungel oder am Kabel tut er sich damit ggf. schwer), der erste Mischer nebst Oszillator ist ein IC namens SC114 - das Frontend ist damit fast identisch zu dem des etwas neueren (1981) KT-900. Filtertechnisch finden sich ein SFE10.7MM (230 kHz GDT) und zwei SFE10.7MS3 (180 kHz), immer schön mit ZF-Verstärkern dazwischen. (Die Ami-Version kommt mit einem SFE10.7MZ1/2 - 180 oder 150 kHz GDT - und zwei SFE10.7ML - 280 kHz GDT - daher. Dürfte noch etwas besser klingen, dafür weniger trennscharf und aufgrund der ingesamt höheren Verluste - nach Murata mindestens 26,3 dB statt 18 dB, die es auszubügeln gilt - auch merklich weniger empfindlich sein.) Für den Rang eines absoluten Top-Tuners reicht es also schon mal nicht, da müßten es schon mindestens 5 Gänge und 4 Filter sein. Ein AN610P wird als zweiter Mischer eingesetzt, für den Pulse-Count-Detektor kommt ein IC TR4010A von Trio-Kenwood (also ein hauseigenes Gewächs) zum Einsatz (wie auch in den etwas älteren KT-615 und KT-815), den Stereodecoder macht ein HA12016 (wie auch im KT-900, in dem allerdings die Spannungsstabilisierung durchgängig merklich weniger großzügig ausfiel), und danach findet man noch ein MPX-Filter (zwei justierbare Saugkreise pro Kanal) und sonst nicht mehr viel - Ausgangsverstärker Fehlanzeige (dito beim KT-900, T-4650 und jeder Menge anderer Tuner unterhalb der Spitzenmodelle). Das Audio-Signal muß nicht unbeträchtliche Wege auf der Platine zurücklegen (nach dem MPX praktisch einmal halb um die Platine), derlei unsauberes Routing kommt bei 70er-Jahre-Kisten aus Fernost wohl öfter vor und ist ein recht beliebter Ansatzpunkt für Modifikationen (Hinweise dazu siehe fmtunerinfo.com). Nettes Detail: Wie auch bei anderen Kenwoods dieser Zeit (z.B. KT-900) läßt sich die Bodenplatte unter der Hauptplatine entfernen, so daß deren Unterseite zu Reparatur- oder natürlich Tuningzwecken leicht erreichbar ist, ohne ausgebaut werden zu müssen. (Und wer will schon das Skalenseil neu einfädeln, wenn es nicht sein muß?)

Allererste Modifikation bei meinem KT-80: Die Koppel-Cs am Ausgang (C51/52) wurden mit schlichten Drahtschlaufen überbrückt. Diese Elkos scheinen eigentlich nur sicherheitshalber eingebaut worden zu sein, Gleichspannung fällt über ihnen nicht ab (es gibt schonmal welche vor dem MPX-Filter). Elkos ohne Vorspannung freilich zeigen eine deutliche Hysterese, und nach 25 Jahren ohne Spannung dürften sie einiges von ihrer Polarisation eingebüßt haben. Und so verschwand mit dem "Brückenschlag" auch eine gewisse geradezu kristallene Klarheit der Klangs, die wohl mehr mit untergebutterten Details zu tun hatte - jetzt klingt der KT-80 deutlich "normaler", will sagen eher so wie z.B. vom T 7500 bekannt. Der Baß hat auch ein wenig zugelegt. Man müßte noch prüfen, ob zu irgendeinem Zeitpunkt (z.B. Mutingeinsatz) jetzt unschöne Peaks rauskommen, die einem Vorverstärker schaden könnten (der BT928 ist im Eingang ohnehin nochmal kondensatorgekoppelt), aber aus klanglicher Sicht kann ich diese simple Modifikation nur empfehlen. Messung des DC-Offsets ergab hier maximal 5 mV bei aktivem Muting, das ist vernachlässigbar wenig. Übrigens wäre statt der Quick'n'dirty-Variante mit den Drahtbrücken der Ersatz der Cs durch z.B. 47-Ohm-Metallfilmwiderständler anzuraten, das ist auf jeden Fall sicherer (so ist der Muting-Chip vor einem versehentlichen Kurzschluß am Ausgang besser geschützt), macht aber natürlich auch etwas mehr Arbeit.

