Tipp-Tipp-Hurra

Meine Tastaturenseite

Manche Leute sammeln Briefmarken, andere Tastaturen – ich gehöre zur letzteren Sorte. Dabei sammelt sich nicht nur einiges an interessanter Hardware an, sondern irgendwann kommt man ggf. auch auf die Themen Tastaturlayouts und Ergonomie.

Die unendliche Tastaturensammlung

Meine Aktivität auf Geekhack hat doch den Tastaturenbestand etwas in die Höhe getrieben (zum Glück ohne daß mein Konto zu sehr darunter gelitten hätte, ich mag 1€-Specials ;)). Als da wären:

Einige davon sind (natürlich) auf meine Rechner verteilt, übrig bleibt trotzdem genug...

Welche ich davon primär verwende, ist schnell gesagt: Um den ersten Platz streiten sich hier im Wechsel die Cherry mit Klick und die '93er IBM.
Ganz hinten in meiner persönlichen Hitliste findet sich dagegen die AT102DW – harte Landung, autsch. Wenig davor treiben sich dann die andere Tastatur mit ALPS-Schaltern (die FK-3002) und die Alcatel-Acer mit ALPS-ähnlicher Charakteristik herum, mitsamt der diversen G81er. (Um auf einer G81 – selbst mit geschmierter Mechanik – gut und ermüdungsarm tippen zu können, bedarf es einiger Gewöhnungszeit, was nicht eben auf eine besonders gelungene Konstruktion hinweist. Wirklich ein Jammer, macht doch so eine G81 wegen ihrer Metall-Bodenplatte einen ausgesprochen soliden Eindruck.)
Der Rest findet sich dann irgendwo im besseren Mittelfeld, zuweilen wegen Abwertung durch Macken. Gut gefallen mir noch Cherry mit "Soft-Druckpunkt" und die mit ML-Schaltern bestückte und im gleichen Haus hergestellte Tandberg, auf der es sich nach Gewöhnung an die runden Tastenkappen sehr fix tippen läßt.

Bilder

Verwendete Kamera: Olympus SP-310

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QWERTÜ und Co. – rund ums Tastaturlayout

Caps-Lock umbelegen

Ich gehöre zu jener Sorte Menschen, die die Taste Caps-Lock (vulgo "Hochstellen") eher als Störfaktor sehen und sie in der Vergangenheit z.B. mit CapsLockOff stillgelegt haben. Noch besser ist es allerdings, wenn man eine nützlichere Funktion darauf legt – unter Windows ist das (seit mindestens NT 4.0) systemweit (!) über eine Registry-Einstellung möglich, als nutzerfreundlicheres Frontend dafür gibt es z.B. SharpKeys. Hier ist es die Zurück-Funktion (alias Backspace), was nicht zuletzt in diversen Browsern äußerst praktisch ist (Mozilla-basiertes Gerät: Backspace = zurück, Shift-Backspace = vor). Wer meint, trotzdem noch ab und zu Caps-Lock zu benötigen, kann ja z.B. Scroll-Lock (vulgo "Rollen") entsprechend umbiegen, das wohl auch nur noch in Excel nennenswerte Verwendung findet.

Ab Windows XP geht das laut Key Mapper auch nutzerspezifisch statt systemweit, dazu muß der Schlüssel "Scancode Map" offenbar unter HKEY_CURRENT_USER\Keyboard Layout anstatt HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\Keyboard Layout angelegt werden.

Meine Tastaturlayouts

Anpassung unter Windows

Ausgehend von diesem Thread auf Geekhack habe ich mich einmal näher mit dem Thema mäßig modifizierte QWERTZ-Layouts beschäftigt. Mit dem Microsoft Keyboard Layout Creator 1.3 bewaffnet (1.4 scheint bei älteren Windows-Versionen diverse Darstellungsprobleme zu haben) ist das für Windows nicht weiter schwer, man schnappt sich ein bestehendes Layout (hier das normale deutsche) und modifiziert es nach Herzenslust. Will man allerdings aus dem Layout eine installierbare DLL herstellen, sind ein paar Kleinigkeiten zu beachten:

Herausgekommen sind hier zwei Layouts: "Deutsch (QWERTÜ)" sowie "Deutsch (erweitert)", wobei das letztere schlicht ein normales deutsches Layout mit den auch in QWERTÜ zu findenden Erweiterungen ist.