Mein KT-80 ließ beim Abstimmen im Hintergrund ein leichtes Kratzen vernehmen, so daß ich bei Gelegenheit die Schleifkontakte des Drehkos mit einem Hauch von Oszillin (Teslanol t6) behandelt habe (das Zeug muß nicht wie z.B. Kontakt 60 ausgewaschen werden und hat mir schon gute Dienste geleistet). (Anleitung.) Nun ist die Abstimmung wieder völlig geräuschfrei.
Ein Nachziehen des LO-Abgleichs ist mit dem passenden nichtmetallischen Werkzeug grundsätzlich recht einfach (die LO-Sektion ist die ganz links mit mehr Elementen am Drehko, dort gibt es auch nur einen einzigen Trimmer-C), erfordert aber einiges an Fingerspitzengefühl und damit wahrscheinlich mehrere Versuche, bis die Frequenz endlich so etwa da ist, wo man sie hinhaben will (ich habe mich mit einer Abweichung von ca. +50 kHz zufriedengegeben, das reicht). Dann sind aber unter 100 kHz Ablesegenauigkeit gut erreichbar. Den Vorkreisen fehlen entgegen dem Schaltplan die Trimmer, so daß ein Zweipunktabgleich nicht möglich ist und man sich darauf verlassen muß, daß bei Abgleich der Induktivitäten auf Maximum in Bandmitte das Tracking (Gleichlauf) paßt - was hier tatsächlich recht gut der Fall zu sein scheint; einen Neuabgleich würde ich nur mit Meßequipment empfehlen, um die Empfindlichkeit auf dem gesamten Band beurteilen zu können. Da gibt es ohnehin abgleichbedürftigere Geräte als die in der Hinsicht (wie auch schon beim Thema Drift) sehr stabilen Kenwoods.

Daß der Detektor eine zweite ZF-Stufe erfordert, hat m.E. folgenden Grund: Im wesentlichen wird das Signal nach dem Begrenzer (da kommt dann eine schöne Rechteckwelle raus) differenziert, wodurch an jedem Nulldurchgang ein Peak entsteht. Die Hälfte davon (z.B. alle Pulse <0 V) wird dann weggeschmissen (oder aber per Gleichrichter/Inverter "umgeklappt") und das resultierende Signal durch einen Tiefpaß geschickt. So erhält man eine zur Frequenz der Nulldurchgänge und damit des Trägers proportionale Ausgangsspannung. (Wie sich herausstellte, lag ich mit dieser Theorie fast richtig, nur daß man zur Pulserzeugung i.allg. einen getriggerten Pulsgenerator wie einen monostabilen Multivibrator verwenden wird, und genau sowas findet sich dann auch im Blockdiagramm des ICs TR4011 in der Schaltung des Kenwood KT-9X(L).) Es ist offensichtlich, daß eine direkte Demodulation eines vielleicht 200 kHz breiten Signals auf 10,7 MHz zu einem hohen nutzlosen (und höchstens noch Schrotrauschen generierenden) DC-Anteil und relativ kleiner Amplitude des Nutzsignals führen wird. Nach Heruntermischen auf z.B. 2 MHz sieht das ganze schon deutlich freundlicher aus. Potentielle Knackpunkte sind dabei Intermodulation durch den Mischer, Spiegelfrequenzen (die werden aber i.d.R. gut von HF- und ZF-Filterung erschlagen), und je nach Realisierung des Oszillatorkreises mag auch Phasenrauschen den Rauschabstand reduzieren, wobei aber wohl eher der auf einer viel höheren Frequenz arbeitende LO des ersten Mischers in Sachen Phasenrauschen dominieren dürfte.

Was Detektoren generell angeht, so gibt es etwa drei Typen, die durch Wartungsarmut, niedrige Verzerrungen und geringes Rauschen glänzen - Delay-Line (s.u., intrinsisch linear, evtl. Jitter ein Problem), Pulse-Count (der Detektor selbst ist intrinsisch linear, problematisch ist hier neben Jitter durch Rauschen der zweite Mischer mit hohem Eingangspegel, der zudem den Aufwand vergrößert - in den 70ern ging es aber nicht wirklich anders) und PLL (als optimaler Detektor kann dieser sehr rauscharm sein, die Linearität hängt aber von derer der Frequenz des verwendeten VCOs über der Abstimmspannung ab, d.h. so ein PLL-Detektor ist nicht intrinsisch linear - praktisch dürften aber bei einem gut designten Exemplar die ZF-Filter das limitierende Element sein).
Gewöhnliche Detektoren, meist Quad integriert oder seltener Ratio diskret, können ähnlich gute Ergebnisse bringen, meist aber hängen sie in Sachen Klirr und insbesondere Rauschabstand etwas hinterher. Dabei hängt auch sehr viel von der Art und Qualität der verwendeten Diskriminatorkreise, ihrem Abgleich und dessen Stabilität ab. Eines der wesentlichen Probleme ist die relative Schmalbandigkeit, was der Linearität bei großen Hüben i.allg. nicht sonderlich bekommt und zudem bedeutet, daß der Abgleich abhängig von den verbauten ZF-Filtern ist (ein PLL-Detektor ist da deutlich gutmütiger).
Auch bei Stereodecodern gibt es erhebliche Unterschiede. Ab den späten 70ern gab es auch sehr gute integrierte MPXler, davor zog man bei Top-Tunern gern einen 1310er (z.B. HA1156W) heran und verwendete von diesem nur den 38-kHz-Hilfsträger für hochwertigere externe Komponenten. Gerade in den Top-Tunern japanischer Hersteller aus den 80ern finden sich teils sehr aufwendige Konstruktionen unterschiedlicher Funktionsweisen.
Im topmodernen und sauteuren Accuphase T-1000 übrigens werkelt ein aufwendiger Delay-Line-Detektor - ein entfernter Verwandter des Pulse-Count-Detektors, der nach dem Limiter (Komparator) eine Verzögerungsstrecke mit ca. 90° Phasenverschiebung (hier mit einem Batzen von Invertern realisiert) verwendet und das verzögerte Signal mit dem unverzögerten XORt, was wiederum eine sehr breitbandig lineare Demodulation ermöglicht; dahinter lauert schon ein ADC, denn der MPX ist rein digital realisiert - mit Berichten zufolge gerade bei Anschluß eines hochwertigen externen DACs ultimativ gutem Klang. (Das gleiche läßt sich von der Trennschärfe wohl noch nicht behaupten, da wäre mal eine Version mit Bandbreitenumschaltung fällig.)

4.5 Schnarch-Fi, die dritte: Kenwood KT-1100

Eher zufällig (unerwartete Tiefpreisphase) bin ich zu einem KT-1100 gekommen, der nun dem KT-80 Gesellschaft leistet. Ein ziemlich komplexes Biest, muß ich sagen. Den fünften Drehko-Gang hat man zwar in der LO-Pufferung verbraten, um Oberwellen und Phasenrauschen zu killen (das Großsignalverhalten dürfte also mehr mit dem anderer 4-Gang-Tuner vergleichbar sein, aufgrund des anderen Mischers KT-80 und KT-900 aber schon hinter sich lassen, zumal über Normal/Direct der HF-Vorverstärker abschaltbar ist), aber ZF-technisch geht es mit entweder zwei 250 GDTs (MX) und zwei IFTs in "wide" bzw. zwei 250er GDTs, zwei 150ern (MJ) und einem IFT in "narrow", zusätzlicher Limiterstufe (im TR7020, der auch den zweiten Mischer enthält, ZF2 = 1,9653 MHz bzw. 9/49 ZF1) und Pulse-Count-Detektor der zweiten Generation (TR4011) schon interessanter zu, und nach dem Detektor werden alle Register gezogen: Tiefpaß, Sample&Hold-Stereodecoder mit Pilottonauslöschung (TR7040, der Chip findet sich auch im dicken L-02T), aktive SCA-Auslöschung (tut wahrscheinlich auch was gegen den RDS-Unterträger auf 57 kHz), Frequenzgangkompensation für Stereo, aktive Tiefpaßfilterung und Deemphasis mit (nicht unbedingt optimal implementierten) Opamps, und bei niedrigen Signalstärken wird eine Stereo-Überblendung aktiviert. Ganz witzig ist noch der "Touch sense servo lock", bei Berühren des Abstimmknopfes wird die AFC abgeschaltet. Wer es genauer wissen will, besorge sich das Service-Manual. Multipath-Ausgänge zum Anschluß eines Oszis im X-Y-Modus hat das Gerät übrigens auch, das war 1983 schon nicht mehr ganz so selbstverständlich. Der H-Ausgang ist gleichzeitig auch ein MPX-Ausgang - bzw. müßte es nach Schaltplan eigentlich (das gleiche Signal geht auf den MPX) sein, hört sich aber eigentlich so an, als sei da schon die Deemphasis drin.