Deutsch (QWERTÜ)

Erstes Experiment war ein etwas modifiziertes QWERTZ-Layout.

Hier ein gewöhnliches deutsches MFII-Layout (angepaßt von KBDINFO.DOC):

+-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+  N  C  S
|E|  |1|2|3|4| |5|6|7|8| |9|0|1|2| |P|S|P|  _  _  _
+-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+
+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+ +-+-+-+ +-+-+-+-+
|^|1|2|3|4|5|6|7|8|9|0|ß|´|<-    | |I|H|U| |N|÷|x|-|
+---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+----+ +-+-+-+ +-+-+-+-+
|->||q|w|e|r|t|z|u|i|o|p|ü|+|_ | | |D|E|D| |7|8|9| |
+----+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-| | | +-+-+-+ +-+-+-|+|
|CAPS|a|s|d|f|g|h|j|k|l|ö|ä|#|<  |         |4|5|6| |
+---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+   +-+   +-+-+-+-+
|SH |<|y|x|c|v|b|n|m|,|.|-|SH    |   |^|   |1|2|3|E|
+---+-+--+--------------+--+-+---+ +-+-+-+ +---+-|N|
|CTL| |A |    SPACE     |AG| |CTL| |<|V|>| |0  |,|T|
+---+ +--+--------------+--+ +---+ +-+-+-+ +---+-+-+

Mein QWERTÜ-Layout (völlig experimentell und getestet bis dato nur an meiner nicht repräsentativen Wenigkeit) vergrößert tendenziell den Handabstand etwas, und zwar um eine Taste. Frei nach dem Motto: Wenn man schon auf einer geraden Tastatur tippt, sollten wenigstens die Hände weiter auseinander. (Gleichzeitig animiert das einen als notorischen Einhandschreiber auch noch mehr zur Verwendung beider Hände.) Aus dem obigen wird:

+-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+  N  C  S
|E|  |1|2|3|4| |5|6|7|8| |9|0|1|2| |P|S|P|  _  _  _
+-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+
+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+ +-+-+-+ +-+-+-+-+
|^|1|2|3|4|5|6|7|8|9|0|ß|´|<-    | |I|H|U| |N|÷|x|-|
+---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+----+ +-+-+-+ +-+-+-+-+
|->||q|w|e|r|t|ü|z|u|i|o|p|+|_ | | |D|E|D| |7|8|9| |
+----+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-| | | +-+-+-+ +-+-+-|+|
|CAPS|a|s|d|f|g|#|h|j|k|l|ö|ä|<  |         |4|5|6| |
+---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+   +-+   +-+-+-+-+
|SH |<|y|x|c|v|b|,|n|m|.|-|SH    |   |^|   |1|2|3|E|
+---+-+--+--------------+--+-+---+ +-+-+-+ +---+-|N|
|CTL| |A |    SPACE     |AG| |CTL| |<|V|>| |0  |,|T|
+---+ +--+--------------+--+ +---+ +-+-+-+ +---+-+-+

Zugegeben, das ist eher konservativ und mit Layouts wie Neo gar nicht zu vergleichen – immerhin wird hier jeweils nur eine Taste pro Zeile verschoben und verdrängt den Rest entsprechend –, dafür sollte die Umstellung von QWERTZ auch kein großes Problem sein. Nachdem keine Taste ihre Zeile verlassen muß, sollte eine Modifikation bei vielen nicht-krummen Tastaturen möglich sein (bei vielen mechanischen Exemplaren sind die Tastenkappen nur innerhalb einer Zeile austauschbar).