Empfangstechnisch bewegt sich die Empfindlichkeit etwa auf dem (guten) Niveau des KT-80, die Trennschärfe ist in "wide" eher breit (im Regelfall nur 300-kHz-Trennung), in "narrow" exzellent, wobei die klanglichen Resultate genau andersherum ausfallen - in "wide" läßt er den KT-80 in Sachen Auflösung und Präzision deutlich hinter sich, in narrow spielt er dafür nicht nur etwas leiser, sondern auch matschiger und matter. (Der generelle Klangcharakter ist durchgängig etwas "smoother" als beim geringfügig rauher klingenden KT-80, gegenüber dem wiederum der Grundig T 7000 nur matscht ohne Ende.) Das war zu erwarten, ohne annähernd phasenlineare Filter oder Gruppenlaufzeitentzerrer sind bester Klang und beste Trennschärfe nicht wirklich gleichzeitig machbar. Bei schwachen und etwas bedrängten Stationen mit einer Prise Multipath kommt es zuweilen zu Aussetzern durch das Muting. (Nach AFC-Neuabgleich behoben.) Der HF-Abgleich scheint sich sehr gut gehalten zu haben, die Analogskala zeigt eine Abweichung von nur etwa +200 kHz, der auf 50 kHz genau anzeigende Frequenzzähler von etwa +50..+75 kHz (inzwischen korrigiert). Auch die Drift beim Aufwärmen ist sehr gering, etwa 50 kHz und damit fast vernachlässigbar. Beides scheint eine Stärke von Kenwoods zu sein, ich vermute auch einen (indirekten) Zusammenhang zwischen beidem. (Dafür fällt die Schirmung meist eher spärlich aus, und mit vielerlei Drähten kreuz und quer über die Hauptplatine sieht es im KT-1100 auch nicht gerade übertrieben ordentlich aus, obwohl das Platinenlayout gegenüber z.B. dem KT-80 schon etwas besser gemacht ist.) Nachdem ich bisher oft Probleme hatte, den Ausgangspegel am (schon modifizierten) BT928 mit z.B. dem HD590 niedrig genug zu kriegen, ohne daß das Lautstärkepoti am Amp balancetechnisch Ärger macht, kam der regelbare Ausgang gerade recht. Nachdem das zugehörige Poti (kratzt übrigens kein bißchen, Respekt - die Teilequalität ist also wohl nicht die schlechteste) hinten und nicht etwa an der Frontplatte montiert ist, gibt es auch praktisch kein Potential zur Klangverschlechterung.
Das MW-Teil hat sehr niedriges Grundrauschen und sehr gute Empfindlichkeit, der AGC-Regelbereich ist aber ebenso 08/15 wie die eher mäßige Trennschärfe (dabei ist das verbaute Filter SFP450F mit 12 kHz Bandbreite offenbar ein 4-poliges, mit IFT hätte da eigentlich ein besseres Resultat drin sein müssen). Es gibt zwar eine "Bandbreitenumschaltung" auf NF-Ebene (wird auch automatisch je nach Signalstärke betätigt), die tut aber recht wenig gegen 9-kHz-Pfeifen. Dafür funktioniert die Tuninganzeige auch hier, und der Klang ist nicht schlecht - ich vermute, daß man das Filter so ausgewählt hat, um bei gleicher (nur mäßig guter) Kanaltrennung wie sonst einen besseren Frequenzgang und damit Klang produzieren zu können. Mit 3 AM-Gängen hätte man ein exzellentes DX-taugliches MW-Teil auf die Beine stellen können, dieses ist jedoch eher eine Enttäuschung. Schade. (Meinem Roadstar TRA-2350P = Redsun RP2000 würde ich auf MW jederzeit den Vorzug geben, der trennt selbst in "wide" besser - klar, mit einem offenbar 6-poligen 12-kHz-Filter - und hat einen viel größeren AGC-Regelbereich.)

Die Haptik des Geräts ist natürlich klasse - so ein großer Drehko-Tuner mit ordentlich träger Masse hinter dem (auch nicht winzigen) Abstimmknopf hat einfach was. Man kann genauso mit einem Schwung 10 MHz über die Skala rauschen wie feinfühlig auf unter 50 kHz genau abstimmen. Auch optisch macht er durchaus was her.

Modifikationen: Zuerst mal sollte man einen kleinen Konstruktionsfehler ausbügeln - der Koppel-C zwischen IC5 und dem MPX IC7, C61, ist verpolt, auf dem Schaltplan genauso wie auf der Leiterplattenzeichnung und im Gerät. Das Plus-Ende ist mit IC5 verbunden (Schaltplan: 0 V), das Minus-Ende mit IC7 (Schaltplan: 0.7 V). Real mißt man dann so gut 800 mV in der falschen Richtung. Das ist natürlich Käse. Im Original ist das ein 22µ16V, ich hatte aber nur 10µ und 47µ da, also kam ein 47µ63V rein - diesmal richtig orientiert, genauso wie C64 direkt daneben. Zu finden ist C61 an einer Ecke des MPX IC7, in Richtung IC5 - IC7 kann man eigentlich gar nicht übersehen, das ist der größte Chip weit und breit auf der Hauptplatine. Bitte noch etwas mehr Vorsicht walten lassen als ohnehin schon, dieser TR7040 ist ziemlich unersetzlich. Die klanglichen Auswirkungen sind bis dato nicht dramatisch (was wohl damit zusammenhängt, daß Elkos offenbar schon mal so 1 bis 1,5 V Rückwärtsspannung abkönnen), aber ich würde den Wechsel trotzdem als erstes durchführen, wenn Modifikationen anstehen.
Potentiell verzichtbare Koppel-Elkos gibt es zweimal zwei Stück in der Ausgangsstufe, C93/94 und C99/100, je 100µ16V bipolar. An den ersten zwei fallen hier jeweils ca. 300 mV ab, an den letzten zwei war interessanterweise kein Spannungsabfall meßbar (wenn, dann <=1 mV). Schaltungstechnisch würde nichts dagegen sprechen, C99/100 schlicht zu brücken.
Was das MW-Teil angeht, so könnte man versuchen, der Trennschärfe durch Einbau eines steilflankigeren und etwas schmaleren Filters mit gleicher Abschlußimpedanz nachzuhelfen (z.B. 6-poliger G-Typ mit 9 kHz Bandbreite), das dürfte aber nicht ohne Adapter (mit entsprechenden Streukapazitäten usw.) abgehen und ein paar dB Empfindlichkeit kosten.

Abgleich-Tuning: Da bei diesem recht komplexen Gerät nicht alles so abgleichstabil ist wie das Frontend, kann eine leichte Korrektur des Abgleichs erforderlich sein. Ohne wenigstens einen UKW-Signalgenerator kann man einige Punkte zwar ziemlich vergessen, aber ein paar Dinge lassen sich auch nach Gehör unter Verwendung von Kopfhörern justieren, nützlich hierbei ist v.a. der V-Kanal des Multipath-Ausgangs. V über H ist eigentlich Amplituden-Einhüllende über Momentanfrequenz, damit lassen sich Welligkeiten durch Mehrwegeausbreitung ebenso erkennen wie (bei gutem Empfang) die Filterdurchlaßkurve im demodulierten Bereich.