Deutsch (erweitert) und QWERTÜ-Extras

Ich habe mich allerdings auch – sowohl für QWERTZ als auch QWERTÜ – eines alten Reizthemas angenommen, der Position der diversen Klammern und Slashes. Wer jemals das Vergnügen hatte, mit einem deutschen Tastaturlayout programmieren zu wollen, der weiß, daß das kein Zuckerschlecken ist. Gerade die eckigen und geschweiften Klammern sind nur mit Verrenkungen der rechten Hand (oder immer noch umständlich mit der linken) einzugeben. Es waren allerdings noch ein paar nutzerfreundlichere Positionen auf der 3. Ebene (AltGr) frei, die ich prompt verwendet habe:

Zeichen Eingabe
( AltGr+1
) AltGr+4
{ AltGr+5
} AltGr+6
[ AltGr+Ö
] AltGr+Ä
\ AltGr+.
/ AltGr+-

Die eckigen Klammern und der Slash sind damit an den gleichen Positionen wie auf einer US-Tastatur erreichbar, die geschweiften Klammern sind nun beidhändig einzutippen (das ging vorher im Prinzip auch schon, nur muß man eben wissen, daß Ctrl + Alt = AltGr; genaugenommen LCtrl + RAlt = AltGr, aber zumindest Windows ist da nicht so wählerisch), und die runden Klammern sind für Linkshänder (wie den Autor) besser erreichbar.

Außerdem habe ich – und das war wohl der mühsamste Part, nachdem alle zusammengesetzten Zeichen einzeln herauszusuchen waren – zusätzliche Deadkeys für die Eingabe diakritischer Zeichen eingebaut:

Diakritisches Zeichen Eingabe Eselsbrücke
Caron ˇ AltGr+^
Ring oben ° AltGr+Shift+^ "AltGr+°"
Brevis ˘ AltGr+Shift+4 "Shift+)"
Cedille ¸ AltGr+´
Ogonek ˛ AltGr+Shift+´
Tilde ˜ AltGr+Shift++ "Shift+~"
Schräger Querstrich / AltGr+Shift+- "Shift+/"
Diärese bzw. Trema ¨ AltGr+Shift+. "AltGr+:"

Eigenheiten dabei:

Das mit den obigen Extras aufgebohrte QWERTZ-Layout habe ich schlicht "Deutsch (erweitert)" genannt. Damit haben auch diejenigen etwas davon, denen QWERTÜ nicht zusagt, deren Tastatur sich nicht sonderlich umbauwillig gibt (ALPS-Tastenschalter, anyone?) oder deren Umgebung davon nicht erfreut wäre. Würde mich nicht wundern, wenn diese Variante die beliebtere wäre…

Mein "Deutsch (erweitert)" ist nicht ganz das richtige, die Idee aber grundsätzlich sympathisch? Es gibt noch ein paar mehr "aufgebohrte" deutsche Layouts.

Download

Hier gibt es das (experimentelle) QWERTÜ-Layout "Deutsch (QWERTÜ)" und das mit denselben Extras versehene QWERTZ-Layout "Deutsch (erweitert)" zum Download. Enthalten sind sowohl die Sources (.klc-Datei aus MS Keyboard Layout Creator 1.3) als auch die kompilierten DLLs jeweils mit MSI-Datei zur Installation. GerExt = Deutsch (erweitert), GerTUe = Deutsch (QWERTÜ).
Verwendbar ab Windows NT 4.0 SP6, vermutlich nur 32-Bit (getestet unter NT4 SP6a, 2000, Server 2003 und Vista 32-Bit). Ab Vista manuelle Installation erforderlich (siehe vista.txt), der Installer scheint mit der UAC so seine Probleme zu haben.

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Die Tastatur (und Maus) im Umfeld der PC-Ergonomie

Grundlagen

Das wichtigste gleich zu Anfang:

Ergonomie ist ein Konzept. Es gibt sie nicht fertig in Tüten.

Bei sogenannter ergonomischer Hardware wird also die Ergonomie nicht per se mitgeliefert – da muß die Umgebung auch stimmen, und bei falschem Einsatz kann u.U. von Ergonomie keine Rede mehr sein.