  1. In diesem Fall lag z.B. die AFC etwas daneben. Das läßt sich anhand einer wenig Multipath-geplagten Lokalstation (vorzugsweise mit viel Musik) ziemlich leicht einstellen. Der Kopfhörerverstärker (er darf keinesfalls durchgängig gleichspannungsgekoppelt sein, sonst brät man sich die Treiber! - mein BT928 etwa ist gut geeignet) wird hierzu an die Kanäle H und V des Multipath-Ausgangs angeschlossen und unter Verwendung der schmalen ZF-Bandbreite zunächst langsam manuell an der Frequenz gedreht, bis das Signal im V-Kanal ein Minimum erreicht. Läßt man dann den Abstimmknopf los, dürfte der Pegel wieder ansteigen - die AFC zieht den LO nicht ganz auf die richtige Frequenz. Nun gilt es L4 (auf der Hauptplatine neben IC3 und über L5 und L6) ganz langsam zu justieren (die AFC-Zeitkonstante liegt zur Vermeidung von Baßeinbußen im Sekundenbereich), bis man wieder das V-Signal minimiert hat; nötigenfalls H abstöpseln. Man wird vermutlich in wide and narrow nicht am exakt gleichen Punkt landen, im Zweifelsfall würde ich dann der optimalen Justage für narrow den Vorzug geben (wide ist ohnehin unkritischer und viel verzerrungsärmer). Effektiv stimmt man die AFC so ab, daß der Sender an der flachsten Stelle der Filterdurchlaßkurve landet - der Punkt niedrigster Gruppenlaufzeitverzerrungen ist i.d.R. nicht weit weg. Der Erfolg hier: FM4 endlich mal aussetzerfrei - so wie es der KT-80 mit weit weniger zickigem Muting vorher auch hinbekommen hatte, wobei natürlich der KT-1100 klanglich doch nochmal 'ne andere Baustelle ist.
  2. Ebenfalls einfach zu erledigen ist ein Nachziehen des Frequenzzählers, wenn dieser nicht ganz richtig anzeigen sollte - hier lag er gute 50 kHz zu hoch. Es gilt dazu das Bodenblech zu entfernen (nicht alle Schrauben müssen dafür ganz entfernt werden, aber evtl. auch eine von denen, die nicht raus müßten; Vorsicht, das Blech ist scharfkantig) und dann von unten auf der kleinen, fast quadratischen Frequenzzähler-Platine hinter der LED-Anzeige am Poti VR1 zu drehen, bis z.B. die Anzeige des Tuning-Meters bei Umspringen der Frequenz auf plus bzw. minus 50 kHz symmetrisch ist oder selbiges für das Umschalten auf Stereo (vorzugsweise bei schmaler Bandbreite) gilt. VR1 ist dabei das näher am großen IC befindliche Poti; das andere ist VR2 und für MW zuständig.
  3. Sollte das S-Meter wie bei meinem KT-1100 nie Vollausschlag erreichen (hier kam es nie über 4,6 hinaus, und zwar durchgängig bei alle starken Stationen), läßt sich auch dieses korrigieren. Auch die minimale Mutingschwelle (daran gekoppelt) läßt sich so ein wenig herabsetzen. Beschreibung der S-Meter-Einstellung
  4. Erheblich anspruchsvoller sind die nächsten Punkte, von denen man als Normalnase vielleicht besser die Finger läßt: Analog zu Punkt 1 sollte sich auch T1 zur Minimierung der Verzerrungen justieren lassen, allerdings ist zweifelhaft, ob das Ergebnis auf die Art optimal sein wird. Man will ja auch nichts verschlimmbessern. (Man müßte versuchen, einen möglichst großen flachen Bereich in der Durchlaßkurve zu erzielen, was mit Oszi vielleicht doch besser geht. Es bleibt die Unsicherheit hinsichtlich der Gruppenlaufzeit.)
  5. Wer einen Rechner mit Soundkarte und Frequenzzähler-Software (gibt es auch kostenlos im Netz) sein eigen nennt, kann sich ein Kabel für den MPX-VCO-Abgleich zusammenlöten (Koppelkondensator nicht vergessen), da es eine Frequenz von 19 kHz zu messen gilt. (Wenn die Samplerate der Soundkarte paßt - vorzugsweise sollte sie direkt durch Taktteilung aus einem Quarzoszillator abgeleitet worden sein, was für Envy24xx-basierte oder Creative-Karten vor X-Fi i.d.R. zutrifft; was mit PLL ist grundsätzlich auch OK, aber anfälliger für Abweichungen von der Nennfrequenz durch Treiberfehler - , sollte eine Einstellung auf 1 Promille genau kein Problem sein, wobei das nicht einmal nötig wäre.) Einstellung erfolgt dann wie im Service-Manual beschrieben.

Brian Beezley hat eine alternative Methode für den Stereo-Klirrabgleich unter Verwendung eines QMM (Quadrature Multipath Monitor) vorgeschlagen, die mir recht sinnvoll erscheint. Hierbei wird nicht direkt auf minimalen Klirr, sondern auf minimale "Verschmutzung" des Frequenzbereichs mit dem (L-R)-Signal (38 kHz +/- 15 kHz) abgeglichen. Solcherlei "Verschmutzungen" sind etwa Harmonische des (L+R)-Signals oder Mischprodukte von L+R, L-R und RDS und werden auch von Mehrwegeverzerrungen gern erzeugt. (Für einen Tuner-Abgleich sollte das Signal also tunlichst Multipath-frei sein.) Diese Dinge sind i.allg. keine harmonischen Verzerrungen, sondern anharmonischer Natur und damit viel leichter hörbar. Mit dem QMM können nun genau diese Effekte isoliert hörbar gemacht werden, unter Ausblenden des (L-R)-Signals selbst. Der QMM mischt dabei genau wie ein Stereodecoder das (L-R)-Signal mit einem aus dem 19-kHz-Pilotton phasensynchron gewonnenen 38-kHz-Hilfsträger herunter, allerdings hat der Hilfsträger hier einen Phasenversatz von genau 90°. Mit anderen Worten, man demoduliert nicht die I(nphase)-Komponente, sondern die an sich ungenutzte, dazu im nachrichtentechnischen Sinne orthogonale Q(uadratur)-Komponente des (L-R)-Signals. Ein Schaltungsvorschlag für einen hochwertigen, universell einsetzbaren QMM (der mit dem Pilotton auskommen und an dem wenigstens die Phase des 38-kHz-Trägers genau einstellbar sein muß, damit Gruppenlaufzeitverzerrungen durch Detektor und Postdetection-Filter berücksichtigt werden können) existiert derzeit leider nicht, der Ansatz mit der Verwendung eines Stereodecoders erscheint mir aber sinnvoll. (Reichelt hat z.B. just den beispielhafterweise angeführten LA3401 im Angebot. Sonst wäre höchstens noch der uralte MC1310 geeignet, LA3361 und TDA1591 scheiden m.E. aus.)