Generell wichtig ist eine richtige Sitzhaltung, das ist auch hinlänglich dokumentiert (Stichwort Bildschirmarbeitsplätze). Was die Bedienung von Tastatur und Maus angeht, so ist darauf zu achten, daß die Hände nicht zu weit nach oben und außen gebogen werden. Für Ruhephasen kann eine Handballenauflage sinnvoll sein, beim Schreiben selbst sollten die Arme aber nicht darauf ruhen.

Ähnliches gilt für Finger. Die klassische Position des Scrollrades an der Maus stellt in dieser Hinsicht eine 1A Fehlkonzeption dar, da hierfür der Zeige- oder Mittelfinger stark nach oben gebogen werden muß, was anatomisch sehr ungünstig ist. Eine Bedienung mit dem Daumen wäre hier um einiges sinnvoller – für links wie rechts verwendbare Exemplare müßte man sich was einfallen lassen. Auch erlauben viele Nager keine natürliche Krümmung der Finger. Wer konstruiert die Biester eigentlich? Haben die keine Hände?

Aus der Geschichte der Tastatur-Ergonomie

Sogenannte ergonomische Tastaturen, bei denen das alphanumerische Feld teilbar ist und ggf. noch weitere Einstellmöglichkeiten bestehen, kamen ca. 1993/94 auf. Wirklich durchgesetzt haben sie sich allerdings nie, auch wenn noch eine ganze Reihe teils illustrer Konstruktionen auf dem Markt ist (die wohl preisgünstigste ist die KBPC E aus dem Haus Fujitsu(-Siemens), sonst muß man sich fast bei Kinesis umsehen). Zum einen spielen bei der Tastaturergonomie noch ganz andere Dinge mit – nicht zuletzt die Betätigungscharakteristik der Tasten und deren Eigenarten –, zum anderen setzen sie zwingend eine Standard-Zehnfinger-Tipptechnik voraus. (Dabei streiten sich selbst die "Zehnhändigen" noch, ob 6 nun links oder rechts hingehört, ähnliches bei B – am besten beides.) Das war seinerzeit auch OK so, immerhin war das ganze für Bürokräfte gedacht, die das Tippen nach Lehrbuch auf irgendwelchen SchreIBMaschinen gelernt hatten.

Enter the information age. In den 90er Jahren verbreiteten sich PCs explosionsartig. Diese waren für gewöhnlich ausgestattet mit Tastaturen im MFII-Layout nach IBM (hierzulande mit 102 Tasten) oder später mit 105-Tasten-Exemplaren, dazu kam eine Maus, meist rechts davon. In diesem gängigen Szenario gibt es ein Problem: Liegt der alphanumerische Teil der Tastatur genau mittig vor dem Nutzer, muß das Zeigetierchen sehr weit nach rechts, und der Wechsel zwischen Tastatur und Maus bedingt einen nicht unerheblichen Weg für die rechte Hand, die gerade bei Rechtshändern ohnehin schon genug zu tun hat. Das Tastaturlayout wurde halt anno 1984 konzipiert, als Mäuse noch nicht annähernd so verbreitet und wichtig waren.
Nun stelle man sich mal vor, man sei Kind und wachse mit einem Rechner auf, mit ausgedehnter Mausnutzung und ohne jemals formal das Zehnfingersystem zu erlernen. Wie mag wohl die resultierende "Ghetto"-Tipptechnik aussehen? Mit Sicherheit linkslastig! Ist man obendrein Linkshänder wie der Autor dieser Seiten, sicher noch mehr. (Unsereiner kann im Prinzip komplett mit links tippen.) Daß da eine Ergo-Tastatur nichts bringt, ganz im Gegenteil, sollte klar sein.

Dann gibt es da noch so ein Altlasten-Problem: Das Tastaturlayout. Schon das QWERTY-Original aus dem englischen Sprachraum wurde nicht konsequent auf die Minimierung von Fingerbewegungen optimiert, weil es schlicht für mechanische Schreibmaschinen entwickelt wurde, denen wir auch die versetzte Tastenanordnung zu verdanken haben. Bei diesen kann immer nur eine Taste gleichzeitig gedrückt sein (Shift einmal ausgenommen), und bei frühen Exemplaren konnte es u.U. zum Verhaken kommen, so daß man zu schnelle Tastenwechsel gezielt ausbremsen mußte. Das war aber eigentlich bereits in den 1880er Jahren (kein Tippfehler) schon wieder überholt. Im Endeffekt ist QWERTY ein zwar nicht extrem schlechtes, aber auch nicht gerade gutes Layout mit einer gewissen Linkslastigkeit. (Das seinerzeit von einem US-Offizier als ergonomischere Alternative entwickelte Dvorak-Layout, welches Nutzern zufolge schon eine Verbesserung des Tippkomforts bringt, ist in etwa gleichem Maße rechtslastig. Das neuzeitliche Colemak schließlich zeigt sich ausgewogener als beide.)
Die Effizienz der landesspezifisch angepaßten QWERTY-Varianten inkl. der oft von IBM konzipierten Zweit- und Drittbelegungen ist noch einmal eine Sache für sich (man denke nur an das Thema Programmieren mit deutschem QWERTZ-Layout, welches ich bei meinen Layouts etwas entschärft habe) – erst recht, wenn mehrere Sprachen ins Spiel kommen. Das französische AZERTY scheint dabei einer der übleren QWERTY-Ableger zu sein.

Verbesserungsmöglichkeiten

Bauform

Letztlich ist jedes Layout ein Kompromiß. Das gilt besonders dann, wenn man dieselbe Tastatur für Links- wie Rechtshänder, Zehnfingerschreiber und Sichttipper anbieten will.

Wie aber könnte man die Ergonomie wirksam verbessern? Sehen wir uns dazu erst einmal an, welche Anforderungen verschiedene Nutzergruppen an Tastaturen haben.

Wie sieht es denn etwa bei Links- und Rechtshändern aus? Nun, es sollte wohl klar sein, daß auch Linkshänder zuerst mit ganz normalen "Rechtshänder-Tastaturen" in Berührung kommen. Da die Bedienung einer Tastatur zum allergrößten Teil zu erlernen ist ("Software"), ist das auch nicht weiter problematisch. Das heißt andererseits auch, daß eine 1:1 gespiegelte "Linkshänder-Tastatur" nicht eben extrem sinnvoll wäre – zumal auch "normale" für Rechtshänder ihre Tücken haben.
Betrachten wir einmal vier wichtige Fälle im Detail, nämlich Links- und Rechtshänder jeweils mit links- oder rechtshändiger Mausnutzung:

  1. Rechtshänder, Maus rechts: Rechte Hand stark beansprucht, große Distanz bei Tastatur-Maus-Wechsel. Diese Nutzergruppe würde von einer Tastatur ohne Ziffernblock (im englischsprachigen Raum salopp "tenkeyless" genannt) bzw. einem abnehmbaren oder separaten Ziffernblock profitieren.
                                                  |       
    +-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+     \          N  C  S 
    |E|  |1|2|3|4| |5|6|7|8| |9|0|1|2| |P|S|P|     /          _  _  _ 
    +-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+     |                  
    +-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+ +-+-+-+      \        +-+-+-+-+
    |^|1|2|3|4|5|6|7|8|9|0|ß|´|<-    | |I|H|U|       |       |N|÷|x|-|
    +---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+----+ +-+-+-+     _____     +-+-+-+-+
    |->||q|w|e|r|t|z|u|i|o|p|ü|+|_ | | |D|E|D|    /  |  \    |7|8|9| |
    +----+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-| | | +-+-+-+   |   |   |   +-+-+-|+|
    |CAPS|a|s|d|f|g|h|j|k|l|ö|ä|#|<  |           |___|___|   |4|5|6| |
    +---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+   +-+     |       |   +-+-+-+-+
    |SH |<|y|x|c|v|b|n|m|,|.|-|SH    |   |^|     |       |   |1|2|3|E|
    +---+-+--+--------------+--+-+---+ +-+-+-+   |       |   +---+-+N|
    |CTL| |A |    SPACE     |AG| |CTL| |<|V|>|   |       |   |0  |,|T|
    +---+ +--+--------------+--+ +---+ +-+-+-+    \_____/    +---+-+-+
    \__________________  ____________________/
                       \/
                   "tenkeyless"
    