4.6 Tuning beim Onkyo TX-SV636

Tja, mein Onkyo-Receiver, das gute alte 4558er-Grab. Von dessen UKW-Teil war ich ja seinerzeit nicht so furchtbar angetan. Was lag also näher, als das mal etwas zu tunen (benutzt wird es ja eh nicht mehr)?

Zuerst war der RDS-Abgleich dran - das RDS war schon beim Kauf vor inzwischen 10 Jahren sagenhaft taub gewesen. Zuständig für diese Funktion ist ein µPC1346CS von NEC. Bei diesem gibt es einen extern per Poti (R191, Platinenaufschrift "BPF FC") abstimmbaren Bandpaß für 57 kHz, und siehe da, damit ließ sich die Geschichte soweit sensibilisieren, daß jedes halbwegs gut in Stereo gehende Signal auch RDS-Empfang erlaubt. So hatte ich mir das schon eher gedacht. Warum die das nicht ab Werk hingekriegt haben, bleibt ein Rätsel.

Am IFT im Frontend habe ich auch noch ein wenig gedreht, aber das ist ohne Meßgerätschaften eine höchst knifflige Angelegenheit. Es bedarf so einiger Tests, bis man so etwa ein Gefühl dafür hat, wo denn die optimale Position sein könnte, und ob das dann auch tatsächlich hinhaut, weiß der Geier. Den Detektor habe ich gar nicht erst angerührt. Nein, von dem Zeug läßt man besser die Finger.

Im direkten klanglichen Vergleich zum Grundig T 7500 (mit einmal Umweg über den Rechner und ausgegeben über ein Pärchen Tascam VL-X5) fällt der Unterschied nicht besonders groß aus - nicht ganz so brillant (Deemphasis wohl etwas daneben), baßtechnisch eher leicht dicklich als extrem tiefgründig, und einen Hauch weniger Kanaltrennung, aber sonst durchaus anhörbar. Offenbar hatte seinerzeit der Kopfhörerausgang mit nicht unähnlicher Klangcharakteristik die Schwächen weiter verstärkt, und/oder über Kopfhörer ist sowas leichter wahrnehmbar.
Wenn ich dagegen die Kenwoods ins Spiel bringe, spielen diese im Vergleich deutlich heller. Der Grund dürfte im Bereich Deemphasis liegen - die Asiaten machen hier nominal 47 µs (nachdem das beim Onkyo T-4670 auch so ist, dieser aber einen geradezu bilderbuchmäßig glatten Frequenzgang hinlegt, wird das Zuviel an Höhen wohl durch die Filterung dahinter ausgebügelt), während der Grundig schon bei 52,4 µs liegt (allerdings unter Nichtberücksichtigung der etwas undurchsichtigen Schaltung zur Kanaltrennungs-Justage). Das macht immerhin bis zu 1 dB aus, über einen recht großen Frequenzbereich. Dazu verbaute Grundig darin Styroflex-Cs (noch etwas besser als Polypropylen), die Konkurrenz befand Polyester für gut genug. Beim TX-SV636 habe ich leider nicht auf die Bestückung von R153/154 und C155/156 geachtet; auf die Tabelle der Unterschiede scheint ja leider nicht unbedingt Verlaß zu sein, außerdem ist offenbar der Eingangswiderstand des Emitterfolgers dahinter nicht vernachlässigbar.