    [Tenkeyless] [Maus] [Rechtshänder-Ziffernblock]
  2. Linkshänder, Maus links: Linke Hand stark beansprucht, kleine Distanz bei Tastatur-Maus-Wechsel. Diese Nutzergruppe stört sich grundsätzlich nicht am Ziffernblock, allerdings wird sie ihn auch kaum als besonders nützlich empfinden. Zu sehr ist dessen Layout auf die rechtshändige Eingabe optimiert. Also tauschen wir diesen gegen ein wiederum separates und auf Linkshänder angepaßtes Exemplar.
                      |                                               
     S  C  N         /      +-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+
     _  _  _         \      |E|  |1|2|3|4| |5|6|7|8| |9|0|1|2| |P|S|P|
                      |     +-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+
    +-+-+-+-+        /      +-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+ +-+-+-+
    |-|x|÷|N|       |       |^|1|2|3|4|5|6|7|8|9|0|ß|´|<-    | |I|H|U|
    +-+-+-+-+     _____     +---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+----+ +-+-+-+
    | |7|8|9|    /  |  \    |->||q|w|e|r|t|z|u|i|o|p|ü|+|_ | | |D|E|D|
    |++-+-+-|   |   |   |   +----+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-| | | +-+-+-+
    | |4|5|6|   |___|___|   |CAPS|a|s|d|f|g|h|j|k|l|ö|ä|#|<  |        
    +-+-+-+-+   |       |   +---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+   +-+  
    |E|1|2|3|   |       |   |SH |<|y|x|c|v|b|n|m|,|.|-|SH    |   |^|  
    |N+-+---+   |       |   +---+-+--+--------------+--+-+---+ +-+-+-+
    |T|,|  0|   |       |   |CTL| |A |    SPACE     |AG| |CTL| |<|V|>|
    +-+-+---+    \_____/    +---+ +--+--------------+--+ +---+ +-+-+-+
    
    [Linkshänder-Ziffernblock] [Maus] [Tenkeyless]
    Auch könnte hier eine Anordnung der mittleren Sektion auf der linken Seite nützlich sein, etwa so wie im folgenden dargestellt.
                      |                                                
     S  C  N         /      +-+-+-+ +-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ 
     _  _  _         \      |P|S|P| |E|  |1|2|3|4| |5|6|7|8| |9|0|1|2| 
                      |     +-+-+-+ +-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ 
    +-+-+-+-+        /      +-+-+-+ +-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+ 
    |-|x|÷|N|       |       |U|H|I| |^|1|2|3|4|5|6|7|8|9|0|ß|´|<-    | 
    +-+-+-+-+     _____     +-+-+-+ +---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+----+ 
    | |7|8|9|    /  |  \    |D|E|D| |->||q|w|e|r|t|z|u|i|o|p|ü|+|_ | | 
    |++-+-+-|   |   |   |   +-+-+-+ +----+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-| | | 
    | |4|5|6|   |___|___|           |CAPS|a|s|d|f|g|h|j|k|l|ö|ä|#|<  | 
    +-+-+-+-+   |       |     +-+   +---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+ 
    |E|1|2|3|   |       |     |^|   |SH |<|y|x|c|v|b|n|m|,|.|-|SH    | 
    |N+-+---+   |       |   +-+-+-+ +---+-+--+--------------+--+-+---+ 
    |T|,|  0|   |       |   |<|V|>| |CTL| |A |    SPACE     |AG| |CTL| 
    +-+-+---+    \_____/    +-+-+-+ +---+ +--+--------------+--+ +---+ 
    
    [Linkshänder-Ziffernblock] [Maus] [Tenkeyless]
  3. Linkshänder, Maus rechts: Ausgewogenere Belastung L/R, große Distanz bei Tastatur-Maus-Wechsel. Hier wäre ein Linkshänder-Ziffernblock auf der linken Seite nützlich, egal ob fest oder separat:
                                                             |       
     S  C  N   +-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+     \      
     _  _  _   |E|  |1|2|3|4| |5|6|7|8| |9|0|1|2| |P|S|P|     /      
               +-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+     |      
    +-+-+-+-+  +-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+ +-+-+-+      \     
    |-|x|÷|N|  |^|1|2|3|4|5|6|7|8|9|0|ß|´|<-    | |I|H|U|       |    
    +-+-+-+-+  +---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+----+ +-+-+-+     _____  
    | |7|8|9|  |->||q|w|e|r|t|z|u|i|o|p|ü|+|_ | | |D|E|D|    /  |  \ 
    |++-+-+-|  +----+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-| | | +-+-+-+   |   |   |
    | |4|5|6|  |CAPS|a|s|d|f|g|h|j|k|l|ö|ä|#|<  |           |___|___|
    +-+-+-+-+  +---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+   +-+     |       |
    |E|1|2|3|  |SH |<|y|x|c|v|b|n|m|,|.|-|SH    |   |^|     |       |
    |N+-+---+  +---+-+--+--------------+--+-+---+ +-+-+-+   |       |
    |T|,|  0|  |CTL| |A |    SPACE     |AG| |CTL| |<|V|>|   |       |
    +-+-+---+  +---+ +--+--------------+--+ +---+ +-+-+-+    \_____/ 
    
    [Linkshänder-Ziffernblock] [Tenkeyless] [Maus]
    [Linkshänder-MF-Layout] [Maus]
    Man beachte den Abstand zum alphanumerischen Bereich – so mancher wird daran gewöhnt sein, daß dort halbwegs Platz ist.
  4. Rechtshänder, Maus links: Ausgewogenere Belastung L/R, kleine Distanz bei Tastatur-Maus-Wechsel. Endlich mal eine Gruppe, die mit dem Standard-Layout gut zurechtkommt, auch wenn ggf. eine Verlagerung der mittleren Sektion nach links nützlich sein könnte.
          |                                                         
         /      +-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+  N  C  S 
         \      |E|  |1|2|3|4| |5|6|7|8| |9|0|1|2| |P|S|P|  _  _  _ 
          |     +-+  +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+-+ +-+-+-+          
         /      +-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+ +-+-+-+ +-+-+-+-+
        |       |^|1|2|3|4|5|6|7|8|9|0|ß|´|<-    | |I|H|U| |N|÷|x|-|
      _____     +---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+----+ +-+-+-+ +-+-+-+-+
     /  |  \    |->||q|w|e|r|t|z|u|i|o|p|ü|+|_ | | |D|E|D| |7|8|9| |
    |   |   |   +----+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-| | | +-+-+-+ +-+-+-|+|
    |___|___|   |CAPS|a|s|d|f|g|h|j|k|l|ö|ä|#|<  |         |4|5|6| |
    |       |   +---+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+------+   +-+   +-+-+-+-+
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    [Maus] [Herkömmliches MF-Layout]
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    [Maus] [Rechtshänder-MF-Layout Variante 1]
    oder
    [Maus] [Rechtshänder-MF-Layout Variante 2]

Gibt es noch andere Optimierungsmöglichkeiten als die vorgeschlagenen? Na klar. Gruppen 1 und 4 etwa würden sich auch über eine Tastatur mit integriertem Trackpoint freuen. Mit dem mitten im alphanumerischen Bereich befindlichen "Nippel" entfällt der nervige Tastatur-Maus-Wechsel. Allerdings ist dessen Bedienung etwas gewöhnungsbedürftig, so daß er IMO zwar Touchpads deutlich überlegen ist, es im Vergleich mit einem Zeigetierchen oder "ausgewachsenen" Trackball aber dann doch etwas schwer hat.