Zum Innenleben:
Das in der hiesigen Version verbaute 4-Gang-Frontend von Mitsumi ist das gleiche wie in Onkyos "Kleinen" vom Schlage eines T-4210, gleich ist ebenfalls die Anzahl, nicht aber die Art der Filter, zwischen welchen sich ZF-Verstärkerschaltungen finden - zweimal 280 kHz plus ein 150 kHz GDT (hier irrt die Tabelle im Schaltplan und vertauscht die Filterbestückung bei P- und W-Typ) sorgen für eine eher mittelmäßige Trennschärfe. Die Empfindlichkeit ist dagegen durchaus in Ordnung, ab und zu scheint es allerdings Eigenstörungen zu geben.
Aus Platz- und Kostengründen übernimmt dann ein LA1851N die Rolle als Diskriminator (wie üblich Quadratur mit Hifi-typisch zwei Kreisen, wodurch der Klirr noch unter den im Datenblatt des Chips spezifizierten gedrückt werden kann) und Stereodecoder (VCO mit Keramikresonator, eher typisch für Portables); zwischen beiden Teilen gibt es offenbar noch ein Postdetection-Filter.
Die Deemphasis erfolgt passiv, dahinter findet sich deswegen ein Emitterfolger als Puffer, gefolgt von der im Vergleich zu "richtigen Tunern" auch etwas preisgünstiger ausfallenden 19- und 38-kHz-Filterung und letztlich einem 4558er als Puffer (nebenbei gibt es noch zwei Koppelelkos, von denen man sich IMO den zweiten sparen und durch einen Widerstand ersetzen könnte - das wäre in dem Gerät nicht der einzige Kandidat).

Highend ist es also nicht, das Empfangsteil im TX-SV636, aber brauchbarer als gedacht. (Ein Empfangsteil, das wirklich ziemlich genau dem der kleinen Standalone-Tunern entspricht, fand sich in den alten Stereo-Receivern der besseren Sorte, TX-7x30/40.) Ärgerlicher sind da schon die oxidierten Lautsprecher-Relais, ein Standard-Ärgernis bei Onkyos (und nicht nur bei denen) - der Unterboden wäre übrigens mit einer kräftigen Zange abnehmbar (er hängt nur an dünnen Streben in Aussparungen), zum Anschrauben muß er dann 180° gedreht werden. Netter Trick.

5. Sendeseitiges und so

ANFSCD, oder auf gut deutsch: And now for something completely different... Eigentlich war ich ja auf der Suche nach einem brauchbaren Digital-Pegelanzeige-Plugin für Winamp, das auch mal mehr als 20 dB abdeckt (da wurde ich bisher noch nicht fündig), aber was läuft mir über den Weg? Ein Software-Stereo-Encoder für Windows, der über eine Soundkarte mit Support für ausgangsseitige 192 kHz Samplerate große Töne spuckt. (Die Signalzuführung kann z.B. über eine weitere Soundkarte erfolgen.) Tests ergaben, daß die erreichte Kanaltrennung von den zum Empfang verwendeten Tunern limitiert wird und bei mindestens 50 dB liegt, mit analogen Selbstbau-Stereo-Encodern wäre das wohl völlig undenkbar. Die Anforderungen an den Rechenknecht sind relativ moderat, da wird nicht einmal ein einzelner 500er Coppermine ausgelastet, bei abgeschalteter Monitor-Funktion ist die Last sogar noch erheblich geringer. Es gibt übrigens noch eine verbesserte und mit RDS-Funktionalität ausgestattete Version, die als eingeschränkte Demo vorliegt und voll funktional für günstige 15 Fragezeichen käuflich zu erwerben ist.

Bisher noch nicht aufgetaucht ist ein Gegenstück auf Decoderseite, ein Software-MPX sozusagen. Man bräuchte dafür wohl mindestens 96 kHz Samplerate (besser 192 kHz, sonst muß man mit Tricks arbeiten) eingangsseitig und eine Art Equalizer, um dem eigentlichen Decoder einen brettebenen Frequenzgang anbieten zu können. (Kalibrierung des letzteren könnte mit schlichtem Rauschen erfolgen.) Größte Schwierigkeit dürfte noch das höchst seltene Vorhandensein von Diskriminatorausgängen an Tunern sein (ein Fall für den Lötkolben und eine zusätzliche moderat breitbandige Verstärkerschaltung für das vom Demodulator abgegriffene Signal), gefolgt von der noch relativ geringen Verbreitung von Soundkarten mit 192-kHz-Support eingangsseitig.

6. Foren-sik und andere 'linke Sachen'

Greetz and shouts go out to...

Als alter Radio-Junkie weiß man natürlich auch die Arbeit der Leute auf der "anderen Seite" zu schätzen, und so gehen Grüße raus an:

  1. die Musikfreaks bei Radio freeFM, Bayern 2, Deutschlandfunk und FM4
  2. die bigFM-Nightlounge-Moderatoren (m/w)
  3. ...und an alle anderen, die sonst noch (oft zu nachtschlafener Zeit) interessantes Radio machen

Wenn mir übrigens einer erklären kann, warum die interessantesten Sendungen oft zu irgendwelchen Unzeiten kommen, immer her damit. Sind die Hörer tagsüber zu doof?


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Seite angelegt: 31.07.2004
Zuletzt modifiziert: 26.10.2007