Aber mal angenommen, man wolle als Tastaturhersteller jeder der 4 Gruppen gerecht werden wie oben skizziert – wie stellt man das an, ohne im Extremfall 6 verschiedene Varianten herstellen zu müssen (und das auch noch in US/ANSI und ISO)? Nun, als erstes würde sich die Aufteilung in Hauptteil und Ziffernblock anbieten, wie das ja auch schon hier und da praktiziert wird. Damit wären von jedem noch 2 Varianten herzustellen (macht inkl. ANSI vs. ISO deren 6). Aber man kann das ja noch weiter treiben – warum nicht komplett modular in 3 Teilen? Wenn man es geschickt anstellt, ließe sich sogar durch einfaches Umstecken aus einem "Rechtshänder-Hauptteil" eine Linkshänder-Variante machen, damit entfiele auch diese Unterscheidung.

Auch eine Variante nur mit "Rechtshänder-Hauptteil" und Ziffernblocks "links" und "rechts" wäre nicht die schlechteste. Aber soviel müßte fast schon sein. Sonst würde mal mindestens die ziffernblockaffine Linkshänderwelt hinten runterfallen.

Tastenbelegung

Das Problem der Tastenbelegung ist kein ganz triviales – wehe, wenn man mühsam ein besseres Layout erlernt hat und dann irgendwo ein nicht umstellbares QWERTZ / QWERTY benutzen muß. Dabei sprechen durchaus handfeste ergonomische Gründe für neuzeitliche Alternativ-Layouts wie Neo oder Colemak – häufigere Nutzung der Buchstaben in Grundstellung, verringerte Wege, ausgewogenere Verteilung der Belastung zwischen linker und rechter Hand, dazu im Unicode-Zeitalter ein erweitertes Zeichenrepertoire und Sonderfunktionen.

Die Rolle des Tastenanschlags

Und, wieviele Anschläge machen Sie so in der Minute? – Habe ich mich hier als Typistin beworben oder als Terroristin?!

OK OK, der Witz hat so 'nen Bart. Aber wie sieht es denn eigentlich aus mit dem Einfluß des Tastenanschlages? Nun, es gibt so einige Dinge, die einem den Spaß am Tippen verleiden und gründlich auf die Sehnen oder wenigstens Nerven gehen können:

Für Freude sorgen hingegen:

Des weiteren sollte der Tastenrand klar zu ertasten sein (aber bitte ohne daß es dabei gleich scharfkantig wird), ebenso ist eine Zentrierhilfe in Form eines zylindrischen oder sphärischen Tastenquerschnitts nützlich. Rechteckige Tasten mit sphärisch gewölbter Oberfläche findet man heute nur noch bei Fujitsu-Siemens (inzwischen ohne Siemens im Namen, aber drin), die sind aber ungeachtet des leicht altmodischen Aussehens super zum Tippen. Die zylindrischen Querschnitte waren ursprünglich Anfang der 80er eine Modesache und wurden nur dank des Siegeszuges des IBM-PCs zum Standard.

Strukturierung und Beschriftung der Tastatur

Wer den ganzen Tag "zehnhändig" auf seine Tastatur einhackt und sie dabei keines Blickes würdigt, den wird ihr Aussehen bestenfalls unter ästhetischen Gesichtspunkten interessieren. Ganz anders sieht das aus, wenn einer wie der Autor mit "Ghetto"-Tipptechnik "auf Sicht" daherkommt, und das auch noch mit sichttechnischen Einschränkungen und ggf. in leicht schummrigem Umgebungslicht. Da werden einige Dinge ziemlich wichtig:

Wünschenswert ist darüber hinaus eine klare Strukturierung, wie sie sich bei Ausführung der Tasten in zwei Farbtönen ergibt. Dieses wurde m.E. nur aus Kostengründen zum größten Teil aufgegeben.

Ergonomische Tastaturen – wirklich alles ergo?

Wie bereits eingangs erwähnt: Ergonomie ist ein Konzept. Wenn ein Produkt von sich behauptet, die Ergonomie gleich mitzuliefern, ist eine Portion Skepsis angebracht – oftmals werden einige Aspekte verbessert, andere aber verschlechtert. Beispiele gefällig?

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Online seit: 15.08.2009
Zuletzt modifiziert: 04.08.2012